Fiktion ist der Schlüssel zu kreativen Lösungen, behauptet der durch seine Science-Fiction-Forschung bekannt gewordene Philosoph und Soziologe Alan N. Shapiro, der zurzeit Gastprofessor für transdisziplinäres Design in Essen ist. Im factory-Magazin Utopien behandelt er das Problem, dass nur die wenigsten Menschen formulieren können, in welcher Welt sie leben möchten. Dadurch können sie für eine gerechtere, friedlichere, ökologisch-soziale Zukunft auch kaum Ideen entwickeln. Sie haben das utopische Denken verlernt – es wurde ihnen systematisch abtrainiert. Was zählt, ist die Realität, die Teilnahme am Konsumismus, die Nicht-Teilnahme an der notwendigen Transformation der Gesellschaften zur Nachhaltigkeit.
Laut Shapiro sind neben dieser Unfähigkeit utopischen Denkens hyperreale Typen wie Donald Trump das Problem. Sie verwirren die Menschen – und präsentieren einfache Lösungen (Make America Great Again) einer einfach fortgesetzten Gegenwart als Zukunftsvorstellung. Dabei ist die Verwechslung von Realem und Virtuellem im Kern die Krise unserer gegenwärtigen Kultur, sagt Shapiro. Seine Empfehlung, um sich dagegen zu wehren und das Dilemma der Hyperrealität zu verlassen: Fiktion! Beziehungsweise fiktionales Denken und Schreiben. Das Fiktive ist die Lücke zwischen Realität und Repräsentation, definiert Shapiro.
Fiktion sollten wir als eine Art kreativen Designs verstehen, als wesentliches Element des kreativen Aktes. "Fiktion zu lehren ist der Schlüssel, um die Kreativität anzuspornen", meint Shapiro. Mit mehr Science Fiction in den Sciences ließen sich neue Architekturen und städtische Lebenswelten für eine nachhaltigere ökologische Entwicklungen und für eine bessere Welt entwerfen.
Lesen Sie seinen philosophischen Essay online oder im schön gestalteten factory-Magazin Utopien zum freien Download zusammen mit vielen weiteren Beiträgen zum Thema Utopien und Nachhaltigkeit.