News

Globales Glücksranking zeigt eine zunehmend unzufriedenere Jugend

Der World Happiness Report zeigt ein sich veränderndes Bild des Glücksempfindens in rund 140 Staaten der Welt. Zwar führen die skandinavischen Staaten weiterhin das Ranking an, USA, Deutschland und weitere reiche Länder steigen aber ab: Ihre Jugend ist erheblich unzufriedener geworden.

„Wenn die Regierung nicht das Glück ihrer Bevölkerung sicherstellen kann, gibt es keinen Grund für ihre Existenz.“ So heißt es in Bhutan seit 1729, wie Maja Göpel in ihrem Reisebericht im factory-Magazin Glück-Wunsch schreibt.

Gilt in den meisten Ländern das Bruttoinlandsprodukt BIP als Maßstab des Wohlstands und Garant der Glücksparameter, strebt das kleine Gebirgsreich seit 1998 nach dem Bruttonationalglück. Mit diesem   Konzept war es in der UN 2011 der Initiator des Internationalen Tags des Glücks und des World Happiness-Reports.

Der 20. März ist der Internationale Tag des Glücks und seit 2012 erscheint parallel der World Happiness Report, der jährlich vom Sustainable Development Solutions Network der Vereinten Nationen veröffentlicht wird.

 

Das Glück jeden Alters

Die viel beachtete Rangliste zur Lebenszufriedenheit in den untersuchten Ländern wählt jährlich einen neuen Fokus zur Analyse. Datengrundlage ist der Gallup World Poll, einer länderspezifischen Befragung unter der Bevölkerung mit rund 1000 bis 3000 repräsentativ ausgewählten Personen. Sie geben ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 an und ihre positive und negative Stimmung am Vortag.

Expert*innen der Wohlstands-Forschung der Universität Oxford stellen diese Daten in den Zusammenhang mit offiziellen Daten zur Lebenserwartung und BIP pro Kopf und den individuellen Angaben zu verlässlichen Beziehungen, der Lebenszielwahlfreiheit, Spendenbereitschaft, Korruptionswahrnehmung in Staat und Wirtschaft und den Emotionen. Das Länderranking selbst bildet den Mittelwert der letzten drei Umfragejahre ab zur Lebenszufriedenheit korreliert mit den Vortagsemotionen.

2024 fokussiert der Bericht auf die Zufriedenheit der Menschen in verschiedenen Altersphasen – schließlich galt im Westen lange, dass die Jugend am glücklichsten ist und dass das Glück danach bis zum mittleren Alter abnimmt, gefolgt von einer deutlichen Erholung.

Doch seit 2006 bis 2010 ist das Glück der jungen Menschen (15 bis 24 Jahre) in Nordamerika, Australien und Neuseeland stark zurückgegangen - bis zu einem Punkt, an dem die jungen Menschen weniger glücklich sind als die Älteren. Auch in Westeuropa ist die Zufriedenheit junger Menschen gesunken (allerdings weniger stark).

 

Boomer fühlen sich besser

In den Ländern in Mittel- und Osteuropa ist das Glücksempfinden dagegen stark gestiegen – und das in allen Lebensaltersstufen, bei Jugendlichen ist es jetzt auf Westniveau.

Auch in der ehemaligen Sowjetunion und in Ostasien hat das Glück in jedem Alter stark zugenommen, während es in Südasien und im Nahen Osten und Nordafrika in jedem Alter gesunken ist.

Beim Vergleich der Generationen sind die vor 1965 Geborenen im Durchschnitt glücklicher als die seit 1980 Geborenen. Bei den Millennials sinkt die Bewertung des eigenen Lebens mit jedem Lebensjahr, während bei den Boomern die Lebenszufriedenheit mit dem Alter steigt.

Die USA sind mit Platz 23 zum ersten Mal seit dem ersten World Happiness Report 2012 aus den Top 20 herausgefallen, aufgrund des starken Rückgangs des Wohlbefindens der Amerikaner unter 30 Jahren.

