Utopien

Seien wir realistisch: Denken wir utopisch!

Seien wir realistisch: Denken wir utopisch!

TASA übernimmt, denn TINA hat abgewirtschaftet. Statt der von Maggie Thatcher erfundenen Alternativlosigkeit (There is no alternative = TINA) gilt eigentlich: There are some alternatives (TASA), wenn es um Wirtschaftsordnungen und -systeme geht, die das Ideal einer zukunftsfähigen Gesellschaft verfolgen. Immerhin treibt der Klimawandel dem herrschenden Neoliberalismus die utopische Kraft aus. Doch für „echte Zukunft“ muss man offen sein und anderes wünschen. Von Andres Friedrichsmeier weiterlesen
Inseln gegen den Strom

Inseln gegen den Strom

Den meisten Menschen fehlt es an Vorstellungen, wie ein glückliches Leben alternativ zum sozial- und klimaschädlichen „Immerweiterso“ aussehen könnte. Dabei gibt es sie durchaus, die konkreten Utopien der Gegenwart, im kleinen wie im großen Maßstab. Fast immer entstehen sie durch persönliche Suche nach Alternativen – und bewähren sich selbst im kapitalistischen Mainstream als neue Geschäftsmodelle. Damit haben Transition Towns, Bruttoinlandsglück und Kartoffelkombinate nicht nur Charme, sondern auch Transformationspotenzial. Von Isabella Haffner weiterlesen
Fiktion ist der Schlüssel zu kreativen Lösungen

Fiktion ist der Schlüssel zu kreativen Lösungen

Die Beschäftigung mit Fiktionen und Utopien ist nicht gerade en vogue. Erfolgreiche Transformationsbewegungen haben jedoch als Ausgangspunkt, dass ein anderes als das gegenwärtige Leben gewünscht wird oder vorstellbar ist – statt wie zur Zeit eine Hyperrealität als Zukunft zu akzeptieren. Leider können nur die wenigsten Menschen formulieren, in welcher Welt sie leben möchten – und dafür Ideen entwickeln. Das ließe sich durch das Lernen utopischen Denkens wiedererlernen – durch die Integration von Fiktion in die Wissenschaften. Von Alan N. Shapiro. Aus dem Englischen von Florian Arnold weiterlesen
Auf dem Weg zur Möglichkeitswissenschaft

Auf dem Weg zur Möglichkeitswissenschaft

Wissenschaft und Utopie scheinen auf den ersten Blick so gar nicht zusammenzupassen. Steht „Utopie“ doch für das Kontrafaktische, für das Irreale. Wissenschaft holt uns dagegen auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein zweiter Blick offenbart, wie stark Wissenschaft und Utopie aufeinander bezogen sind und sich ein Aufbruch in eine utopische Wissenschaft lohnt. Von Uwe Schneidewind weiterlesen
Ressourcenleichte Utopien

Ressourcenleichte Utopien

Konsum und Lebensstil tragen erheblich zu Ressourcen- und Umweltverbrauch bei. Ressourcenleichte Lebensmodelle scheinen zur konsumorientierten Marktwirtschaft nicht zu passen – eine Ökodiktatur will jedoch auch niemand. Wie lässt sich die Vision einer ressourcenleichten Gesellschaft erreichen – und mit welchen Leitbildern kann man sie erzählen? Von Holger Berg und Christa Liedtke weiterlesen
Von Möglichkeiten erzählen

Von Möglichkeiten erzählen

Utopien sind eine Frage der Kommunikation und der Überzeugung. Die Große Transformation benötigt als konkrete Utopie eine eigene Erzählung, wenn sie verstanden und durchsetzungsfähig werden soll. Die ersten Transformations-, Solution- und konstruktiven Journalisten sind bereits auf dem Weg. Wie kommen Transformationswissenschaft und utopischer Wissenschaftsjournalismus zusammen? Von Manfred Ronzheimer weiterlesen
Planet der Paradiese

Planet der Paradiese

Vieles von dem, was utopische Literatur und Science Fiction (SF) vorwegnahmen, ist heute Wirklichkeit. Aus der ernsthaften SF-Literatur lässt sich zudem lernen, in welchen Welten wir wie leben könnten und wollen – das ist ihr Potenzial des Wandels. Um neue ökologisch-soziale Weltentwürfe zu beurteilen, sind fiktionale Erzählungen ideal. Aber man muss die Richtigen kennen. Von Henning Meyer weiterlesen
Die nächsten 500 Jahre

Die nächsten 500 Jahre

Die Welt als Wille und Vorstellung: 500 Jahre „Utopia“ ist vor allem die Geschichte eines Comebacks. Nun geht es an das Sequel, in dem Möglichkeitssinn, denkbare Zukünfte und das Prinzip Hoffnung aufeinandertreffen. Es spielt näher, als wir denken. Von Bernd Draser weiterlesen

