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Klaus Wiegandt: "Nutzen wir endlich unsere demokratischen Rechte!"

Der Gründer des Forums für Verantwortung und Stifter zahlreicher Bildungs- und Publikationsprojekte für die Durchsetzung nachhaltiger Entwicklung plädiert für den langen Marsch durch die Institutionen: Die Bürger sollten massenhaft in die Volksparteien eintreten und sie zu mehr Klimaschutz bewegen.

Der Frust über die Unbeweglichkeit der Politik scheint allerorten groß zu sein. Bei den anstehenden Europawahlen am 25. Mai wird mit geringer Beteiligung und einem Rechtsruck gerechnet. Wirtschaft und Wachstum beherrschen die Wahlslogans. Obwohl die Zeit angesichts der globalen Erwärmung drängt, tut die herrschende Politik wenig für die nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Änderung von Produktion und Konsumverhalten steht nicht in Aussicht, wirkliche und zustimmungsfähige Strategie sieht aus zukunftsfähiger Perspektive anders aus.

Der massenhafte Eintritt in die großen Volksparteien könnte mehr Veränderung bewirken, davon geht Klaus Wiegandt aus. In seinem Zwischenruf für die Stiftung Denkwerk Zukunft plädiert der ehemalige Vorstandssprecher der Metro AG, der mit 60 Jahren den Vorsitz niederlegte und die Stiftung Forum für Verantwortung gründete, für mehr Engagement in der Nutzung der Instrumente der parlamentarischen Demokratie – statt Frust:

"Nutzen wir endlich unsere demokratischen Rechte für die uns bedrängenden Fragen!

Wenige, aber finanzstarke und einflussreiche Interessengruppen wie Hochfinanz und Big Oil beherrschen heute weltweit entscheidende Bereiche der Politik. Auch in unserer Demokratie ist das nicht anders. Der Wähler fühlt sich ohnmächtig und ist zudem frustriert über die seines Erachtens verkrusteten Parteistrukturen.

Doch die Bürger schöpfen ihre demokratischen Rechte nicht annähernd aus. Wer macht sich denn die Mühe, Bundestagsabgeordnete in ihren Wahlkreisen regelmäßig aufzusuchen und sie mit den uns bedrängenden Fragen zu konfrontieren? Brächte sich eine kritische Masse von Staatsbürgern so aktiv an der Basis unserer Demokratie ein, veränderten wir schnell das Bewusstsein unserer Politiker. 

Träten zudem z. B. von den rund 62 Mio. Wahlberechtigten nur je 300.000 in die beiden Volksparteien mit ihren größtenteils passiven knapp 500.000 bis 600.000 Mitgliedern ein, hätten sie umfassenden Einfluss auf Parteiprogramme und die Kandidatenauswahl für die Parlamente.  

Daneben gibt es Hunderttausende progressive Kräfte in unserer Gesellschaft, die sich für eine bessere Welt engagieren. Aber hoffnungslos zersplittert in partikulare Interessen – Umwelt, Frieden, Gerechtigkeit, Armut, Tierschutz usw. – sind sie keine politischen Schwergewichte. Eine Vernetzung dieser Kräfte unter dem Dach des kleinsten gemeinsamen Nenners, dem Klimaschutz, wäre ein wirkungsvolles „Gegengewicht“ im Kampf um die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft."

Klaus Wiegandt ist Gründer und Vorstand der Stiftung Forum für Verantwortung sowie Herausgeber der dreizehnteiligen Buchreihe Zukunft Erde. Angeschlossen ist die neue Buchreihe Entwürfe für eine Zukunft der Erde, in der auch Autoren der factory wie Ortwin Renn und Harald Welzer zu lesen sind. Zudem ist Wiegandt Mitbegründer der Bildungsinitiative Mut zur Nachhaltigkeit.

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