"Nachhaltige Produkte müssen für jeden erschwinglich sein" stellt der IKEA Konzern seiner heute veröffentlichten neuen Nachhaltigkeitsstrategie voran. In einem Video erklärt Unternehmenschef Mikael Ohlsson die Notwendigkeit des nachhaltigen Handelns. So will der bekannteste Möbelhersteller der Welt mit seinen 338 Häusern in 40 Ländern sowohl selbst energieunabhängig werden als auch Millionen von Kunden dabei helfen, ein nachhaltiges Leben zu Hause führen - natürlich mit erschwinglichen IKEA-Produkten. Die neue Nachhaltigkeitsstrategie People & Planet Positive ist Bestandteil der langfristigen Wachstumsvorgabe des IKEA Konzerns und definiert neue Ziele und Maßnahmen, die bis 2020 umgesetzt werden sollen.
People & Planet Positive hilft sparen durch Neukauf
Geld sparen, weniger Energie und Wasser verbrauchen sowie Abfälle verringern - das soll demnächst mit IKEA-Produkten noch besser gelingen. Zum Beispiel durch die Umstellung aller Leuchtmittel auf LED, die etwa 20 Jahre halten sollen und bis zu 85 Prozent weniger Strom verbrauchen. IKEA will bis 2016 nur noch LED-Leuchtmittel im Angebot haben, also keine umweltschädlichen Energiesparbirnen mehr. Die eigene Beleuchtungstechnik soll bis dahin ebenfalls umgestellt sein. Zusätzlich will IKEA die energieeffizientesten Elektrogeräte des Marktes zum niedrigsten Preis anbieten, das entspricht einer eigenen Top-Runner-Strategie nach japanischem Vorbild fahren. Ein derartiges Einkaufsregime dürfte entsprechende Auswirkungen auf die Hersteller haben. Zudem soll es günstige, funktionale und einfach zu handhabende Lösungen zur Abfallsortierung und -vermeidung sowie zur Senkung des Wasserverbrauchs geben.
IKEA-Wind- und Solarkraftwerke
Der Konzern mit seinen 338 Häusern will bis 2020 energie- und ressourcenunabhängig werden und sämtliche benötigte Energie selbst regenerativ erzeugen. Dafür plant IKEA Windkraft- und Solarprojekte für 1,5 Milliarden Euro. Die "Energieeffizienz der Geschäftstätigkeit des IKEA Konzerns" soll bis 2015 um mindestens 20 Prozent im Vergleich zu 2010 verbessert werden. Lieferanten, die den wesentlich größeren Teil des Energieverbrauchs in der IKEA-Produktionskette verursachen, sollen immerhin dazu ermutigt werden, es dem Handelshaus gleichzutun. Das gesamte Sortiment will IKEA stetig weiterentwickelen und Produkte nachhaltiger machen, indem alle wichtigen Einrichtungsmaterialien, inklusive Verpackung, erneuerbar, recycelbar oder recycelt sind. Eine höhere Lebensdauer der Produkte oder eine langfristige Ersatzteilstrategie stehen nicht auf dem Plan.
Lieferanten mit IKEA-Werten
Auch beim Sozialen will IKEA führend sein. Dabei gehe es nicht nur um den besseren Alltag für Mensch und Gesellschaft durch IKEA-Produkte, sondern auch die Förderung guter Arbeitsplätze innerhalb der gesamten Lieferkette des IKEA Konzerns, so die Erklärung. Eine Verschärfung der Einkaufsbedingungen nennt IKEA an dieser Stelle nicht, sondern spricht von einer "Ermutigung von Lieferanten, sich nicht nur auf die Einhaltung von Standards sondern auch auf gemeinsame Werte zu konzentrieren." Für den Schutz von Kinderrechten will sich IKEA laut Video in jedem Fall mehr einsetzen.
Günstig und trotzdem nachhaltig
Eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sei es, der Ressourcenknappheit und dem Klimawandel zu begegnen und gleichzeitig Menschen auf der ganzen Welt eine gute Lebensqualität zu bieten, so die Vorstellung von People & Planet Positive. Die neue Strategie soll dem IKEA Konzern helfen, "eine kleine, aber bedeutsame Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu spielen", gibt sich der Konzern bescheiden.
Wie seinerzeit günstige Produkte den Erfolg des "Selbstbau"-Möbelkonzerns begründet haben, sollen nun nachhaltige Produkte zum günstigen Preis diesen Erfolg und das Wachstum des Unternehmens fortsetzen. "Wir glauben, dass Nachhaltigkeit kein Luxusgut sein darf - sie sollte für jeden erschwinglich sein", erklärt Steve Howard, Chief Sustainability Officer des IKEA Konzerns. Die etwa 655 Millionen Kunden sollen mit neuen Produkten Geld sparen, indem sie den Strom- und Wasserverbrauch senken und Abfälle reduzieren.Geringer Verbrauch gegen ReboundDemgegenüber steht der Ressourcenverbrauch bei der Produktion neuer Geräte und Möbel, der oft erheblich größer ist, als die eingesparten Verbrauchsmengen. Die so genannten Rebound-Effekte, so vor kurzem erst die Enquete-Kommission für Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität, fressen jeden Fortschritt bei Verbrauchseinsparungen mehrfach auf. So wächst das Aufkommen an Elektroaltgeräten in der EU schneller als alle anderen Abfallfraktionen aus Haushalten. Global muss man davon ausgehen, dass davon nur etwa 10 Prozent davon ü?berhaupt recycelt werden, schreibt das Wuppertal Institut in seinem Abschlussbericht zum Projekt MaRess 2010.
16 Prozent für Möbel und Geräte
Der enorme Ressourcenverbrauch für die Neuherstellung von Geräten ist auch bei den verbrauchsärmeren Haushaltsgeräten das Problem - ähnlich wie bei verbrauchsgünstigeren Fahrzeugen oder stromsparenden Laptops. Dabei wiegt schon unser normaler Konsumalltag schwer. Etwa 45 Prozent unseres Ressourcenrucksacks macht allein das größte Bedürfnisfeld "Bauen und Wohnen" aus, gefolgt von "Freizeit und Mobilität" (28 Prozent) und Ernährung (26 Prozent). Rund 16 Prozent benötigen wir dabei für die Ausstattung mit Möbeln und Geräten im Haushalt - ohne sie zu nutzen. Da müssen die Geräte schon sehr lange laufen, um mit ihrem verbrauchsärmeren Betrieb allein den Aufwand für ihre Produktion wieder einzusparen.
Mehr Informationen darüber, wie der IKEA Konzern mit Nachhaltigkeit umgeht, sowie einen Einblick in die Nachhaltigkeitsberichte des IKEA Konzerns und das vollständige Strategiepapier von People & Planet Positive unter ots.de/bbvPL