Schuld und Sühne

Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Die Ewigkeitskosten für die Hinterlassenschaften von Atomkraftnutzung und Bergbau sind hoch. Niemand weiß, ob die Rückstellungen ausreichen. Von den drückenden Lasten möchten sich die Verantwortlichen befreien und die Risiken auf die Gemeinschaft übertragen. Von Ralf Bindel weiterlesen
Schuld- und Schubumkehr

Schuld- und Schubumkehr

Der Kredit des Himmels ist begrenzt. Nicht die Energiequellen sollten den Preis für seine Verschmutzung bestimmen, sondern seine CO2-Aufnahmefähigkeit. Internationale Klimapolitik könnte erfolgreich sein, wenn ein Großteil der Ressourcen im Untergrund bliebe – also die (Klima-)Schuldenaufnahme und ihre Tilgungskosten reduziert würden. Um die Atmosphäre als Globales Gemeingut zu schützen, brauchen wir eine entsprechend steigende CO2-Bepreisung. Unternehmen würden in emissionsarme Technologien investieren. Und Staaten könnten die Einnahmen in ihre Infrastrukturen und Bildungssysteme stecken – oder ihre Verschuldung abbauen. Von Ottmar Edenhofer weiterlesen
Kein Wandel ohne Risiko

Kein Wandel ohne Risiko

Ressourceneffiziente Innovationen und eine Energiewende sind nicht möglich ohne Investitionen. Doch zur Geldanlage gehört auch das Risiko des Kapitalverlusts. Die neuen amtlichen Sorgen um Sicherheit und Regulierung hingegen führen nicht zu mehr Nachhaltigkeit. Statt zu gängeln, sollte der Staat Interesse und Risikobewusstsein wecken. Bürger dürfen zwar wählen und mit Teilkasko Auto fahren, doch bei der Geldanlage sprechen Politiker ihnen die Mündigkeit ab. Ein Standpunkt von Susanne Bergius weiterlesen
Zum Beispiel Energieschulden

Zum Beispiel Energieschulden

Die Kosten für Ressourcen wie Wasser, Wärme und Strom steigen, Millionen Menschen leben in Armut. Welche Lösungen gibt es für eine faire Ressourcenwende? Von Michael Kopatz weiterlesen
Dauerplastik

Dauerplastik

Kunststoffe sind ein elementarer Bestandteil unseres Lebens und tragen in vielen Bereichen zur Reduktion von Umweltbelastungen bei. Gleichzeitig lassen sie eine sehr spezielle Zukunftsschuld entstehen: die Vermüllung unserer Meere. Eine aktuelle Studie zeigt konkrete Einsparpotenziale auf. Von Henning Wilts weiterlesen
Opulenz ist das Gebot der Stunde

Opulenz ist das Gebot der Stunde

Die Ressourcenschulden von gestern sind unsere Ressourcensicherheit von morgen. Wie gut, dass wir wertvolle Rohstoffe auf den Müll geworfen und ressourcenintensiv gebaut haben. Doch was machen wir, wenn die urbanen Minen erschöpft sind? Eine Glosse von Klaus Dosch weiterlesen

Über Ressourcenschulden

In der gegenwärtigen Staatsschuldenkrise und dem sich abzeichnenden Drama innerhalb Europas ausgerechnet über Ressourcenschulden reden zu wollen, das ist mal wieder typisch factory. Schulden werden meist mit Rückzahlungsverpflichtungen gleichgesetzt, sie sind verbunden mit Krediten und Zinsen, aber auch mit Gebühren, Steuern und Rückstellungen. Der Begriff ist negativ belastet, niemand hat gerne Schulden, ist gerne abhängig. Wir sprechen von Schuldenlast, Schuldenberg, erfinden eine Schuldenbremse und genehmigen einen Schuldenerlass. Das Kunstwort Ressourcenschulden haben wir kreiert, um die Debatte aus der monetären Verpflichtungszone zu den anderen Bedrohungen zu führen. Dabei wollen wir nicht moralinsauer wirken. Aber es ist schon erstaunlich, dass die mit einer Naturentnahme, die über jegliches Erhaltungsmaß hinausgeht und Gemeingut unwiederbringlich zerstört, aufgenommenen Schulden willentlich nicht zurückgezahlt werden. Schulden, die nicht mit dem gleichen Furor behandelt werden wie in der Geldökonomie, die – nach der Entkopplung von Goldwerten – eigentlich nur aus Zahlen auf Papier oder in Computern besteht. Schließlich geht es dabei um Vereinbarungen zwischen Menschen – und Menschen können immer auch anders entscheiden.

