Mehr Transparenz, Nachhaltigkeit und Vielfalt in der Bankenwelt, diesen fundamentalen Wandel im Bankensystem fordern diejenigen Banken, die sich bereits mit Haut und Haaren der Nachhaltigkeit verschrieben haben. 22 Bankunternehmen sind es weltweit, in allen Ländern der Erde, die zusammen ein Bilanzvolumen von rund 60 Milliarden US-Dollar auf die Waage bringen und laut eigener Erklärung gemeinsam etwa 10 Millionen Menschen erreichen.
Das ist nicht viel, verglichen mit den Hunderttausenden Instituten, die den Rest der Welt beeinflussen. Doch die Signalwirkung der wenigen Nachhaltigen sollte man nicht unterschätzen. Immerhin haben sie eine Vision, der sie mittlerweile offensiv und gemeinsam verbreiten, und der sich mehr Banken anschließen könnten - wenn sie ihr Geschäft auf ethisch-ökologisch umstellen.
Dass das auch ökonomisch erfolgreich sein kann, beweisen alle bisheringen Nachhaltigkeitsbanken jedes Jahr aufs Neue. Von Wachstumsraten von über 20 Prozent können konventionelle Banker nur träumen.
Doch die Wirkung durch Finanzierung nachhaltiger Projekte ist es nicht allein. Auf ihrer gemeinsamen Jahreskonferenz am 13. März 2013 in Berlin forderten die Ökobanker nichts weniger als einen Wandel des Finanzsystems. Das, wovon über Politiker und Banker immer nur reden, aber nie wagen, konkretisiert die Berliner Erklärung der GABV:
Aus Sicht der GABV sind drei Eckpunkte für einen Paradigmenwechsel im Finanzwesen grundlegend:
1. Transparenz
Bankkunden und Anleger hätten ein Recht auf Transparenz über die Verwendung ihrer Gelder und die Geschäftsmodelle ihrer Banken. Nur Transparenz kann Vertrauen wiederherstellen und die Menschen davon überzeugen, dass das Finanzsystem ihnen dient.
Das ist auch das, was "normale" Banker wollen: Das Vertrauen ihrer Kunden. Doch die Erkenntnis, dass sie es durch Transparenz und Selbstverpflichtung erreichen können, fehlt ihnen bisher.
Die Empfehlung der GABV: Alle Banken sollten sich verpflichten, vollständige Transparenz über ihre Geschäftsmodelle sowie die Verwendung der ihnen anvertrauten Gelder zu gewähren. Das schließt die Dokumentation der Ergebnisse ihrer Geschäftstätigkeit auf der Grundlage einheitlicher Standards wie zum Beispiel der Global Reporting Initiative (GRI) ein. Bisher schneiden die Nachhaltigkeitsberichte der Banken nach GRI im Unternehmensvergleich mehr als schlecht ab, wie Vergleiche von Oekom Research zeigen.
2. Nachhaltigkeit
Tatsächlich spielen Banken eine entscheidende Rolle bei der Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Soziale und ökologische Kriterien sollten daher ein fester Bestandteil ihrer Finanzangebote sein. Die GABV-Banker meinen wirklich, dass Banken in der Pflicht stünden, sowohl für die kurz-, als auch langfristigen Folgen ihrer Aktivitäten die volle Verantwortung übernehmen zu müssen.
Schließlich stünden sie im Dienste der Realwirtschaft und müssen gesamtgesellschaftliche Sichtweisen bei ihren Entscheidungen stärker berücksichtigen, heißt es in der Erklärung. Und richtig: Nur gut kapitalisierte und regulierte Banken können ihre wichtige gesellschaftliche Funktion erfüllen. Basel III sei zwar wichtig, aber nicht ausreichend für ein Bankensystem, das sich nicht auf die Korrektur unerwünschter Entwicklungen beschränken will.
Notwendig sei die Entwicklung einer Vision und eines Positivbilds für das Finanzsystem in enger Zusammenarbeit von Regierungen, Aufsichtsbehörden, Banken und der Zivilgesellschaft, erklärt der Berliner Bankenkongress.
Seine Empfehlung: Die sozialen und ökologischen Folgen von Bankgeschäften müssen anhand regulatorisch verbindlicher Indikatoren dokumentiert werden. Na also!
3. Vielfalt
Beim jüngsten Zusammenbruch des Finanzsystems sind die kleinen nachhaltigen Banken zwar nicht verschwunden, sie sind sogar gewachsen, doch sie sehen die Sicherung eines stabilen Finanzierungssystems auch als ihre Aufgabe an. Denn ein stabiles Bankensystem ist sowohl aus globaler als auch lokaler Sicht unverzichtbar, so die Erklärung.
Die Vielfalt wirtschaftlicher, kultureller und gesellschaftlicher Systeme erfordert ein ebenso vielfältiges Bankensystem, plädieren die Nachhaltigkeitsbanker. Denn klar ist. dass globale Finanzkonzerne, die sich nur am Shareholder Value orientieren, der Realwirtschaft nicht gleichzeitig die notwendige Diversität und Nähe bieten können.
Kleinere Banken, die in ihrer jeweiligen Umgebung fest verwurzelt sind und sich der Realwirtschaft ebenso verpflichtet sehen wie dem sozialen Zusammenhalt, spielen eine wichtige Rolle – sowohl als Treiber nachhaltiger Innovationen als auch durch ihren einzigartigen Zugang zu Finanzangeboten. Vielfalt sorge also für ein widerstandsfähigeres Finanzsystem ohne systemische Risiken, die den Regierungen vielfach die Hände binden.
Die Berliner Empfehlung: Die Vielfalt von Banken muss von Regierungen und Aufsichtsbehörden als ein eigenes und wichtiges Ziel bei der Neuregulierung des Bankensystems festgeschrieben werden.
Fazit
Insgesamt ist die Berliner Erklärung der Nachhaltigkeitsbanken eine willkommene Forderung nach der nicht erst seit der Krise erforderlichen Transformation des Finanzsystems. Sie greift die konventionelle Bankwirtschaft da an, wo sie Defizite hat: beim Vertrauen, das die Kunden verloren haben, und das sie mit Transparenz und konsequent nachhaltiger Ausrichtung wieder gewinnen könnten, wenn sie denn wollten. Gleichzeitig bekräftigt die Allianz die Forderung nach ordnungspolitischen Leitplanken für diese Transformation.
Und die Erklärung zeigt auch die Notwendigkeit der Existenz kleinerer Banken auf, die sich der Realwirtschaft und dem sozialen Zusammenhalt verpflichtet sehen, damit das nicht von heute auf morgen veränderbare Bankensystem nicht wieder und wieder droht zu zerbrechen und durch Steuergelder rerettet werden muss.