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Ist Googleismus die Chance auf Transformation?

Google, Facebook und Co. schaffen mit Big Data und Algorithmen eine neue Form der Ökonomie. Ihr Geschäftsmodell sind soziale Beziehungen – nicht Ressourcenverbrauch und Produktabsatz. Sind soziale Netzwerke das Ende der fossilen Marktwirtschaft?

Die Anlage von großen Datensammlungen (Big Data) und ihre Nutzung durch Algorithmen ist zu einem der größten ökonomischen Erfolge in den letzten 20 Jahren geworden. Zwar ist das umsatzstärkste Unternehmen der Welt immer noch ein Handelsunternehmen (Walmart), doch unter den ersten 50 in der Fortune-Global-500-Liste sind nicht länger nur Öl-, Rohstoff- und Automobilkonzerne zu finden. Elektronik- und Datenkonzerne wie Apple (Platz 15), Samsung (Platz 13) und Google (Platz 25) haben sich weit nach vorn geschoben.

Das Geschäft der Datensammler und -nutzer und der Einsatz von Algorithmen in der Welt der täglichen Entscheidungen weiten sich fast täglich aus. Facebook filtert und sortiert nicht nur die Nachrichten seiner Nutzer, sondern nimmt auch Einfluss auf ihre Emotionen. Googles Algorithmen bestimmen nicht nur, was Nutzer finden, sondern auch, was sie suchen. Verlieren die Nutzer deswegen einen Großteil ihrer bisherigen Autonomie, frei zu handeln und zu entscheiden? Werden die Internet- und Elektronikkonzerne damit zu monopolistischen Manipulateuren?

Andres Friedrichsmeier, Organisationssoziologe an der Universität Münster, hat sich mit diesen Fragen im factory-Magazin Handeln auseinandergesetzt. Er sieht in Big Data die Tendenz, marktwirtschaftliche Prinzipien auszuhebeln. Schließlich hat die Umsonstkultur die rasante Entwicklung des Internet erst möglich gemacht.

"Der Cashflow von Google & Co resultiert nicht aus dem Verkauf von Daten, sondern weil sie das Florieren von digitalen Nutzergemeinschaften fördern", sagt Friedrichsmeier. Ihre Monopolstellung würden Google und Facebook nicht einmal ungebührlich ausnutzen. Damit sei die Preispolitik von Google sozialverträglicher als beispielsweise die der Hersteller von Krebs-, HIV- oder Hepatitismedikamenten, die eine durch Patentschutz gesicherte Monopolsituation schamlos nutzen. "Man könnte also sagen, dass die sich durch den Netzwerkeffekt fast zwangsläufig herausbildenden Monopole die bisherige Ordnungsvorstellung namens „Marktwirtschaft“ gleichwohl untergraben", so Friedrichsmeier.

Friedrichsmeier sieht darin die Chance zu einem weltweiten Wandel der Ökonomien – anders als der netzwerk-kritische Autor Jaron Lanier und die von ihm begeisterten Verleger. Marktwirtschaft und die in die Klimakatastrophe führende Fossilwirtschaft hätten sich nicht zufällig parallel entwickelt. "Was ist so schlimm daran, wenn mit dem Geschäftsmodell des kostenfreien Massenzugangs virtuelle Gemeinschaften entstehen – im Gegensatz zum herkömmlichen Modell, das soziale und ökologische Fragen nicht berücksichtigt?" fragt Friedrichsmeier. Der Googleismus mit seinem Interesse an florierenden virtuellen Communities könnte besser als jeder neue Fordismus die Chancen auf eine Welt ohne Erdölabhängigkeit und für eine anders als auf Ressourcenvergeudung gegründete Ordnung erhöhen.

Mehr dazu im Beitrag Möge die Macht mit uns sein von Andres Friedrichsmeier online und im factory-Magazin Handeln zum freien Download.

 

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