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Ausgrenzung macht krank

Teilhabe ist Teil der sozialen Nachhaltigkeit. Wie verantwortlich wir damit umgehen müssen, zeigen neue Ergebnisse der Hirnforschung: Werden wir ausgeschlossen, schmerzt das quasi körperlich, worauf wir abhärten. Hirnforscher Hüther plädiert deswegen für eine andere Beziehungskultur.

Jetzt haben die Hirnforscher endlich herausgefunden, dass es im Gehirn eines Menschen, der sich gekränkt fühlt, weil er in einer sozialen Gemeinschaft ausgegrenzt wird, zur Aktivierung der gleichen neuronalen Netzwerke kommt, die auch immer dann aktiviert werden, wenn er körperliche Schmerzen empfindet. Jeder, der im Elternhaus, in der Schule oder im Beruf diese traurige Erfahrung machen musste, dass er so, wie er ist, nicht „richtig“ ist, muss diesen Schmerz also irgendwie unterdrücken.

Gelungen ist das den meisten Menschen mehr oder weniger gut. Aber um welchen Preis? Die Unterdrückung dieses sozialen Schmerzes führt zwangsläufig dazu, dass auch all jene schmerzhaften Signale, die aus dem eigenen Körper kommen, im Gehirn nicht mehr sensitiv wahrgenommen werden können.

Das Ergebnis: man spürt sich dann selbst nicht mehr richtig. Merkt nicht mehr, dass irgendetwas weh tut. Geht darüber hinweg und hält es aus, genauso wie den Schmerz über die soziale Ausgrenzung. Beides beruht ja auf der Erzeugung des gleichen Signalmusters im eigenen Gehirn.

Die Folge: Man reagiert nicht mehr auf Signale aus dem eigenen Körper, auf die man eigentlich - um gesund zu bleiben - reagieren müsste.

Ahnen Sie jetzt, weshalb so viele Menschen, die in gestörten Beziehungen leben, krank werden? Haltungsschäden bekommen, Übergewicht entwickeln, ihre Gesundheit durch krankmachende Lebensgewohnheiten ruinieren, ohne zu spüren, dass das ihrem Körper weh tut? Wie soll ihr Gehirn merken, dass etwas im Körper nicht stimmt und korrigierend darauf einwirken, wenn es davon nichts mehr mitbekommt? Eine Verbesserung unserer Beziehungskultur hätte daher weniger Erkrankungen und eine enorme Kostenersparnis im Gesundheitswesen zur Folge.

Professor Dr. Gerald Hüther ist Leiter der Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung der Psychiatrischen Klinik der Universitäten Göttingen und Mannheim/Heidelberg

Der Zwischenruf von Prof. Hüther erscheint in der gleichnamigen Reihe des Thinktanks DenkwerkZukunft.

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