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Studie zu Unternehmen in der Coronakrise: Personalabbau statt Ressourceneffizienz

Eine Umfrage unter 200 kleinen bis mittelständischen Unternehmen zu den Folgen der Corona-Pandemie zeigt, dass die meisten die Krise unbeschadet zu überstehen hoffen. Allerdings sieht es im Automobil- und Maschinenbau düsterer aus. Angesichts geringerer Umsätze wird insgesamt mit Personalfreisetzung reagiert. Zu wenig setzen die Unternehmen auf eine Anpassung ihrer Geschäftsmodelle und Innovationen, so die Studienautoren.

Ein Großteil der Unternehmen wird 2021 unbeschadet überstehen – allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen - so lautet eine der Kernaussagen der aktuellen Studie „Wie geht es weiter?“ der privaten SRH Hochschule Heidelberg, Fakultät für Wirtschaft, und der Unternehmensberatung Milz & Comp. in Köln. Die Autoren empfehlen, jetzt entsprechende Change- und Transformationsprozesse einzuleiten.

Für die Studie befragten Prof. Dr. Frank Gebert von der SRH Hochschule Heidelberg und Markus Milz von der Milz & Comp. in Köln im Zeitraum von September bis November 2020 über 200 Unternehmenslenker von vorwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in ganz Deutschland: Wie schätzen Sie die Folgen der Corona-Pandemie für Ihr Unternehmen ein? Dabei trat Überraschendes, Erfreuliches aber durchaus auch Besorgniserregendes zutage: Die meisten der befragten Unternehmen sind nach wie vor liquide und ertragsstark aufgestellt und gehen davon aus, 2021 weitgehend unbeschadet zu überstehen. Fast die Hälfte der Unternehmen ist zuversichtlich, dass sich bis in spätestens 24 Monaten die Situation entspannt und wieder „normal“ sein wird. Mehr Skepsis herrscht in einzelnen Branchen wie Automobil und Maschinenbau. Von einer schnellen Entspannung der Situation und einer Rückkehr zur Normalität gehen die Unternehmen indes nicht aus: 83 % der Unternehmer sind der Meinung, dass die größten Folgen der Krise erst im Laufe des Jahres 2021 zu spüren sein werden. Jeder Fünfte sieht sich in einer existenzbedrohenden Situation. 

Bewährte Maßnahmen in der Krise – die Baustellen bleiben die gleichen 

Dass die Krise nicht ohne kräftiges Zutun auf Unternehmensseite bewältigt werden kann, ist für die meisten Unternehmen selbstverständlich - die meisten Maßnahmen betreffen den Personalbereich: „Als notwendiges Fundament zur erfolgreichen Bewältigung stehen hauptsächlich personalbedingte Maßnahmen wie Kurzarbeit, Überstundenabbau, Home Office und damit auch ein Sparen an Reise-, Messe- und Raumkosten sowie Kapazitätsabbau auf der Agenda“, erläutert Markus Milz, einer der Studienverantwortlichen. „Auch Gesellschafterhilfen und Verkäufe von Unternehmensvermögen wurden stark in Anspruch genommen, ebenso wie ein `Entgegenkommen´ von Dienstleistern“, bemerkt Prof. Frank Gebert, der Studienverantwortliche auf Seiten der Hochschule. Kredite und Staatshilfen hingegen werden als weitgehend bedeutungslos angesehen. Versäumnisse sehen die Studienverantwortlichen hingegen bei den Themen „Mitarbeiterführung und -motivation“ sowie „Anpassung der Strategie, des Geschäftsmodells und des Leistungsportfolio“ an die veränderten Gegebenheiten sowie generell die Innovationsfähigkeit. „Hier hätte man deutlich eher und massiver reagieren müssen – und muss dies nach wie vor!“, sagt Milz.

