Vor über fünfzig Jahren, 1971, genügten der Menschheit noch die Ressourcen eines Planeten, inzwischen sind es 1,75 mal so viel. Die menschliche Wirtschaftsweise verbraucht mehr Ressourcen, als nachwachsen und Umwelt und Klima verkraften können. Die effektivsten Lösungen, den schädlichen Ressourcenverbrauch und seine Auswirkungen zu begrenzen, lägen in einer konsequenten Kreislaufführung von Rohstoffen und ihrer Nichtausbeutung.
Der diesjährige Earth Overshoot Day fällt nach Berechnungen des Global Footprint Network (GFN) auf den 28. Juli. Das bedeutet, dass die Menschheit vom 1. Januar bis zu diesem Tag der Natur so viel abverlangt hat, wie die Ökosysteme des Planeten in einem ganzen Jahr erneuern können.
Mit dem Earth Overshoot Day macht das GFN weltweit darauf aufmerksam, dass der seit über einem halben Jahrhundert anhaltende Overshoot zu einem massiven Rückgang der Artenvielfalt, einem Überschuss an Treibhausgasen in der Atmosphäre und einem verschärften Wettbewerb um Nahrungsmittel und Energie geführt hat. Hitzewellen, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen sind ein inzwischen weltweit wahrgenommener Ausdruck dieser Ressourcenübernutzung.
Das GFN weist im Jahr 2022 in seiner Mitteilung zum Earth Overshoot Day darauf hin, dass die Ressourcensicherheit angesichts der zunehmenden Ressourcenknappheit zu einem immer wesentlicheren Wirtschaftsvorteil werde. Dies gelte für Städte, Unternehmen und Länder. Es sei kein Vorteil, auf internationale Vereinbarungen zu warten, so das Netzwerk. Vielmehr müsse es im Interesse jeder Stadt, jedes Unternehmens und jedes Landes liegen, selbst aktiv zu werden und die eigene Funktionstüchtigkeit zu stärken, um in der unvermeidlichen Zukunft zu bestehen.
Immerhin hat sich seit den 2010er Jahren der "Vorschub" des Erdüberlastungstags verlangsamt. Seit 2018 lag er auf dem 29. Juli. Einzige Ausnahme: Im Lockdown-Jahr der Corona-Pandemie 2020 landete er wieder weiter hinten im Kalender, auf dem 22. August. Deutlich wurde damit, dass offenbar einzig ein Verzicht auf Ressourcenausbeutung und -produktion zu einer Veränderung führt. 2022 rückt er wieder um einen Tag vor, auf den 28. Juli: Das so genannte aufholende Wirtschaftswachstum hat begonnen, die ressourcenverbrauchende Wirtschaftsweise setzt sich fort. Auch mit der Finanzkrise ab 2007 gab es einen solchen Einbruch.
Dabei habe eine neue Generation von kreislauf-orientierten Unternehmen
die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft, der Circular Economy, bereits erkannt: Sie böten Produkte und Dienstleistungen an und reduzierten damit gleichzeitig den Overshoot. Die Expansion, also das Wachstum solcher Unternehmen bedeute, dass der globale Overshoot sinke.
Beispiele, die zeigen, wie das geht, zeigt das GFN auf seiner Power of Possibility Plattform und nennt einige Beispiele von "zirkulären" mittelständischen Unternehmen aus Deutschland oder der Schweiz.
Besonders hoch ist der Ressourcenverbrauch im Bauwesen: Weltweit fallen jedes Jahr über 6 Milliarden Tonnen Abfälle aus abgerissenen Gebäuden an. Eberhard, ein Schweizer Bauunternehmen, eröffnete vor 10 Monaten die erste Anlage in Europa, welche Mischabbruch in neue, hochwertige, kreislauffähige Sekundärrohstoffe umwandelt.
Eine Anwendung ist ein CO2-armer, zirkulärer Beton, der größtenteils aus recycelten Materialien besteht (zirkulit®). Würde weltweit nur solcher Beton genutzt statt der konventionelle, wäre Earth Overshoot Day 2,4 Tage später.
Weitere Unternehmensbeispiel kommen aus der Wassertechnologie und dem Abfallrecycling. Das Prinzip wird deutlich:
Unternehmen, die in der Lage sind, gefragte Güter und Dienstleistungen zu produzieren und gleichzeitig den globalen Overshoot reduzieren, sind besser für die vorhersehbare Zukunft aufgestellt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Unternehmen gebraucht werden und daher wertvoll bleiben, ist höher als bei Unternehmen, die diese globalen Trends ignorieren", wirbt das Netzwerk für die Wettbewerbsvorteile durch zirkuläres Wirtschaften.
Mehr dazu und der Bedeutung des Nichtverbrauchs in den factory-Magazinen Klimaneutralität, Circular Economy oder auch in Besser bauen.