Maker-Faires sind in den USA schon lange gang und gebe. In Deutschland und Europa musste man bisher danach suchen. Die europäischen Tage der Hackerspaces zum Beispiel nahmen nur wenige Outsider war. Mit der ersten Maker-Faire in Deutschland zeigte sich, dass die Begeisterung für technische und künstlerische Projekte jenseits von Makramé und Häuslebau-Messen groß ist. Zwar gibt es mittlerweile in jeder Kleinstadt Bau- und Bastelmessen zur Absatzförderung von Bau- und Maschinenmaterial und entsprechender Dienstleistungen, doch selbst Hobbymessen für Elektroniker waren bisher nur für Experten interessant.
Die erste bundesweite Maker-Faire, mitorganisiert von der Zeitschrift c't hacks, bot dagegen ein offeneres Bild. Neben den Technikbegeisterten ließen sich auch viele Familien an den 85 Ständen von den Makern erklären, wie Roboter-Technik oder 3D-Drucker funktionieren. Der Funke der Begeisterung, mit dem die Tüftler ihre Exponate vorstellten, sprang dabei schnell über.
Denn Selbermachen stand im Vordergrund und so luden zahlreiche Mitmachprojekte dazu ein. So konnten die Besucher etwa beim Basteln von kleinen Lichtobjekten oder dem Aufbau von Minirobotern das Gesehene gleich nachbauen. In einem Löt-Workshop hatten die Kinder einen Riesenspaß daran, ein sogenanntes Drawdio - einen Bleistift, der Musik machen kann - zu bauen.
Kultige Steampunk-Objekte versetzten die Besucher in eine andere Zeit, ähnlich erging es ihnen im Computermuseum, das Telexgeräte, Telefone mit Wählscheibe und Lochkartencomputer zeigte. Über allem schwebte der Arduino-gesteuerte Zeppelin von Silent Runner.
Der Berliner Skulpturenkünstler Kolja Kugler ließ seinen Schrottroboter "Afreakin Bassplayer" Bassgitarre zupfen und mit "Sir Elton Junk" eine großartige Show abliefern. Ein schwebender Sessel, ein Schulprojekt des Berufsschulkollegs Rheine, setzte sich mit kurzen Fehlzündungen in Bewegung, ein Hai-Roboter neckte mit seinen Flossen die Enten im Stadtparkteich, darüber kreisten die Multikopter. Mit einem riesigen Funkmast präsentierten sich die Funkamateure, unter ihnen die Hobby-Forscher, die am 23. Juli den Entfernungs-Weltrekord beim Übertragen von bewegten Fernsehbildern mit Ton über einen Laserstrahl. 118,4 Kilometer hatten sie vom Brocken bis zum Steinhuder Meer überbrückt.
"Rundum war es eine gelungene Premiere, und wir waren überwältigt", resümiert Daniel Bachfeld, stellvertretender Chefredakteur von c't Hacks. "Die Mischung aus kommerziellen Ständen und privat engagierten Makern hat den Charme der Veranstaltung ausgemacht. Besonders angetan waren wir, dass so viele Kinder mit dabei waren. Eine Wiederholung in 2014 können wir uns sehr gut vorstellen."
Kreatives Selbermachen von nützlichen oder auch sinnlosen aber ästhetischen Dingen, um zu zeigen, dass es geht und dass Do-it-yourself mehr ist, als ein Hobby von Bastlern, sondern eine Bewegung für eine andere Form des Wirtschaftens ist Thema des factory-Magazins Selbermachen. Davon sind einige Beiträge online, im PDF-Magazin sind sie jedoch schön illustriert und mit weiteren Zahlen und Zitaten gebündelt.