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  • Anzeichen einer anormalen Wärmeenergieproduktion in einem Reaktor-Gerät, so könnte der deutsche Titel der Veröffentlichung in der Cornell-Bibliothek lauten. Bild: Screenshot <a href="http://arxiv.org/abs/1305.3913">Cornell-University</a>

Cold Fusion: Verdichten sich die Hinweise auf eine neue Art der Gewinnung von Energie?

Die Kalte Fusion ist eine konkrete Utopie, die etablierte Energieerzeugungsstrategien und Machtkonzeptionen durcheinander wirbeln könnte. Zur Realisierung fehlte ihr bisher der Nachweis. Doch die Hinweise verdichten sich. Ein Standpunkt von Klaus Dosch.

Kennen Sie Professor Bo Höistad? Er unterrichtet an der Universität Uppsala in Schweden Nuklearphysik. Oder Professor Lars Tegnér? An der selben Universität lehrt er Elekrotechnik. Noch einen: Professor Hanno Essén. Er ist Professor für theoretische Physik am schwedischen königlichen Institut für Technologie und war zugleich Vorsitzender der schwedischen Skeptiker-Gesellschaft, deren deutsches Pendant die GWUP ist.
Warum ich diese honorigen Männer erwähne? Sie haben Mut. Möglicherweise riskieren sie ihre Reputation in der Wissenschaftswelt. Denn sie haben in den letzten Monaten Andrea Rossis Erfindung der „kalten Fusion“ mit Nickel und Wasserstoff unabhängigen Tests unterzogen.

Ihr Report ist in der Cornell University Library veröffentlicht, die mehr als 800.000 wissenschaftliche Dokumente für jedermann zugänglich macht. Auch die digitale Bibliothek für Physik und Astronomie der Harvard Universität in Cambridge hat den Link auf das Dokument schon aufgenommen.

Die Ergebnisse der Tests sind elektrisierend. Es wurde bestätigt, dass Rossis E-Cat während zweier Tests über rund 100 Stunden anormale Wärme produziert hat. Selbst unter konservativsten Fehlerannahmen produziert das Gerät um mindestens einen Faktor 10 mehr Energie, als dies konventionelle Energiequellen vermögen.

Damit scheinen sich Gerüchte und Hoffnungen allmählich zu einer Gewissheit zu verdichten, dass da „etwas dran“ ist an der „kalten Fusion“. Ärgerlich – aber vor dem Hintergrund eines Billionen-Dollar-Energiemarktes verständlich – ist, dass die Wissenschaftler Rossis E-Cat nicht öffnen durften. Denn der darin enthaltene Katalysator scheint so etwas wie das Herzstück des Verfahrens zu sein. Ein Verfahren, für das es noch keine physikalische Erklärung gibt und das daher bislang von den allermeisten namhaften Physikern in das Schattenreich der Alchemie oder Scharlatanerie verbannt wurde.

Halten wir also fest: Die unanhängigen Tests scheinen zu bestätigen, dass Nickel und Wasserstoff unter Zuhilfenahme von ein wenig aktivierender Energie zu Kupfer transmutieren und dabei erhebliche Mengen Energie frei setzen – bislang ohne jede nachgewiesene Strahlenbelastung. Damit ist ein Tor in eine andere Welt einen Spalt weit geöffnet.

Eine Welt, in der Energie keine Rolle mehr spielt. Sie ist zu geringen Preisen überall verfügbar. Nickel gibt es auf der Welt in reichlicher Menge, wenn weniger als ein Prozent der Weltjahresproduktion ausreicht, um hypothetisch den gesamten Welt-Energiebedarf zu decken, kann das Thema Energie von der globalen Agenda gestrichen werden. Außerdem darf vermutet werden, dass mit anderen Stoffen und anderen Katalysatoren ebenfalls Reaktionen dieser Art möglich sind. Die erfolgreichen Tests sollten nun schnellstmöglich dazu führen, dass „cold fusion“ oder LENR (low energy nuclear reactions) aus der akademischen Schmuddelecke befreit und auf die Agenda führender Forschungsinstitute gehoben werden.

Noch ein Punkt kann von der globalen Agenda gestrichen werden: Treibhausgasemissionen. Kann die Energieerzeugung innerhalb von ein bis zwei Dekaden weitgehend auf diese katalytisch induzierte Fusion umgestellt werden, gibt es keinen vernünftigen Grund mehr, fossile Treibstoffe zu verbrennen – und damit CO2 freizusetzen. Adé Emissionshandel!

Weltpolitisch spannend werden dürfte es, wenn zahlreiche Despoten plötzlich ihrer Haupteinnahmequelle beraubt werden – Erdöl!

Interessant freilich dürfte die Allianz werden, die sich gegen Rossis E-Cat stellen könnte: Produzenten fossiler Energie müssen ebenso um ihre Pfründe fürchten, wie Hersteller von Solar- und Windkraftanlagen, die Atomindustrie und die Forscher der heißen Kernfusion. Fördermittelgeber dürften von Lobbyisten aus allen Lagern bedrängt werden. Bis jetzt flog Rossi mit seinem E-Cat unter dem Radar. Jetzt gibt es da ein deutliches Signal. Schauen wir mal, wie lange die Abwehr aus dem fossilen, regenerativen, atomaren und dem Fusionslager braucht, um den Kampf zu organisieren – und was ihnen dabei so alles einfällt.

Der Beitrag erschien zuerst im Blog der Aachener Stiftung Kathy Beys, die Mitherausgeberin der factory ist. Klaus Dosch ist wissenschaftlicher Leiter der Stiftung und schrieb in factory zuletzt übers Trennen.

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