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Bio-Lebensmittel in EU weit weniger pestizidbelastet als konventionelle

Eine Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zeigt, dass ökologisch angebaute Lebensmittel erheblich weniger Pestizide enthalten als konventionell produzierte.

Knapp 85000 Proben aus den EU-Ländern, Norwegen und Island aus dem Jahr 2015 hat die EFSA in ihrem Monitoringbericht analysiert, gesucht wurde nach 774 verschiedenen Pestiziden. Nur in 14 Prozent der Bioprodukte (von 5300) fand sie Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, jedoch in 47 Prozent aller herkömmlich produzierten Nahrungsmittel. Die gesetzlichen Grenzwerte wurden nur wenig überschritten: um 0,7 Prozent bei Bio und 2,9 Prozent der konventionellen Warenproben.

Verglichen wurden die Ergebnisse eines EU-koordinierten Kontrollprogramms, in dessen Rahmen die Berichtsländer Proben aus dem gleichen Warenkorb von Lebensmitteln analysieren. Für 2015 waren dies Auberginen, Bananen, Brokkoli, natives Olivenöl, Orangensaft, Erbsen, Paprika, Tafeltrauben, Weizen, Butter und Eier.

Die höchste Überschreitungsrate wurde für Brokkoli (3,4 Prozent der Proben), gefolgt von Tafeltrauben (1,7 Prozent), ermittelt. Bei Olivenöl, Orangensaft und Hühnereiern wurden selten Überschreitungen nachgewiesen. Keine Überschreitungen wurden für Butter festgestellt.

Bio und Konventionell unterschieden sich besonders bei Früchten und Nüssen: Während 67 Prozent der konventionellen Proben Pestizide enthielten, waren es nur 14 Prozent der Bioproben.

Gesundheitlich besonders brisant ist die hohe Zahl verschiedener Pestizide, da deren Zusammenwirken im menschlichen und tierischen Körper nicht bekannt ist, auch wenn einzelnen Rückstände die gesetzlichen Grenzwerte unterschreiten. Hier schneidet Bio ebenfalls besser ab: Nur drei Prozent der Proben enthielten mehr als ein Mittel, wie die taz von der EFSA erfuhr, während der Durchschnitt für alle Lebensmittel bei 28 Prozent liegt.

"Laut Efsa rühren die Rückstände in Bioessen meistens von Pestiziden her, die im Ökolandbau zugelassen sind: Kupfer, Spinosad, Azadirachtin und Pyrethrine. Betrug spielt also nur eine sehr kleine Rolle", schreibt die taz. Spuren von Mitteln wie dem mittlerweile verbotenen DDT stammten aus der Verseuchung der Böden in der Vergangenheit. "Die Funde anderer Wirkstoffe erklärt die Efsa damit, dass die Chemikalien von konventionellen Nachbarfeldern herüberwehen – oder dass herkömmliche Ware fälschlicherweise als „Bio“ deklariert wird", berichtet die taz.

Für die EFSA steht die geringere Belastung der Bioproben nicht im Vordergrund. Sie betont,  dass sich 97 Prozent der Lebensmittelproben 2015 innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegen und knapp 53 Prozent keine quantifizierbaren Rückstände enthielten – und die Zahlen gegenüber 2014 nicht gestiegen wären. Im Vergleich zu 2012, als die gleichen Produkte analysiert wurden, sei die Gesamtüberschreitungsrate im Jahr 2015 leicht von 0,9 Prozent auf 0,8 Prozent gesunken. Immerhin waren bei Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder 96,5 Prozent der Proben frei von Rückständen bzw. enthielten Rückstände unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Doch die EFSA erkennt an, dass bei Bio-Lebensmitteln insgesamt 99,3 Prozent der Proben rückstandsfrei waren oder sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegten.

Interessant ist der Vergleich der Pestizidrückstände deshalb, weil die ökologische Landwirtschaft unter dem Vorurteil leidet, auch keine gesünderen oder besseren Lebensmitteln zu produzieren als die konventionelle. Gleichzeitig plant die EU-Kommission aber eine neue Ökoverordnung mit Grenzwerten, die Bioproduzenten schwerlich einhalten können, da sie in unvermeidbarer Nachbarschaft mit konventionellen Bauern arbeiten müssen. Wenn die EU weniger Pestizide in der Umwelt und in Produkten haben wolle, müsse sie die Anwendung der Chemikalien beschränken, sagte Joyce Moewius, Sprecherin des deutschen Biodachverbands Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) der taz.

Dass eine zügige Beschränkung nötig ist, zeigen immer mehr Meldungen über den zahlen- und artenmäßigen Rückgang bei Insekten, Vögeln und Kleintieren. Tatsächlich könnten die Bauern auch ohne Produktionsverluste auf Pestizide verzichten, wie Studien beweisen – doch damit würde die agrochemische Industrie eine ihrer Gewinngrundlagen verlieren. Auch die Umweltbewusstseinsstudien des Umweltbundesamtes zeigen, dass sich die Deutschen strengere Regeln für die Landwirtschaft wünschen. Nur so ließe sich "Bio für alle" durchsetzen, schreibt Michael Kopatz in seinem Buch Ökoroutine. "In 25 Jahren gibt der Durchschnittsbürger dann vielleicht 14 statt wie bisher 11 Prozent seines Einkommens für Nahrungsmittel aus", schätzt Kopatz.

Wie die konventionelle Landwirtschaft die Kosten für das Trinkwasser nach oben treibt, während die Wasserwerke sie mit der Unterstützung ökologischer Landwirtschaft stabil halten können, berichtet das factory-Magazin Baden gehen.

Bild: Crop Dusting, Roger Smith, Flickr.com



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