Die wirklich große Gefahr sind die Ressourcenschulden, für sie gibt es keinen Schuldenschnitt. Sie verursachen die Kipppunkte bei Klima, Ozeanen, Boden, biologischer Vielfalt, Wasser, nach denen anschließend das menschliche Zusammenleben ganz anders aussehen wird – für die meisten wahrscheinlich grausamer und leidvoller, als wir uns das bereits jetzt angesichts der Flüchtlingsströme vorstellen können. Dabei geht es uns um das vermeidbare Leid durch eine Begrenzung der Schuldenaufnahme in einer von Menschen bestimmten Welt, nicht um eine moralische Schuld gegenüber "Mutter Erde". "Wir haben diese Welt nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geborgt." Das Zitat des Nobelpreisträgers Konrad Lorenz trifft es eigentlich ganz gut, auch wenn es häufig missbraucht wird. Es geht um unsere Welt von Lebens- und Umweltqualität, die wir im vollen Bewusstsein zerstören, um spätere Generationen, deren Lebensbedingungen wir prägen. Es geht uns nicht um die Schuld am Planeten, wie es häufig formuliert wird. Für den Planeten Erde mit seiner Geschichte von 4,5 Milliarden Jahren, der vor 3,8 Milliarden Jahren anfing, sich zu beleben und aus dessen Cyanobakterien sich letztlich der Mensch entwickelte, sind wir ein Witz mit unseren 200.000 Jahren Homo Sapiens. Selbst wenn wir die Ressourcenausbeutung und -belastung weiter intensivieren, werden Menschen überleben – andererseits verschlechtern wir auch die Bedingungen unserer Gegenwart. Es geht weniger um den Planeten, dem wir übrigens ziemlich egal sind, als vielmehr um vermeidbares Leid. Steigende Meeresspiegel, Extremwetter, Hunger, Klima- und Ressourcenkonflikte werden die Zahl der Flüchtlinge, Kranken und Todesopfer weltweit dramatisch erhöhen. Diese und die gegenwärtigen Opfer ließen sich durch Anpassung weltweiten Handelns reduzieren. Aber nochmal: Mit einer Schuld am Planeten hat das nichts zu tun.

In dieser Ausgabe, die wir bewusst Schuld und Sühne nach Dostojewski betitelt haben, zeigen wir, wie wir Fehler bei der Schuld- und Schuldenaufnahme vermeiden können. Bei den Ewigkeitslasten für Risikotechnologien können wir für mehr Sicherheit zu ihrer Bewältigung und Vermeidbarkeit sorgen, mit einer Vereinbarungspraxis ausgehend von den maximal möglichen Schulden können wir das Wirtschaftssystem anpassen, mit einem Sinn für das Risiko lässt sich der Umbau gemeinschaftlich finanzieren, mit technischen Möglichkeiten können wir soziale Ungleichheiten ausgleichen, wiederum mit Zielvorgaben lassen sich problematische Stoffkreisläufe schließen und damit wir auch morgen noch Rohstoffe in urbanen Minen schürfen können, empfehlen wir Opulenz als Gebot der Stunde – so unsere Beiträge.

Für eine wahrhaftige Schuldendebatte,

Ralf Bindel und das Team der factory

Weitere Beiträge zum Thema Ressourcenschulden gibt es nicht nur online, sondern auch in unserem factory-Magazin Schuld & Sühne zum kostenlosen Download. Das ist wie immer schön illustriert und vor allem gut lesbar auf Tablet-Computern und Bildschirmen – außerdem enthält es sämtliche Beiträge und Fotos sowie zusätzliche Zahlen und Zitate.

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