Das Herz der aktivistischen Klimabewegung sind die Klimacamps. Sie finden jährlich an den Orten der Braunkohleförderung und -verbrennung statt, wie in der Lausitz, im Rheinland und auch in Hamburg am neuen Kohlekraftwerk. Sie versammeln diejenigen, denen ein Warten auf einen Politikwechsel durch die Entscheidung an der Wahlurne nicht genug ist – und die ohnehin von dort in Sachen Kohleausstieg wenig erwarten.
Denn obwohl alle wissenschaftlichen Empfehlungen dahin gehen, diesen so schnell wie möglich einzuleiten, um nicht nur die bundesdeutschen sondern auch die interenationalen Klimaziele realistisch zu erreichen, gibt es keine Anzeichen dafür, dass die bundesdeutsche Politik reagiert. Im Gegenteil: Auf Landesebene sorgt in Brandenburg die rot-rote Regierung dafür, dass es mit den Lausitzer Tagebauen stetig weitergehen kann und diese sogar noch ausgebaut werden. Und auch in NRW will die neue schwarz-gelbe Landesregierung die Tagebauen zwar nicht erweitern, aber ihn auf keinen Fall verringern und bis 2030 fortsetzen – obwohl das rheinische Revier die größte CO2-Quelle Europas ist.
Nach den erfolgreichen Klimacamps im letzten Jahr in der Lausitz und im Rheinland, bei denen durch Aktionen zivilen Ungehorsams der Betrieb der Förderung und der Verbrennung zumindest für einige Stunden behindert wurde, war die Aufmerksamkeit und Sympathie in den Medien für die Klimacamper*innen relativ groß. In diesem Jahr dürfte es ähnlich sein, denn die Veranstalter*innen erwarten bis zu 6000 Menschen zum Klimacamp im Rheinland. Vor wenigen Tagen erhielten sie auch die Genehmigung für das größte Camp auf einem Privatgelände bei Erkelenz am Lahey Park.
Insgesamt laden drei Klima- und Zukunftscamps ins Rheinland ein: das camp for future, das Klimacamp Rheinland und das Connecting Movements Camp.
Die Camps wollen nicht nur ein Ort der Klimabewegten sein und diese vernetzen und mit neuen Initiativen in Kontakt bringen, sie wollen auch Orte der Alternativen zum herrschenden Wirtschaftssystem sein und diese durch selbstorganisierte Formen des Zusammenlebens und -arbeitens ermöglichen. Im Mittelpunkt stehen jedoch Workshops, Seminare, Exkursionen und Diskussionen zu unterschiedlichsten Themen. Selbst die Wissenschaft bringt sich dort ein, denn viele junge Forscher*innen leiten im Camp Seminare, wie zum Beispiel des Wuppertal Instituts oder des Konzeptwerks Neue Ökonomie. So wird zum Beispiel Benjamin Best, Autor im factory-Magazin Sisyphos, mit einem Seminar zu Klimawandel und Strukturpolitik dabei sein. Größte Impulsgeberin dürfte die Degrowth Summer School sein, die vom 18. bis 23. August zu einem reichhaltigen Programm einlädt, in dem es um verschiedene Politik- und Aktionsansätze aber auch um die Fragen geht, was nach der Braunkohle kommt.
Vom 24. bis 29. August schließen sich an die Bildungsveranstltungen die Aktionstage im Rheinland an. Dann wollen die Klimabewegten mit verschiedenen Protestaktionen für das Ende der Braunkohleförderung, den Erhalt des Hambacher Waldes und eine globale Energiewende von unten eintreten. Dazu hat ein breites Bündnis aus Bürgerinitiativen, Umweltorganisationen und engagierten Einzelpersonen eine Rote-Linie-Aktion organisiert, das Bündnis Ende Gelände will Massenaktionen zivilen Ungehorsams durchführen und das Jugendnetzwerk für politische Aktionen JunepA hat die niedrigschwellige Sitzblockade Kohle erSetzen! initiiert. Daneben rufen die Kampagne „Zucker im Tank“ und die Gruppe Animal Climate Action ebenfalls zu Aktionen auf.
Mehr dazu:
Fuchs gegen die Maschine, Zeit Online
Aufrüstung im Rheinland, taz Online
Mehr zur Divestment-Bewegung, die sich für den Ausstieg aus der Finanzierung der fossilen Energiewirtschaft einsetzt, im factory-Magazin Divestment.