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Globale Entwaldung überschreitet Ziele zur Begrenzung erheblich

Mit der Glasgow Declaration hatten sich über hundert Staaten auf dem Klimagipfel 2021 das Ziel gesetzt, die weltweite Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Doch eine Trendumkehr ist zwei Jahre danach nicht zu erkennen, zeigt ein Assessment-Bericht – statt weniger wurde mehr Wald zerstört und weiterhin besonders in den Tropen. Grund seien vor allem fortgesetzten Finanzierung und Subventionen.

Mit der Glasgow Declaration hatten sich über hundert Staaten auf dem Klimagipfel 2021 das Ziel gesetzt, die weltweite Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Doch eine Trendumkehr ist zwei Jahre danach nicht zu erkennen, zeigt ein Assessment-Bericht – statt weniger wurde mehr Wald zerstört, besonders in den Troßen.

Kurz vor dem Klimagipfel 2023 in Dubai veröffentlichen mehrere wissenschaftliche Organisationen und zivilgesellschaftliche Organisationen Berichte zum Stand des globalen Waldschutzes.

Die alarmierende Daten aus den beiden Studien zeigen, dass die Anstrengungen bei den Schutz- und Wiederherstellungsplänen bis 2030 bei weitem nicht ausreichen, berichtet der WWF. Demnach seien Tropenwälder aber auch Wälder in Deutschland dabei, sich von Kohlenstoffsenken in Quellen zu verwandeln.

Hoffnung auf Grenzen durch Gesetze

Dass der globale Holzverbrauch den Planeten entwaldet und Klima- und Artenschutzziele gefährdet, ist schon seit längerem klar. Beim Gipfel in Glasgow 2021 war die Hoffnung entstanden, dass die Staaten eine Trendumkehr erreichen könnten.

So hatte sich die Europäische Union 2022 sogar auf ein Gesetz geeinigt, dass die Entwaldung für bestimmte Produkte verhindern soll. Unternehmen müssen demnach Waldzerstörung für bestimmte Produkte ausschließen, bevor sie auf den EU-Markt gelangen. Zudem gelten Rückverfolgungspflichten für entwaldungskritische Produkte wie Soja, Rindfleisch, Leder, Kakao, Holz und Kautschuk. Die Finanzierung derartiger Projekte blieb im EU-Gesetz gegen Entwaldung aber ausgeschlossen.

Genau das scheint aber weiterhin der Treiber der fortgesetzten Entwaldung zu sein. Denn obwohl der Weltklimarat IPCC in seinen Berichten die Erhaltung der Wälder als essenziell und effizient für die Erreichung der Klimaziele empfiehlt, ist die planetare Belastungsgrenze der Wälder bereits definitiv überschritten – und damit wächst die Gefahr unumkehrbarer Entwicklungen, wie eine Studie 2023 warnt.

Entwaldungsziele deutlich überschritten

Die Daten aus dem „Forest Declaration Assessment“ zeigen, dass die Entwaldung 6,6 Millionen Hektar im Jahr 2022 erreichte, wobei der Verlust an primärem Tropenwald bei 4,1 Millionen Hektar lag.

Damit wichen die Entwaldungsraten um 21 und 33 Prozent von dem für 2022 festgelegte Jahresziel ab, um die Entwaldung schrittweise bis 2030 zu stoppen. Dabei finden 96 Prozent der weltweiten Entwaldung in tropischen Regionen statt. Nur in den asiatischen Tropengebieten gelingt es laut WWF, Zwischenziele zum Stopp der Entwaldung nahezu einzuhalten.

2023 müsste die Abholzung von Wäldern dem Report zufolge um fast ein Drittel (27,8 Prozent) reduziert werden, um die gemachten Versprechen einhalten zu können, so die tagesschau. Zudem nehme die biologische Vielfalt in den Wäldern "in alarmierendem Tempo ab".

