Laut „Food Outlook“ fressen Lebensmittelimporte einen großen und stetig wachsenden Anteil der Deviseneinnahmen vieler Länder mit niedrigem Einkommen und Nahrungsmitteldefizit (LIFDC) auf. Die globale Rechnung für Lebensmittelimporte hat sich seit dem Jahr 2000 etwa verdreifacht und erreichte 2017 rund 1,43 Billionen US-Dollar. Für jene Länder aber, die besonders oft mit Lebensmittelknappheit zu kämpfen haben, hat sich die Summe verfünffacht. Der Bericht schaut sich im Detail an, wie sich die Kosten für Lebensmittelimporte seit der Jahrtausendwende entwickelt haben und wie sich ihre Zusammensetzung (tierische Eiweiße, Obst und Gemüse, Getreide, Getränke, Ölsaaten, Kaffee, Tee und Gewürze) verändert hat. Die Importe stiegen im weltweiten Schnitt seit 2000 um jährlich 8% an, doch für die große Mehrheit der ärmsten Länder bewegte sich diese Zuwachsrate im zweistelligen Bereich. Die am wenigsten entwickelten Länder der Welt (LDCs) geben mittlerweile 28% aller Exporteinnahmen für Lebensmittelimporte aus – fast doppelt so viel wie noch 2005. Die Industrieländer, in denen auch das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt höher ist, geben im Schnitt nur 10% ihrer Exporterlöse für Lebensmittel aus.
Die Studie zeigt auch, dass der Getreideanteil im Vergleich zu höherwertigeren Nahrungsmitteln bei den Importen der ärmsten Länder nicht zurückgegangen ist, während er bei den reicheren Ländern deutlich abnahm. Das Fazit lautet, dass ärmere Länder heute für weniger Lebensmittel immer tiefer in die Tasche greifen müssen. „Angesichts der Tatsache, dass fast alle internationalen Transaktionen in US-Dollar bewertet werden, kann der Import auch durch negative Währungseffekte der Landeswährung gegenüber dem US-Dollar belastet werden“, schreiben die Autoren. „Eine weitere negative Entwicklung ist, dass der Wechselkurs zahlreicher Länder generell gegenüber dem US-Dollar real gesunken ist und sich so die Kaufkraft verringert – auch hier in armen Ländern deutlich stärker als in den Industrieländern. Die Zahlen und Grafiken des Berichts zeigen einen Trend, der sich „im Laufe der Zeit verschärft hat und der vor allem die ärmsten Länder vor die wachsende Herausforderung stellt, ihren Bedarf an Lebensmittel auf den internationalen Märkten zu decken“, erklärte Adam Prakash, Wirtschaftsexperte der FAO und Verfasser der Studie.
Künftig droht sich dieser Trend fortzusetzen. Bereits Anfang Juli hatte ein von der FAO und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gemeinsam veröffentlichter Bericht mit Prognosen für die Jahre 2018 bis 2027 vor einer wachsenden Abhängigkeit der ärmsten Länder von Lebensmittelimporten gewarnt. Die Organisationen rechnen mit steigenden Nettoexporten aus Staaten und Regionen, die viel Land zur Verfügung haben, vor allem auf dem amerikanischen Kontinent. In Ländern mit starkem Bevölkerungswachstum, vor allem im Nahen Osten und Nordafrika, Subsahara-Afrika und Asien, werden die Nettoimporte hingegen steigen. „Viele ärmere Länder mit wachsenden Bevölkerungen und begrenzten Landflächen werden zunehmend in Abhängigkeit geraten von Lebensmittelimporten, um die Menschen zu ernähren“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría.
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- Food Outlook: Biannual Report on Global Food Markets
- FAO: Poorest countries face growing burden from the cost of importing food
- Weltagrarbericht: OECD-FAO: Stabile Agrarpreise, hohe Importabhängigkeit armer Ländern