Das Sparen geht weiter 

Durch die Maßnahmen gelang es drei Viertel der Befragten, auf der Kostenseite Einsparungen in Höhe von durchschnittlich 20 % (Automobil und Dienstleistungen sogar 25 %) zu realisieren. Damit ist es allerdings nicht getan, denn das Sparen geht weiter- in den nächsten Monaten werden die Unternehmen voraussichtlich weitere 20 % einsparen müssen. Auf der Umsatzseite gaben die meisten Befragten ein verstärktes Kundenbeziehungsmanagement und Digitalisierung als sichernde Maßnahmen an. Weiterhin werden hier Absicherung von Forderungen sowie Lieferkettensicherung als Hauptmaßnahmen genannt. Der wesentliche Kostensenkungsfaktor bleibt indes „Personalfreisetzung“ (durchschnittlich 7 % des Gesamtpersonalstamms). Im Dienstleistungsbereich wurden bei den Befragten 17 %, im Automotivebereich 14 % freigesetzt. Durchschnittlich werden weitere 7 % des Personalstamms, so wird geschätzt, in den nächsten 24 Monaten freigesetzt werden müssen, um dem gesunkenen Umsatzniveau standhalten zu können. In den Branchen Konsum, Dienstleistungen, Bau / Handwerk und Automotive steigt diese Schätzung sogar auf über 10 % an. „Hochgerechnet auf die Summe der in Deutschland Erwerbstätigen würde dies - neben der bereits 2020 angestiegenen Zahl von 0,5 Mio. (insgesamt 2,7 Mio. Menschen in Arbeitslosigkeit) - weitere 3,1 Mio. Arbeitslose bedeuten“, rechnet Milz vor. 

Gewinner und Verlierer der Krise 

Die Gesamtwirkung aller Krisenmaßnahmen war allerdings massiv branchenabhängig: Während etwa im Bereich ITK der Umsatz in 73 % aller Fälle gar gesteigert werden konnte (um durchschnittlich sogar 50 %) sowie ebenso Steigerungen im Bau-/Handwerksbereich sowie bei den Konsumgütern zu beobachten war, gelang dies etwa 71 % der Unternehmen im Automobilsektor nicht. Weitere Herausforderungen werden in der Selbstmotivation bzw. im Selbstmanagement der Manager, bei Fragen rund um das Thema Umsatzausfälle sowie im Umgang mit weiteren Unsicherheiten gesehen. Für diese Unsicherheiten wird in sehr vielen Nennungen die Politik als Hauptverantwortlicher genannt. Neben schlechter Kommunikation wird der Politik vor allem Ignoranz und Nicht-Einbeziehung der Wirtschaft bzw. der Unternehmen bei politischen Entscheidungen genannt. Festzuhalten ist, dass insbesondere auf der Vertriebsseite drastische Veränderungen in fast allen Belangen (u.a. Strategie, Absatzkanäle, Märkte, Regionen, Kunden, Technologie, Abläufe, Akquisitionen) erwartet werden. Mit die größte Furcht (40 %) herrscht vor weiteren Lockdowns, die nicht nur immense wirtschaftliche Schäden hervorbringen, sondern insbesondere eine Planbarkeit weiter erschweren, wenn nicht gar unmöglich machen. Aber es wird auch die Chance in der Krise gesehen – und der Nutzen, dass einige längst überfällige Themen nun endlich angegangen werden. Milz und Gebert zählen hier insbesondere auf:

  • „Es gilt, schnellstens den Zustand der Ungewissheit - soweit möglich auf allen Ebenen (Politik, Gesellschaft, Einzelunternehmen) - zu beseitigen. Dafür braucht es klare Führung, klare Kommunikation und Motivation - und klare Strategien! Und dies alles in Zeiten von social distancing und remote leadership! 
  • Realisieren Sie notwendige Sofortmaßnahmen auf allen operativen Ebenen, v.a. auf den Ebenen Vertrieb und Finanzen! Auch die Lieferketten müssen neu betrachtet werden. Der Umgang mit Unsicherheit und sich ständig ändernden Rahmenbedingungen muss schnellstens von allen Beteiligten gelernt werden – jedes Unternehmen muss agil werden!
  • Identifizieren Sie Ihre Wachstumschancen, definieren Sie Ihre Ziele entsprechend neu und entwickeln Sie schnellstmöglich auf die Situation angepasste Strategien, Geschäftsmodelle, Produkte sowie alle anderen strategischen Faktoren. Jetzt ist die Zeit, Ihre notwendigen Change- und Transformationsprozesse zu starten!“


Mehr zu Change, Wandel und Transformation von Unternehmen lesen Sie im factory-Magazin Change – oder online im gleichnamigen Themenbereich. Dort stellen wir auch Instrumente für den Change in Unternehmen vor, mit denen die Unternehmen die Kosten für Material und Energie reduzieren können. Denn die sind in den meisten produzierenden Betrieben immer noch wesentlich höher als die Personalkosten.

Bild: istockphoto.com
Quelle: IDW

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