BonaRes – Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie, so der Titel der neuen Forschungsinitiative, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den kommenden drei Jahren fast 33 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Im Verbund sollen die Forscher die Wirkung der Landnutzung auf die vielfältigen Funktionen von Böden erforschen und neue Strategien für eine nachhaltige Bewirtschaftung erarbeiten. Insgesamt 48 deutsche Forschungseinrichtungen und Institutionen beteiligen sich an dem Projekt, das vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) koordiniert wird.
7,3 Milliarden Menschen leben gegenwärtig auf der Erde leben. Um sie zu ernähren, stehen rund fünf Milliarden Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche weltweit zur Verfügung. Doch noch immer leiden über 900 Millionen Menschen Hunger, so die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO. Eine Verschärfung der Situation ist wahrscheinlich, unter anderem aufgrund der weiter stark wachsenden Weltbevölkerung – die UNO korrigierte ihre Prognose für 2050 kürzlich um 170 Millionen Menschen nach oben auf 9,7 Milliarden –, aber auch durch zunehmende Wetterextreme im Zuge des Klimawandels oder die Konkurrenz um Flächen für Nahrung, Rohstoffe oder Energie. Eine Ausdehnung der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche ist jedoch nur begrenzt möglich. Für viele Menschen sind die Subvention von Nahrungsmittelexporten und Treibstoffproduktion auf dem Acker, die Spekulation mit Nahrungsmitteln und der wirtschaftliche Druck der Länder des globalen Nordens auf die landwirtschaftlichen Strukturen des globalen Südens die größte Ursache des Hungerproblems. Neben der Lösung von Problemen wie der optimalen Verteilung vorhandener Nahrungsmittel soll auch die Produktivität auf den landwirtschaftlichen Flächen steigen. – jedoch nicht auf Kosten der Bodenqualität, sondern nachhaltig, um die Fruchtbarkeit der Böden lange zu erhalten.
Ziel des Forschungsprojektes ist daher die nachhaltige Bodennutzung. "Das ist zwar einfach gesagt, aber in der Praxis lässt sich nach wie vor schwer beurteilen, welche Störungen kritisch für den Erhalt der Bodenfunktionen sind und welche toleriert werden können – egal ob es um veränderte klimatische Bedingungen oder um direkte Eingriffe durch die Landnutzung geht“, sagt Bodenforscher Prof. Dr. Hans-Jörg Vogel, der BonaRes am UFZ koordiniert. Die Schwierigkeit liege dabei im komplizierten Wirkungsgefüge von physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen, die das Wesen des Systems Boden ausmachen und deren Wechselwirkungen noch nicht wirklich verstanden sind. „Böden haben dabei eine gewisse Elastizität und können sich von vielem auch wieder erholen. Ist jedoch eine kritische Schwelle überschritten, kann es sehr lange dauern, bis der Schaden behoben ist“, so Vogel weiter.
In diesem Kontext soll BonaRes dazu beitragen, das Wissen über die Böden, die für die Agrarproduktion genutzt werden, entscheidend zu erweitern. „Wir bündeln und vernetzen jedoch nicht nur die naturwissenschaftlichen Kompetenzen der beteiligten Forschergruppen, sondern beziehen auch die Sozialwissenschaften von Beginn an ein“, sagt Prof. Dr. Katharina Helming vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Denn genutzte Böden müssen nicht nur marktfähige Erträge hervorbringen, sondern auch vielfältige Ökosystemleistungen, die weit über den landwirtschaftlichen Nutzen hinausgehen. Dazu gehören die Speicherung von Wasser und Kohlenstoff und die Leistungen der biologischen Vielfalt. Diese gilt es für zukünftige Bodennutzungen standortspezifisch zu bewerten. Das geht nur mit interdisziplinären Forschungsteams.
Im Ergebnis von BonaRes soll ein Web-Portal entstehen, das potenziellen Nutzern aus Politik und landwirtschaftlicher Praxis wissensbasierte Handlungsoptionen für die Bewirtschaftung und Nutzung von Böden anbietet. Es soll sich aber auch zu einem wichtigen Baustein der Kommunikation zwischen Wissenschaftlern entwickeln – einer Plattform, auf der die Daten der vielen, zum Teil lange existierenden Versuche weltweit zu finden sind und die die Möglichkeit bietet, Wissen über Prozesse und ihre Wechselwirkungen auszutauschen.
BonaRes soll jedoch nicht nur die nachhaltige Bereitstellung von Nahrungs- und Futtermitteln erforschen, sondern auch zur Sicherung von Rohstoffen für energetische und industrielle Zwecke beitragen. Schließlich ist die Produktivität des Bodens die wichtigste Ressource für eine landbasierte Pflanzenproduktion und damit der erste essenzielle Schritt in bioökonomischen Wertschöpfungsketten. Mit dem Wissen über die Bodenfunktionen soll so die Fertilität produktiver Böden bewahrt bzw. erhöht werden.