Es ist kein kleines Problem. Die per- und polyfluorierten Chemikalien, kurz PFC, finden sich inzwischen rund um den Erdball. Sie tauchen nicht nur in den meist asiatischen Produktionsländern auf, sondern auch in hiesigen Flüssen – und lassen sich sogar im menschlichen Blut nachweisen. Mit PFC behandelt die Outdoor-Branche ihre Stoffe und Kleidung, um sie wasser- und schmutzfest zu machen. Auch die innenliegenden atmungsaktiven Membranen sind damit behandelt. Weil die Fluorverbindungen in der Umwelt kaum abgebaut werden, gelangen sie über Nahrung, Trinkwasser und Luft auch in den menschlichen Organismus. Einige PFC können das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen. Die perfluorierten Tenside stehen im Verdacht, Krebs auszulösen.
Obwohl das alles seit langem bekannt ist, PFC immer wieder in die Schlagzeilen gerät und es schadstofffreie Alternativen gibt, tut sich in der Branche wenig. Auch wenn Greenpeace mit seiner Detox-Kampagne schon viel erreicht hat: Immerhin haben sich einige Hersteller schon dazu bereit erklärt, den Schadstoffgehalt in der Kleidung systematisch zu reduzieren.
Trotzdem: In einer neuen Untersuchung zweier unabhängiger Labore kam nun heraus, dass die Outdoor-Jacken bekannter Markenhersteller weiterhin Chemikalien ausdünsten. Sie untersuchten 17 Outdoor-Artikel auf PFC und andere Schadstoffe. Ergebnis: Nicht nur Jacken von The North Face, Patagonia, Adidas und Salewa dünsten Chemikalien aus. Ein Handschuh von Mammut überschreitet sogar den gesetzlichen PFOS-Grenzwert. Die Jacken von Schöffel, Jack Wolfskin und Mammut enthielten bedenkliche Konzentrationen der giftigen Perfluoroktansäure (PFOA). Hohe Werte weiterer PFC wie Fluortelomeralkohole (FTOH) wurden in fast allen Jacken festgestellt, Spitzenreiter waren die Jacken von Adidas, Jack Wolfskin, The North Face und Salewa. Bedenklich sind auch einige Test-Ergebnisse anderer Schadstoffe, wie der hormonell wirksamen Weichmacher (Phthalate) oder Nonylphenole.
Alternativen zu dieser schadstoffbelasteten Outdoor-Kleidung sind bereits auf dem Markt. Dazu zählen Jacken mit PFC-freien Membranen oder Imprägnierungen aus Polyester und Polyurethan. Auch diese Jacken sind winddicht, atmungsaktiv und halten einem Wolkenbruch stand. Für die meisten Verbraucheransprüche reichen sie, wenn sie nicht gerade eine Arktis-Expedition unternehmen.
Nach den ernüchternden Tests fordert Greenpeace die Outdoor-Industrie erneut auf, konkrete Ausstiegsziele für PFC festzulegen und fluorfreie Alternativen weiter zu entwickeln. Im Rahmen der EU-Chemikaliengesetzgebung gehörten alle PFC auf den Prüfstand, so die Organisation. Sie hatte im Jahr 2011 die so genannte Detox-Kampagne gestartet. Dieser haben sich bisher 17 große Textilmarken angeschlossen und sich verpflichtet, bis zum Jahr 2020 auf gefährliche Chemikalien zu verzichten. Mehr Informationen über das Testverfahren und die genauen Ergebnisse liefert der Greenpeace-Bericht Chemie für Gipfelstürmer.