Afghanistan bleibt auf dem letzten Platz der Gesamtwertung als die "unglücklichste" Nation der Welt.

 

Der finnische Faktor …

Finnland ist zum siebten Mal in Folge als glücklichstes Land der Welt bewertet – Deutschland von Platz 16 auf Platz 24 gerutscht. Von den größten Staaten der Welt ist keiner mehr an der Spitze der glücklichsten Länder vertreten, bemerkt Die Zeit.

Dass Finnland kontinuierlich den ersten Platz im Glücks-Ranking erreiche, belege die Forschung, wirbt Finnland in einer Pressemitteilung für sich. Es lasse sich vor allem mit dem Vertrauen und Freiheitsgefühl erklären, die tief in der Gesellschaft verwurzelt seien, und das Wohlbefinden und die Produktivität steigerten.

Im Rahmen einer Studie hat das Finnish Happiness Institute (FHI) in Finnland lebende Menschen gefragt, was sie glücklich macht. In ihren Antworten erwähnen die Befragten immer die Nähe zur Natur und die damit verbundenen Möglichkeiten zur Entspannung und Regenerierung. In Finnland ist man niemals mehr als 10 Minuten Fußweg von einem Park oder Wald entfernt. Sauberes Wasser, reine Luft und unberührte Natur tragen stark zu Wohlbefinden und Glück bei – und regen die Kreativität an.

 

… Naturverbundenheit?

Dr. Emma Seppälä, Dozentin an der Yale University und Autorin der Bestseller "The Happiness Track" und "Sovereign", hat sich auf Glücksforschung spezialisiert. Sie unterstreicht, dass in einer jüngsten Studie eine Gruppe von Rucksackreisenden nach vier Tagen Aufenthalt in der Natur ohne elektronische Geräte bei einem Kreativitätstest um 50 Prozent besser abschnitt als die Vergleichsgruppe.

„Wenn Sie zum Beispiel bedenken, wie viel Zeit Finnen pro Woche, Monat oder Jahr in der Natur verbringen, ist das weitaus mehr!”, sagt sie, und fügt hinzu:

„Wenn wir uns entspannen, schaltet unser Gehirn in den Alphawellenmodus, also den Modus für aktive Problemlösung und innovative Ideen. Wer kreativer sein möchte, sollte während des Tages also bewusst solche Momente der Entspannung einplanen. Die Menschen in Finnland finden diese Entspannung im Wald – und natürlich in der Sauna. Und der stressarme Lebensstil der Finnen fördert den Innovationsgeist.“

 

Mehr Glück für alle

Und so ist das Ranking des World Happiness Reports für die einen Werbung für Innovation und Wirtschaft, für die anderen vielleicht eher Anregung zur Änderung der eigenen Politik.

In jedem Fall dürfte es ein Beitrag zu einer alternativen Wohlstandsmessung sein und sicher auch den einen oder anderen Hinweis für die Unzufriedenheiten wider der notwendigen Transformationspoltik geben, insbesondere aufgrund der stark gesunkenen Lebensbewertung der Jüngeren.

Möglicherweise hat diese auch mit den schlechten Nachrichten zu den Folgen des Klimawandels und des zu hohen Naturverbrauchs zu tun.

Da überwiegend die Älteren die Politik für die folgenden Generationen bestimmen, könnte der Bericht vielleicht Anregung zur Änderung sein – schließlich ziehen die Jüngeren das Ranking nach unten und vielleicht auch lieber in Länder mit Naturverbindung.


Mehr zu Glückserwartungen und -erfolgen im factory-Magazin Glück-Wunsch – oder im gleichnamigen Themenbereich.

Das Magazin zum Thema:

Zurück

RSS-Feed

2024

2023

2022

2021

2020

2019

2018

2017

2016

2015

2014

2013

2012

2011