Der WWF warnt davor, dass Wälder sich zunehmend von einer Kohlenstoffsenke zur Quelle wandeln als Folge des Waldverlustes, der randlichen Austrocknung und der zunehmend extremen Witterungsereignisse. Die weiter voranschreitende Abholzung und Schädigung der Wälder in den drei größten Tropenwaldregionen der Erde, dem Amazonas, dem Kongobecken und in Südostasien, führt zu einer globalen Klimakatastrophe.

Ohne Amazonas- und Kongo-Wälder würden die tropischen Monsunsysteme zusammenbrechen. Damit wäre die globale Ernährungssicherheit weiter gefährdet.

Divestment und Schutz durch indigene Gruppen 

Dass die weitere Finanzierung das größte Problem des Weiter-so ist, ermittelte auch der Forest Pathways-Bericht des WWF. Demnach werden weltweit mindestens 100-mal mehr öffentliche Mittel für umweltschädliche Subventionen verwendet als für die Finanzierung von Wäldern. Von Divestment also keine Spur, auch Taxonomie-Regeln wie die der EU scheinen nicht zu wirken.

Das Forest Declaration Assessment weist darauf hin, dass global jedes Jahr nur 2,2 Milliarden US-Dollar an öffentlichen Geldern in Wälder fließen – ein verschwindend geringer Anteil im Vergleich zu anderen globalen Investitionen.

Indigene Völker und lokale Gemeinschaften erhalten laut Bericht nur einen kleinen Bruchteil der Finanzmittel, die sie benötigen, um ihre Rechte zu sichern und ihre Gebiete effektiv zu verwalten. Dabei ist wissenschaftlich belegt, dass dort, wo tropische Wälder unter ihrer Obhut stehen, die Wälder besser geschützt sind und Abholzung und Schädigung geringer sind. Wissenschaftler*innen fordern angesichts dessen, vor allem indigene Gesellschaften in das Schutzmanagement einzubinden und staatlich zu unterstützen.

Entscheiden zudem lokale Bevölkerungen über den Schutz der Gebiete, sind sie trotz der Versprechungen von Wirtschaft und Politik zur Beteiligung an den Profiten der Waldzerstörung, wie der Volksentscheid in Ecuador 2023 gezeigt hat. Sie haben den “Wert des Waldes” erkannt.

Um die globalen Waldschutzziele für 2030 noch erreichen zu können, priorisiert der WWF die folgenden im Forest Pathways-Bericht beschriebenen Maßnahmen:

  • Beendigung waldschädigender Investitionen und Subventionen wie Agrarsubventionen, die für den Verlust von 2,2 Millionen Hektar Wald pro Jahr verantwortlich sind
  • Reform globaler Handelsregeln, die Wäldern schaden, Ausschluss von waldschädigenden Rohstoffen aus den globalen Lieferketten und Beseitigung von Hindernissen für waldfreundliche Waren
  • Beschleunigte Anerkennung von Landrechten für indigene Völker
  • Übergang zu einer Land- und Forstwirtschaft, die sich an planetaren Grenzen der Waldökosysteme ausrichtet und weitere Waldzerstörung verhindert.
     

Mit weniger Waldfläche und -qualität sei es unmöglich, die Klima- und Biodiversitätskrise zu bewältigen, erklärt Dr. Susanne Winter, Waldexpertin beim WWF. Seit der Glasgow-Erklärung zum Stopp der weltweiten Entwaldung vor zwei Jahren sei eine Tropenwaldfläche der Größe Dänemarks verloren gegangen. "Regierungen, Banken, Investoren und Unternehmen müssen sich ihrer Verantwortung stellen, um uns global zurück auf den richtigen Pfad zu bringen." fordert Winter.

Dass der Schutz der globalen Wälder entscheidend für den Erhalt der Lebensgrundlagen ist, beschreiben Beiträge wie “Viel mehr wert” in den factory-Magazinen Vielfalt und Klimaneutralität. Wie Lösungen dazu aussehen und wie sie sich erreichen lassen, beschreibt das factory-Magazin Ressourcen. In den jeweiligen Themenbereichen gibt es dazu auch noch die aktuellen News.

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