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  • Farbige Tabelle des CCPI-Rankings 2025
    Gemischtes Feld im Ranking des Klimaschutzes: Unerwartete Aufsteiger und Hoffnungsträger trotz niedriger Platzierung.

Trotz Boom bei Erneuerbaren Energien kein Ausstieg aus fossilen Brennstoffen erkennbar

Für den Climate Change Performance Index (CCPI) untersuchen Expert*innen die Klimaschutz-Fortschritte der Länder, die insgesamt mehr als 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verursachen. In der Rangliste 2025 von 63 Ländern führen Dänemark, Niederlande und Großbritannien, während Iran, Saudi Arabien und Russland die Schlusslichter bilden. Die größten Emittenten China und USA kommen auf die Plätze 55 und 57. Gleichzeitig liegen die größten Hoffnungen auf schnellere Fortschritte auf China und Indien.

Für die Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius müssen die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 um die Hälfte sinken. Das forderten Wissenschaftler*innen im sechsten IPCC-Bericht 2021. Inzwischen ist das erste Jahr mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 1,5 Grad erreicht und die globalen Emissionen sind ebenso wie die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf neuem Höchststand, ebenso die Schäden und Einkommensverluste durch klimawandelbedingte Extremwetter.

Der in Baku auf der COP29 vorgestellte Bericht über die Klimaschutz-Fortschritte der größten Emittenten zeigt bei der Emissionsreduktion trotz der Anerkennung des nötigen Ausstiegs aus den fossilen Energien beim COP28 in Dubai auch nur wenig Änderung.

Zwar machen erneuerbaren Energien in fast allen Ländern mit hohen Emissionswerten rasche Fortschritte. Dennoch halten noch zu viele Länder an der Fortführung des Geschäftsmodells für fossile Brennstoffe fest, insbesondere für Gas. So würde mit den geplanten Flüssiggasprojekten das Netto-Null-Ziel 2050 um ein Vielfaches überschritten.

Der heute von Germanwatch, NewClimate Institute und dem Climate Action Network International (CAN) veröffentlichte Climate Change Performance Index (CCPI 2025) zeigt die Entwicklung deutlich. In diesem Jahr haben 450 Expert*innen die Fortschritte der weltweit größten Emittenten in Bezug auf Emissionen (mit 40 Prozent Gewichtung), erneuerbare Energien und Klimapolitik (mit jeweils 20 Prozent Gewichtung) bewertet.

Die 63 Länder plus die Europäische Union, die der CCPI bewertet, sind für 90 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Der CCPI zeichnet für 2025 jedoch ein gemischtes Bild: Während 61 der 64 Länder den Anteil der erneuerbaren Energien an ihrem Energiemix in den letzten fünf Jahren erhöht haben, werden die Emissionstrends in 29 Ländern weiterhin als niedrig oder sehr niedrig eingestuft.

 

Die ersten Plätze bleiben unerreicht

Die ersten drei Ränge bleiben wie in den Vorjahren unbesetzt, als Zeichen, dass alle Länder ihre Klimamaßnahmen noch beschleunigen müssen, um die Temperaturgrenze des Pariser Abkommens einzuhalten.

Dänemark bleibt das bestplatzierte Land (Platz 4). Es war auch das einzige Land, das bei der Bewertung der Klimapolitik eine hohe Leistung erzielte. Dennoch ist die Leistung Dänemarks nicht gut genug, um eine sehr hohe Gesamtbewertung zu erhalten.

Auf Dänemark folgen die Niederlande (5.), obwohl die neue Regierung des Landes für die Klimapolitik nichts Gutes verheißt. Das Vereinigte Königreich ist der große Aufsteiger des Jahres und belegt Platz 6. Der Kohleausstieg und die Zusage der Regierung, keine neuen Genehmigungen für Projekte zur Nutzung fossiler Brennstoffe zu erteilen, spielten eine wichtige Rolle für den Aufstieg des Landes.

 

Autoritäre Regime auf den letzten Plätzen

Doch diese Bemühungen sind nicht überall sichtbar. Das Beispiel Argentiniens (Platz 59), eines der größten Verlierer des diesjährigen CCPI, zeige, wie ein Regierungswechsel einen Schritt in die falsche Richtung bedeuten kann, heißt es in der Pressemitteilung des New Climate Institute.

Argentinien gehört im Index zu den am schlechtesten bewerteten Ländern. Sein neu gewählter Präsident Milei leugnet den vom Menschen verursachten Klimawandel, obwohl dies wissenschaftlich anerkannt ist.

Die vier letztplatzierten Länder im CCPI sind Iran (Platz 67), Saudi-Arabien (Platz 66), die Vereinigten Arabischen Emirate (Platz 65) und Russland (Platz 64).

Alle vier Länder gehören zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt – und stehen unter autoritärer Regierungsführung.

Der Anteil der erneuerbaren Energien an ihrem Energiemix beträgt weniger als drei Prozent. Diese Länder zeigen keine Anzeichen für eine Abkehr von fossilen Brennstoffen als Geschäftsmodell.

 

Kurz vor der Emissionswende?

Große Teile der Welt hätten dagegen erkannt, dass erneuerbare Energien eine kostengünstige und sichere Wahl für die Energieversorgung seien, sagt Jan Burck von Germanwatch, einer der Autor*innen des CCPI.

"Erneuerbare Energien sind auf der Überholspur, vor allem im Stromsektor. Hinzu kommt eine zunehmende Elektrifizierung der Bereiche Mobilität, Wohnen und Industrie."

