Ressourcen
Es geht nicht ohne
Die Energiekrise hat die Klimakrise übernommen. So beklagt es auch Bill Hare, Chef der Organisation Climate Analytics, die den Climate Action Tracker mitherausgibt. Dieser stellt wie viele andere Analysen fest, dass die Länder der Welt nicht etwa auf dem Weg zum 1,5-Grad-Ziel von Paris sind, sondern sich eher auf Kurs zu 2,4 bis 3 Grad befinden.
Zum ohnehin emissionsintensiven Weiter-so kommen nun noch die Flüssiggas-Projekte, die das russische Erdgas ersetzen sollen. Das sind derart viele, dass die Liquified-Natural-Gas-Kapazitäten schon 2030 doppelt so hoch wären wie die gesamten russischen Gas-Exporte. Neben den neuen Gas-Projekten, die weit übers wirtschaftsrettende Ziel hinausschießen, sind da bereits die ohnehin ungebremsten Expansionspläne der Öl- und Gasunternehmen, mit denen sich der Netto-Null-Pfad bis 2050 im Treibhausgas auflösen dürfte.
Banken, Fonds und Staaten finanzieren diese Projekte weiterhin gern – trotz Taxonomie, Sustainable Finance und Klimaneutral-Bekundungen. Und Krise ist jetzt praktisch immer, ob Pandemie, Energie, Lieferkette, Sicherheit, Krieg... ? Die das alles antreibende und dadurch sich noch beschleunigende, lebensbedrohende Klima- und Artenkrise lässt sich aber offenbar doch nicht mit den Methoden lösen, die sie entstehen ließen.
Dabei sind die Lösungsvorschläge eigentlich seit den Grenzen des Wachstums auf dem Tisch, mit tausendfacher wissenschaftlicher Expertise immer wieder technisch aktualisiert und bestätigt: Zur Entkopplung von Wohlstandswachstum und Ressourcenverbrauch müssen wir weniger von allem verbrauchen. Es geht um Rohstoffe für Material und Energie, um Böden und Wasser, um Flächen und Natur.
Wenn wir es schaffen, den Ressourcenverbrauch radikal zu verringern, indem wir ein Wirtschaftssystem des Kreislaufs, der Vermeidung, des Erneuerbaren, der gerechten Teilhabe und Verteilung aufbauen, dann – und nur dann – wird dieses System resilienter gegen Krisen jeglicher Art sein.
Hätten wir schon vor 30 oder noch 20 Jahren damit angefangen, müssten wir die Krisenhaftigkeit eines Weiter-so nicht befürchten. Krise ist die neue Normalität, die Ressourcenwende der Weg in eine lebensfreundliche Zukunft für alle.
Nur ein Beispiel dafür, dass wir uns anstrengen müssen: Der Anteil der fossilen Brennstoffe an der Gesamtenergieerzeugung stieg in den letzten 50 Jahren von 80 auf 86 Prozent. Wind- und Solarenergie von 0 auf zwei Prozent. Von Energiewende kann also keine Rede sein. Dabei ist Ressourcenwende so viel mehr als Energiewende, aber ohne die gibt es eben keine Emissionswende.
Deswegen dieses Magazin, deswegen dieses Thema. Hier lesen Sie, warum Ressourcenschutz der beste Klimaschutz ist und warum wir Randbedingungen für unseren Konsum schaffen sollten. Ebenfalls, wie die Kreislaufwirtschaft dazu beitragen muss und ob Plastic Mining das neue Öl ist. Warum wir gerade für die Technologiemetalle ein Ressourcenmanagement brauchen und weshalb regionales Wirtschaften für die ressourcenschonende Ernährungssicherung global kooperieren sollte, erfahren Sie hier auch.
Ralf Bindel und das Team der factory
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