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Labor für Alternativen: Sailing for Sustainability

Seereise gefällig? Über die Ostsee von Gdansk nach Turku, mit netten Leuten, die Alternativen zum globalen Wachstumsprogramm der Green Economy ausprobieren und diskutieren. Einhundert Aktivisten teilen sich den Segeltörn und wollen mit kreativen Aktionen den kritischen Blick auf die bevorstehende UN-Rio+20-Konferenz erweitern.

Die Bilanz der globalen Umweltkonferenzen ist miserabel, einzig von der lokalen Agenda 21 sind lokale Gruppen übrig geblieben. Die Biodiversitäts- und Schutzprogramme für Umwelt und Klima blieben jedoch fruchtlos, alle Entwicklungen zeigen nach unten. Nun soll es die Green Economy richten, auf die sich die Weltkonferenz zwanzig Jahre nach der ersten Konfernz in Rio stützt. Mit der grünen Wirtschaft soll die Welt gesunden und gleichzeitig Wachstum garantiert sein.

Doch nach den letzten Jahren der Euphorie sind auch die Stimmen der Kritiker lauter geworden. Wirklich nachhaltig ist Green Economy offenbar nicht. Und die Ergebnisse und Warnungen der Wissenschaftler passen dazu. Um so wichtiger daher, wenn auch die Öffentlichkeit sich die Versprechungen der Green Economy genauer anschaut. Kreative Aktionen im Vorfeld und während der Mega-Konferenz können dafür sorgen. Eine besonders interessante Aktion hat die Sailing-for-Sustainability-Initiative vor. Sie will nicht nur den Finger in die Wunde legen, sondern auch Alternativen zur Green Economy zeigen, die im Medien-Mainstream oft untergehen.

Parallel zur Rio+20 Konferenz der UN machen die Kritiker ein Großsegelschiff zum Labor für nachhaltiges Leben. Die Crew will greifbare Alternativen zu den nach ihrer Ansicht Greenwashing-Programmen der UN erforschen. Geplant sind dazu kreative Aktionen entlang der baltischen Küste. Begleitet werden sie vom preisgekrönten Fotograf Kai Löffelbein. „Zu erwarten ist, dass die „Grüne Ökonomie“ schon auf dem Weg nach Rio auf der Strecke bleiben wird", erklärt der Politikwissenschaftler Achim Brunngräber. Die Alternative: „Wir werden praktische Ansätze zu Postwachstum und solidarischer Ökonomie, kollektiven Entscheidungsprozessen und Skalierung von Ressourcenverbrauch entwickeln", heißt es im Manifest der Nachhaltigkeits-Segler.

Insgesamt über 100 Aktivisten schippern jeweils eine Woche auf dem Segelschiff Lovis die baltische Küste entlang. Der schaukelnde "Inkubator für Alternativen abseits des UN-Nachhaltigkeitsdiskurses" bietet ihnen Workshops zu alternativer Ökonomie, erneuerbarer Energie und nachhaltigem Leben im Alltag. Tüfteln wollen sie an Projekten, die sich in ganz Europa realisieren lassen. An den Häfen veranstalten sie Aktionen wie unsichtbares Theater, Podiumsdiskussionen und Zirkusperformances.

Kai Löffelbein, der 2012 den Henri Nannen Preis für Fotoreportage erhielt, dokumentiert die Reise. „Politiker reden von Veränderung, doch bei der UN läuft bisher nur 'business as usual'.“ sagt Caspar Klein, Mitinitiator des Projektes. „Wir haben im Alltag kaum Möglichkeiten über den Tellerrand unserer Konsumkultur zu schauen. Die Zeit auf dem Schiff soll uns neue Horizonte eröffnen, was globale Verantwortung im Alltag heißen kann.“

Die Route: 18. Juni: Gdansk (Polen) – Klaip?da (Litauen) – 26. Juni: Liepaja (Lettland) – 1. Juli: Salacgriva (Lettland) – Pärnu (Estland) – 8. Juli: Tallinn (Estland) – 15. Juli: Turku (Finnland). Wir sind gespannt, was wir von den Sustainability-Seglern in dieser Zeit lesen, hören und sehen werden.

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