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Besser essen auf großen Events

Es ist die 18. Jahreskonferenz des Rats für Nachhaltige Entwicklung (RNE) in Berlin. Ihr Motto: "Thesen und Taten. Transformation!" Bei darniederliegender Umwelt- und Klimapolitik der Bundesregierung dürfen ihre Nachhaltigkeitsratgeber wenigstens für politisch korrektes Catering sorgen und geben konkrete Empfehlungen für Nachahmer. Und Sarah Wiener erklärt, warum der Preis des Essens nicht die ökologische Wahrheit sagt.

1400 Gäste begrüßte der Rat heute auf seiner Konferenz. Das nachhaltige Essen mit regionalen ökologischen Zutaten hat Sarah Wiener Catering zubereitet. Auf der Bühne sprach die Fernsehköchin und Stiftungsgründerin Sarah Wiener mit RNE-Generalssekretär Günther Bachmann darüber, ob ein Catering für tausend und mehr Menschen auf einer Großveranstaltung nachhaltig sein kann.

„Nachhaltiges Catering auf Großveranstaltungen ist ganz klar möglich“, sagt Sarah Wiener. „Wir bekommen regelmäßig Anfragen von umweltbewussten Kunden, die auch den Einfallsreichtum und die neuen Ideen schätzen, die ein Fokus auf ökologische und regionale Produkte bringt.“

Allerdings setze es beim Kunden im Moment noch die Bereitschaft voraus, einen etwas höheren Preis zu zahlen – der sich erklären lasse: „Auch wenn es hart klingt: Die Preisdifferenz zwischen normalem und nachhaltigem Catering liegt vor allem daran, dass die wahren Kosten für das konventionelle Essen verdeckt sind. Denn den Preis für zu beseitigende Müllberge und eine weder an der menschlichen Gesundheit noch am Tierwohl orientierten Fleischproduktion begleicht am Ende nicht der Auftraggeber – die Rechnung wird auf unsere gesamte Gesellschaft umgelegt“, so Sarah Wiener. 

Die Bundesregierung jedenfalls möchte bei der Organisation eigener Veranstaltungen Vorbild sein; bereits 2015 hatte sie das in ihrem Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit beschlossen. Die Umsetzung ist allerdings noch lückenhaft, wie die Bundesregierung in ihrem eigenen Monitoring feststellen musste.

Anfang 2017 hatte es noch einen medialen Shitstorm der konservativen Presse gegeben, als das Bundesumweltministerium sein Catering vegetarischer gestalten wollte. "Fleischliebhaber würden im BMU nicht mehr glücklich", schrieb das Handelsblatt und die FAZ schrieb von einem "Veggie-Day durch die Hintertür", weil die Caterer "saisonale und regionale Lebensmittel mit kurzen Transportwegen" und bevorzugt "Produkte aus fairem Handel" verwenden sollten. 

Die Ökodiktatur des Essens stand also kurz bevor. Mitte 2018 fragt der RNE auf seiner Konferenz suggestiv, ob man Nachhaltigkeit zur Vorgabe machen könne. „Ich finde es gut, dass die Bundesregierung hier mit gutem Beispiel vorangeht. Wir brauchen positive Beispiele und vor allem Hilfe bei der Umsetzung", antwortet Sarah Wiener. Caterer könnten eine wichtige Rolle spielen, indem sie zeigen, wie nachhaltiges Essen für viele funktionieren kann, ohne dass die Preise in schwindelerregende Höhen steigen. Wieners Lieblingsgetränk für ein nachhaltiges Catering sei Leitungswasser: „Es erfrischt, muss nicht angeliefert werden und ist unschlagbar günstig.“

Faustregeln für ein nachhaltiges Catering:

  • Beauftragung regionaler, nachhaltiger Caterer
  • Auswahlkriterien für die Speisen: regional, saisonal, vegetarisch, und zertifiziert, (Bio, MSC, Fair-Trade, Naturland, Demeter, etc.)
  • Leitungswasser in Karaffen statt Mineralwasser in Flaschen, das erst an den Veranstaltungsort transportiert werden muss
  • Einsatz wassersparender Küchengeräte und abbaubarer Reinigungsmittel
  • Vermeiden von Lebensmittelabfällen (bei der Planung, der Zubereitung, der Portionierung und der Entsorgung)
  • Verzicht auf überflüssige Verpackungen und Einwegportionsabpackungen sowie auf kleine Flascheneinheiten
  • Mehrweggeschirr statt Einweggeschirr
  • Mitnahme von Essenresten anbieten


Das Ganze lässt sich natürlich genauso auf kleinere Veranstaltungen und sogar den Meeting-Alltag in Unternehmen und Organisationen anwenden. Dort ist es immer noch so, dass selbst sich  CSR-orientierte Unternehmen eher kistenweise Mineralwasser anliefern lassen, statt auf Trinkwasser aus der Leitung zu setzen, oder auf belegte Brötchen vom Metzger statt auf ebenso CSR-orientierte Catering-Unternehmen.

Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement ist zudem für viele Veranstalter ein Thema. Jährliches Branchentreffen der nachhaltigen Veranstalter ist seit 2019 die greenmeetings und events Konferenz, gegründet vom German Convention Bureau e.V. (GCB) und der EVVC Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren e.V.

Die beiden Organisationen haben den Nachhaltigkeitskodex fairpflichtet für die deutschsprachige Veranstaltungsbranche entwickelt. Diese Selbstverpflichtung beinhaltet zehn Leitlinien zur unternehmerischen Verantwortung, was Fragen der Nachhaltigkeit bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen angeht. Gestartet im Jahr 2012, haben den Kodex bis heute mehr als 405 Unternehmen unterzeichnet und sich damit zu dessen Inhalten bekannt.

Das Buch Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement - Green Meetings als Zukunftsprojekt für die Veranstaltungsbranche, herausgegeben von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, hat neben Konzepten eine ganze Reihe von Beispielen der Ökologisierung von Großveranstaltungen wie dem Heavy Metal Festival Wacken Open Air oder dem Katholikentag zusammengestellt.

Wie Postwachstum und nachhaltiges Veranstaltungsmanagement zusammenpassen, darüber referierte der Präsident des Wuppertal Instituts, Prod. Dr. Uwe Schneidewind in einem Vortrag auf der greenmeetings and events Konferenz 2013.

Der RNE folgt ebenfalls dem Leitfaden zum nachhaltigen Veranstaltungsmanagement von Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium und dokumentiert detailliert, wie nachhaltig er die Konferenz organisiert und bilanziert.

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