Dennoch gäbe es immer noch massiven Widerstand seitens der Lobby der fossilen Brennstoffe. Die Länder sollten nicht noch tiefer in die fossile Falle tappen, empfiehlt Burck.

Für Mitautor Prof. Niklas Höhne vom New Climate Institute steht die Welt steht an einem Wendepunkt: "Der Höhepunkt der globalen Emissionen ist in Sichtweite. Jetzt ist es entscheidend, dass wir einen raschen Rückgang einleiten."

Eine drastische Reduzierung der Emissionen sei die einzige Maßnahme, die weitere gefährliche Folgen des Klimawandels verhindern könne. "Die Zeit läuft und wir brauchen dringend eine Emissionswende."


China mit weltweiter Signalwirkung

Der weltweit größte Emittent China liegt im Klimaschutz-Index auf Platz 55 und damit auf einem sehr niedrigen Niveau. Trotz vielversprechender Pläne, Trends und Maßnahmen bleibt China stark von der Kohle abhängig und hat keine ausreichenden Klimaziele.

Allerdings verzeichnet der Index einen beispiellosen Boom bei den erneuerbaren Energien und die Treibhausgasemissionen scheinen ihren Höhepunkt fast erreicht zu haben.

Die USA, der zweitgrößte Emittent, liegen weiterhin auf Platz 57 der sehr niedrigen Werte. Mehr Investitionen in erneuerbare Energien und sauberen Verkehr sowie ein Ende der Subventionen für fossile Brennstoffe wären wichtige nächste Schritte.

Der Ausgang der Wahlen könnte jedoch über die Klimabilanz der USA in den kommenden Jahren entscheiden. Burck: "Politisch wird es für Trump schwierig sein, grüne Zukunftstechnologien aus Bidens Inflation Reduction Act zu streichen, aber er wird sie wahrscheinlich abschwächen.

Mit dem Vereinigten Königreich und Indien (Platz 10) gehören nur zwei G20-Länder zu den Spitzenreitern im CCPI. Vierzehn G20-Länder erhalten insgesamt einen niedrigen oder sehr niedrigen Wert.

Die G20 sind besonders für die drastische Senkung der Emissionen verantwortlich, da ihre Mitglieder zusammen mehr als 75 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verursachen. Russland, Saudi-Arabien und Südkorea (Platz 63) sind nach wie vor die G20-Länder, die am schlechtesten abschneiden und insgesamt einen sehr niedrigen Wert erhalten.


In der EU zeigt der Green Deal Wirkung

Mit Dänemark und den Niederlanden an der Spitze des CCPI liegt die EU mit ihrem 17. Platz insgesamt im oberen Mittelfeld des Ranking. Sechzehn EU-Länder gehören zu den Ländern mit hoher und mittlerer Leistungsfähigkeit, und anders als in früheren Ausgaben erhält kein EU-Land eine sehr niedrige Gesamtbewertung.

Deutschland (16. Platz), die größte Volkswirtschaft der EU, ist um zwei Plätze abgerutscht und gehört nicht mehr zu den Spitzenreitern.

"Obwohl bei den erneuerbaren Energien erhebliche Fortschritte erzielt wurden, führt die politische Untätigkeit im Verkehrs- und Gebäudesektor immer noch zu hohen Emissionen", sagt Thea Uhlich, Mitverfasserin des CCPI. Sie warnt davor, dass der Klimaschutz in Deutschland und der EU durch die aktuellen weltpolitischen Entwicklungen, insbesondere bei der Klimafinanzierung, ins Abseits gedrängt werden könne.

 

Ohne Gerechtigkeit keine Wende

Für Janet Milongo vom Climate Action Network International werden mit dem CCPI die Unterschiede in der globalen Vermögensgerechtigkeit und -verteilung sichtbar.

"Es ist nicht hinnehmbar, dass beispielsweise in den Niederlanden mehr Solarenergie installiert ist als in ganz Afrika", sagt Milongo. Wenn Völker oder Länder bei der Energiewende zurückblieben, führe dies zu Ungerechtigkeit und verhindere das Erreichen der globalen Ziele.

"Die Finanzierung durch öffentliche Zuschüsse ist entscheidend, um einen schnellen, gerechten und ausgewogenen Übergang zu erneuerbaren Energien für alle zu gewährleisten", fordert sie anlässlich der Ergebnisse des CCPI.

Klimafinanzierung ist das entscheidende Thema auf der laufenden COP29 in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans. Dieser Gipfel und wohl auch der nächste müssen sich auf einen Quantensprung einigen: Von 100 Milliarden US-Dollar jährlich auf 1.000 Milliarden US-Dollar, das Zehnfache dessen, was 2022 erstmals erreicht wurde, ist für Klimaschutz und Schäden und Verluste an Investitionen in den 2030er Jahren erforderlich, um noch in Reichweite des 1,5-Grad-Ziels zu bleiben.

Mehr dazu, was zur Klimafinanzierung gehört und woraus sie meist besteht, im Beitrag "Die COPs und das Geld" im factory-Magazin Kapital.

Der CCPI in den Medien:

F.A.Z.: Klimaschutz-Ranking: Deutschland ist längst nicht vorne
Handelsblatt: Klimaschutzindex 2025: Weltweite Emissionen könnten bald zurückgehen
klimareporter.de: Deutschland im Klimaschutz-Vergleich abgerutscht
taz: Neues Klimawandel-Ranking: Die Hoffnung ruht auf China und Indien
tagesschau: Deutschland steigt im Länder-Vergleich ab

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