Die Lust am Utopischen wecken

Ob wir wollen oder nicht: Wir – die Menschen weltweit – stehen vor gewaltigen Veränderungen. Dabei lässt sich unsere Zukunft gestalten, wir müssen sie uns nicht aufbürden lassen. Die Große Transformation in diesem Jahrhundert enthält viele Herausforderungen: für die Energieversorgung, die Bewältigung der Klimafolgen, Landwirtschaft, Urbanisierung, Gesundheit, Migration, Bildung. Die Liste scheint unendlich, doch für all das gibt es nachhaltige, gerechte Lösungen. Sie liegen zum Teil schon vor oder sie lassen sich gemeinsam entwickeln, ob es um treibhausgasneutrale Städte und Länder geht, urbane oder globale Mobilität oder um ressourcenleichtes Leben. Was wir für die Realisierung jedoch brauchen, ist eine neue Lust am utopischen Denken, an der Entwicklung eines Möglichkeitssinns, eine Abkehr vom angeblich alternativlosen Immerweiterso. Wir brauchen Bilder lebenswerter Zukünfte, in die sich Menschen hineinversetzen können, die ihnen die Ängste vor dem Unbekannten nehmen, ihnen Mut auf eine ungewisse, aber gerechtere Zukunft machen. Denn das zeigt sich: Überall dort, wo diese Bilder entstehen, realisieren sich auch konkrete Utopien. Wie Antoine de Saint-Exupéry empfahl: Wenn Du ein Schiff bauen willst, beginne nicht Holz zu sammeln, Planken zu schneiden und die Arbeit zu verteilen, sondern mache den Menschen Lust auf das weite und offene Meer.

In diesem Sinne plädieren wir mit dem aktuellen factory-Magazin für die Neuerfindung utopischen Denkens, für das Malen positiver Zukunftsbilder, für die Institutionalisierung visionären Forschens – es passt zu uns und unserer Zeit.

So zeigt der Soziologe Andres Friedrichsmeier, dass das Credo der Alternativlosigkeit des globalen Neoliberalismus eine versagende Utopie ist, aus der es dutzende Auswege gibt. Isabella Hafner beschreibt alternative Lebens- und Produktsionsweisen, die als utopische Inseln Anschlusspotenzial besitzen. Der Science-Fiction-Forscher Alan Shapiro plädiert für fiktionales Lernen als Schlüssel für kreative, nachhaltige Lösungen. Auf die konkreten Wuppertaler Utopien und ihre Kopierfähigkeit verweisen Jan Filipzik und Olaf Joachimsmeier in unserer Fotostory. Dass Wissenschaft und Utopie gar nicht so weit auseinanderliegen, daran erinnert Uwe Schneidewind mit seinem Plädoyer für eine neue Möglichkeitswissenschaft. Mit welchen Erzählungen und Leitbildern sich eine zukünftige ressourcenleichte Gesellschaft vermitteln ließe, fassen Holger Berg und Christa Liedtke zusammen. Dass sich auch in der medialen Vermittlung neue journalistische Ansätze für die Große Transformation durchsetzen müssen, davon berichtet Manfred Ronzheimer. Spannend und inspirierend entfalten sich Zukünfte und Gegenwarten in der Science-Fiction-Literatur, das zeigen die Leseempfehlungen von Henning Meyer. Wie Mythen und Vorstellungen von Utopien unsere Hoffnungen vernebeln und wie neue utopische Orte entstehen können, erzählt der Philosoph Bernd Draser in seinem Beitrag Die nächsten 500 Jahre, den Sie nur online lesen können.

Utopien sind ein komplexes Thema – daher mögen einige Beiträge vielleicht nicht ganz einfach zu lesen sein. Doch wir sind überzeugt, dass sich der Aufwand lohnt: Wenn die Große Transformation gelingen soll, benötigen wir wieder fiktionales, utopisches Denken in allen gesellschaftlichen Bereichen. Und je mehr Menschen sich daran beteiligen, desto größer wird die kreative Vielfalt und um so wahrscheinlicher der Erfolg der Transformation.

Wir wünschen viel Freude mit Utopien,
Ralf Bindel und das Team der factory

Anleitung für nachhaltige Utopien

In Forschung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind Visionen wünschenswerter nachhaltiger Zukünfte Schlüsselelemente der Problemlösung und Überzeugungskraft. Damit mehr dieser Entwürfe systematisch und wirkungsvoll entstehen, haben Arnim Wiek und David Iwaniec von der Arizona State University Qualitätskriterien und Gestaltungsrichtlinien zusammengestellt. Die 17-seitige englischsprachige Studie ist eine effektive Handlungsanleitung für alle, die Produkte, Dienstleistungen und Politikinstrumente für eine nachhaltige Entwicklung entwerfen.

Quality criteria for visions and visioning in sustainability science; A. Wiek, D. Iwaniec, Sustainable Science, Okt. 2014, researchgate.net

Mehr Beiträge zum Themenspektrum Utopien, ihrer Entwicklung und Umsetzung, ihren Beispielen konkreter Realisierung, ihrer Notwendigkeit für Gesellschaften und Wissenschaften, ihren Erzählformen und ihrer Ausgestaltung finden Sie im factory-Magazin Utopien. Das PDF-Magazin lässt sich kostenlos laden. Es ist so gestaltet, dass es besonders gut Tablet-Computern und Bildschirmen zu lesen ist – natürlich lässt es sich auch ausdrucken. Es enthält sämtliche Beiträge, Fotos und Illustrationen sowie zusätzliche Zahlen, Zitate und eine Wordcloud – während online zunächst nur wenige Beiträge verfügbar sind.

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