Neun Millionen Straßenlaternen beleuchten nachts Deutschlands Straßen und Plätze. 2009 benötigten sie dafür etwa 0,8 Prozent des gesamten deutschen Strom- oder 0,1 des Primärenergieverbrauchs. Zu gering also das Potenzial für Sparmaßnahmen? Mitnichten.
Gerade in Zeiten, in denen Kommunen und Städte aufgrund der gesetzlichen Schuldenbremse nach Reduzierung ihrer laufenden Kosten suchen, experimentieren sie auch mal mit Halbnachtabschaltungen oder Licht-on-demand-Schaltungen. Manchmal geht das auf Kosten der Sicherheit, wie das Beispiel Meerbusch zeigt.
Dort sparte die Kommune aufgrund der Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung zwischen 1:30 Uhr und 4:00 Uhr 30000 bis 50000 Euro pro Saison, der volkswirtschaftliche Schaden durch einen überdurchschnittlichen Anstieg von Einbrüchen (+ 158 %) war aber wahrscheinlich erheblich höher. Allerdings ist Meerbusch auch die Stadt mit den meisten Millionären pro 1000 Einwohner.
Doch Abschaltung muss gar nicht sein. Auch mit einem Dimmen, einer Reduzierung der Helligkeit, können Energiekosten, umweltschädliche Licht- und Treibhausgasemissionen für die Stromerzeugung gespart werden. Eine von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Software-Entwicklung soll dabei helfen.
115.000 Euro Zuschuss erhält das Unternehmen sixData in Prien am Chiemsee dafür, das sie nun ein Computerprogramm entwickelt, das die Helligkeit von Straßenlaternen an die Bedürfnisse vor Ort anpassen soll. "Mit der Software kann das Lichtniveau in hellen Nächten verringert, an Unfallschwerpunkten, wo mehr Licht benötigt wird, erhöht werden", erklärt sixData-Geschäftsführer Armin Mühlberger. Durch die flexible Steuerung könnten bis zu 40 Prozent Energie eingespart werden. Komme das System bei den bundesweit betriebenen Laternen zum Einsatz, würden jährlich rund 620.000 Tonnen Kohlendioxid vermieden - so viel, wie bei zwei Milliarden zurückgelegten Flugkilometern entstehe.
Die Software soll die Helligkeit herstellerübergreifend regulieren, unabhängig davon, ob die Laterne mit einer Leuchtstoff-, Quecksilberdampflampe oder mit moderner LED-Technik bestückt ist. Weil viele Städte Mitte der sechziger Jahre begannen, Leuchtstofflampen durch Quecksilberdampflampen zu ersetzen, sind sie noch immer das meist genutzte Leuchtmittel, obwohl sie wegen ihrer schlechten Energieeffizienz und ihres insektenschädigenden Lichtspektrums nicht mehr zeitgemäß sind.
Zwar lasse sich allein mit moderner LED-Technik der bisherige Energieverbrauch von Straßenlaternen um 50 Prozent senken und Quecksilberdampflampen dürften nach 2015 laut Ökodesign-Richtlinie der Europäischen Union nicht mehr Umlauf sein, doch bis die gesamte Straßenbeleuchtung auf energieeffiziente LED-Technik umgestellt sei, werde es aber noch lange dauern, so DBU-Experte Dr. Jörg Lefèvre: "Eine innovative Steuerungssoftware, die für alte und neue Lampen einsetzbar ist, ist daher ökologisch und ökonomisch von zentraler Bedeutung."
Wie teuer die Software sein wird, liegt noch im Dunklen. Doch dass sie, wenn sie hält, was die Entwickler versprechen, eine ökologische Innovation sein wird, weil energieintensive Neuinvestitionen nicht nötig sind, ist schon jetzt so klar wie lampenhell.
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