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Earth Hour mahnt symbolisch

Am Samstagabend, 29. März 2014, gehen die Lichter aus, weltweit. Es ist nicht das Ende der Welt, sondern soll ein Zeichen für den globalen Klimaschutz setzen.

Um halb neun abends geht am Samstag das Licht aus. In zehntausenden Städten weltweit, in Deutschland in einigen hundert. Rund 150 Städte sollen hierzulande dabei sein, sie haben sich beim WWF, dem Promoter der Earth Hour, registriert. Doch nicht nur in Städten soll das Licht symboblisch erlöschen, auch individuell sollen möglichst viele Menschen mitmachen – um eindrucksvollere Zahlen und Karten präsentieren zu können, sollen sie sich beim WWF auf der Website ebenfalls registrieren.

Die Idee dahinter ist eine deutlich sichtbare Aktion: Wenn weltweit Lichter ausgehen, könnte der Blick auf die Schattenseiten der künstlichen Lichtproduktion fallen. Das für die meisten Menschen in den Industrieländern unsichtbare Phänomen der Erderwärmung durch den hohen Treibhausgasausstoß soll deutlich werden.

Die Kraft eines solchen Symbols ist umstritten. Kritiker verweisen auf die geringe emissionsmindernde Wirkung eines einstündigen Komplettausschaltens der Beleuchtung. Anlässlich des ersten Earth Days 2007 ließ die Tageszeitung taz das Öko-Institut ausrechnen, dass mit einer Beteiligung der Hälfte aller bundesdeutschen Haushalte für fünf Minuten landesweit 343 Tonnen CO2 gespart würden. Würden die Haushalte aber statt Glühbirnen Energiesparlampen innerhalb eines ganzen Jahres zum Leuchten bringen, könnten 2,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, 7000-mal so viel wie bei der Earth Hour-Aktion.

Gewarnt wurde im Vorfeld auch, dass ein elektrisches Abschalten das Stromsystem großflächig zusammenbrechen lassen könnte – ähnlich wie beim gleichzeitigen massenhaften Abheben von Bargeld das Bankensystem. Nach dem ersten Earth Day gaben die Netzbetreiber jedoch Entwarnung: Versorgung und Netzfrequenz blieben stabil.

Doch weil Klimapolitik angesichts des Scheiterns internationaler Konferenzen und des Emissionshandels ohnehin als Symbolpolitik gilt, sind Aktionen wie die Earth Hour auch dankbare Gelegenheiten für eine massenhafte, weltweite Aufmerksamkeit. Die erzeugten Bilder und die Teilnahme vieler Städte mit meist ausgewählten Orten sind beeindruckend: Wann sind touristische Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor, das Kolosseum in Rom, das Münchener Rathaus oder das Empire State Building in New York City schon mal unbeleuchtet in der Dunkelheit zu sehen? Möglich, dass da Fragen gestellt werden.

Münchens Klimabürgermeister Hep Monatzeder hält die Verdunkelungsaktion sogar für einen echten Klimaschutzbeitrag, jede eingesparte Kilowattstunde Strom helfe weiter. "Deshalb rufe ich alle Münchnerinnen und Münchner, speziell auch die Gewerbetreibenden, dazu auf, uns zu folgen und von 20.30 bis 21.30 Uhr das Licht zu Hause oder im Betrieb zu löschen“, so Monatzeder in der Münchener Abendzeitung weiter. „Mit der Aktion wollen wir auch deutlich machen, dass ein bewussterer Lebensstil, der Ressourcen schont und Energie spart, auch Spaß machen kann.“ In München bleiben gleich mehrere Sehenswürdigkeiten wie die Frauenkirche und sogar die Bavaria am Oktoberfestgelände im Dunkeln.

Andererseits sollte man die Bedeutung von Symbolen auch nicht unterschätzen: Welche erfrischende Wirkung der Verzicht auf Gewohntes haben kann und wie groß die mögliche nachhaltige Wirkung von zum Beispiel autofreien Tagen oder Stadtrevieren selbst für nur kurze Zeit haben kann, zeigt der factory-Beitrag Ein schöner Tag im Magazin Glück-Wunsch.

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