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Apple-Arbeitsschutz: Minderjährige nicht am Montageband

Apple, das reichste und meistbeachtete Unternehmen der Welt, gerät immer wieder in die Kritik wegen der Arbeits- und Umweltbedingungen bei seinen asiatischen iPhone-, iPad- und Mac-Monteuren. Der neueste Bericht zur Zuliefererverantwortung zeigt Verbesserungen.

Das iPhone ist zwar nicht mehr das meistverkaufte, aber immer noch das beliebteste Smartphone der Welt. Hersteller Apple kann sich vor Käuferzuspruch kaum retten und steht mehr oder weniger wechselnd je nach Börsenwert an der Spitze der reichsten Unternehmen der Welt - noch vor dem Erdölförderer Exxon. Klar, dass da die Beachtung der Arbeits- und Umweltbedingungen bei den Zulieferern auch in der Öffentlichkeit gestiegen ist. Hatte der 2011 verstorbene, für seine Innovationen gefeierte Ex-CEO Steve Jobs nur wenig für die ethische Reputation des Unternehmens getan, ging Nachfolger Tim Cook in die Offensive.

Vor knapp eineinhalb Jahren hatte Cook das Augenmerk auf die Arbeitsbedingungen verstärkt. Die eleganten und teuren Geräte würden über die Ausbeutung von Arbeitern produziert, so der Vorwurf. Apple versprach mehr Transparenz und trat als erster Technologie-Konzern der Fair Labor Association (FLA) bei. Die unabhängige Non-Profit-Organisation führt eigene Inspektionen durch, finanziert durch die Aufträge der Mitgliedsunternehmen.

Im nun veröffentlichten Supplier Responsibility Progress Report berichtet Apple über die Fortschritte im Arbeits- und Umweltschutz bei seinen Zulieferern und Fertigungsunternehmen. Um diese zu kontrollieren, führte Apple im vergangenen Jahr 393 Audits durch, 72 Prozent mehr als noch 2011. Insgesamt 1,5 Millionen Beschäftigte fallen unter diese Audits.

Von ihnen bleibt die Mehrheit, durchschnittlich 92 Prozent, innerhalb der maximal zulässigen Wochenarbeitszeit von 60 Stunden. Apple registriert nun die wöchentliche Arbeitszeit von rund einer Million Arbeiterinnen und Arbeitern und will darüber monatlich auf seiner Webseite berichten.

Mit der Bezahlung von Überstunden nahmen es viele Zulieferer nicht so genau. 102 von ihnen zahlten Nacht- und Feiertagsschichten nicht, weil sie angeblich die gesetzlichen Vorschriften falsch interpretierten, 21 Zulieferer zahlten generell zu wenig für Überstunden, bei 15 war die Berechnungsbasis falsch. Apple forderte die Unternehmen zur Nachzahlung auf. Weil 90 Betriebe geringere Bezahlung als offenbar gesetzlich zulässige Disziplinarmaßnahme praktizierten, sollen sie 2012 auf Druck von Apple 2,3 Millonen US-Dollar an die Arbeiter zurückgezahlt haben.

Die im Bericht beschriebenen erschreckenden Verfehlungen der Apple-Zulieferer drehen sich im weiteren noch um Zwangsrückzahlungen der Arbeiter von Provisionen an Arbeitsvermittler, fehlende freie Gesundheitsvorsorge für junge Mitarbeiter und unzulässige Gesundheits- und Schwangerschaftstests vor der Einstellung und Beschäftigung Minderjähriger. 

Für die deutschen Medien war das der meistgenannte Aufhänger - wohl aufgrund einer DPA-Meldung, die vor allem die Kündigung eines Zulieferers durch Apple thematisierte. In elf Werken wurden 106 Fälle der Beschäftigung von Jugendlichen unter 16 Jahren festgestellt. Ein Fertigungsunternehmen hatte vorsätzlich 74 Minderjährige eingestellt, deren Papiere angeblich ein Arbeitsvermittler gefälscht habe, woraufhin Apple die Zusammenarbeit beendete. 

Des weiteren gab es erhebliche Lücken bei der persönlichen Schutzausstattung in 88 Fabriken, 177 Betriebe besaßen keine angemessenen Notausgänge und Notfalleinrichtungen, in 20 gab es keine Feueralarme, in 38 war zumindest ein Notausgang verschlossen.

In 55 Umweltschutz-Audits, beinahe vier Mal so vielen wie 2011, wurden erneut erhebliche Mängel festgestellt. So lagerten an 147 Standorten Chemikalien unsachgemäß, 85 Betriebe kennzeichneten Chemikalienlager und -Container falsch, 119 hatten dafür überhaupt keine Vorschrift. 106 Betriebe recycelten oder entsorgten gefährliche Abfälle nicht ordnungsgemäß, 129 hatten dafür wiederum kein Managementverfahren. 96 Zulieferer überwachten den Ausstoß von chemischen Substanzen in die Luft nicht, 120 besaßen dafür keinen Managementprozess.

Selbst über einen Fall, in dem ein Zulieferer immer wieder Schneidöl über die Toilette entsorgt hatte, berichtet Apple, stolz darauf, dass ein internes Whistleblower-System zu dieser Transparenz und letztlich zur Verbesserung führe. Kernverstöße gegen die Apple-Zulieferervorschriften wurden ebenfalls festgestellt: 4 Unternehmen präsentierten den Apple-Auditoren zunächst gefälschte Personalkostenbuchungen, dann die richtigen und müssen nun Nachhilfe in Apple-Ethik nehmen - unter Beobachtung.

Die Überprüfung der Zulieferer der auditierten Zulieferer klappt noch in 158 Fällen nicht. Die wenigsten Apple-Fertiger kümmern sich um ihre jeweiligen Vorlieferer mit einem ähnlich scharfen Code of Conduct wie Apple. Aber auch das fällt in die Verantwortung der Marke Apple.

Fazit: Trotz gewisser Verbesserungen bei der Reduzierung der Arbeitszeitbelastung gibt es noch viele schwere Verstöße beim Gesundheits- und Umweltschutz - und in der Vorlieferkette. Es dauert also noch seine Zeit, bis Apple iPhone, iPad und Co. wirklich sauber und fair produziert. Aber immerhin: ein Anfang ist gemacht und eine der beliebtesten Marken der Welt nimmt seine Verantwortung erst. Damit könnte Apple zumindest sein Image als verantwortungsbewusster IT-Konzern festigen. 

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