Die Skandale sind es mal wieder, ob bei Lebensmitteln, toxischen Stoffe in der Kleidung oder miesen Arbeitsbedingungen. Sie befördern die Fragen von Kunden bei den Händlern nach Herkunft, Verarbeitung, Umweltverbrauch, Menschenrechten. Wo und wie ein Produkt hergestellt wird, welche Ressourcen es bei Produktion und im Gebrauch verbraucht, das wollen offenbar immer mehr Käufer wissen.
Das sagt zumindest eine Auswertung des Instituts für Handelsforschung in Köln. Die aktuelle Frage des Monats der IFH-Konjunkturindizes zeigt, dass bereits fast jeder dritte stationäre und fast jeder vierte Online-Händler eine veränderte Nachfrage in Bezug auf nachhaltige Produkte beobachtet hat. Eine deutlich verstärkte Nachfrage registrierten allerdings nur 5,5 Prozent der stationären gegenüber 6,2 Prozent der Online-Händler.
Die Ergebnisse der Shopper-Befragung bestätigen dies: Rund die Hälfte der teilnehmenden Online-Shopper gab an, dass ihnen bei der Auswahl eines Online-Shops nachhaltige Produkte bzw. Produktions- und Arbeitsbedingungen wichtig seien. Gleichzeitig finden es viele Verbraucher schwierig nachzuvollziehen, ob die angebotenen Produkte auch wirklich nachhaltig produziert wurden.
Zwar ist die Sortimentsgestaltung für den Handel ein zentrales Instrument zur Differenzierung im Wettbewerb und gehört häufig zur ersten Maßnahme in Sachen Nachhaltigkeit. Trotzdem sind nachhaltig ausgerichtete oder angepasste Sortimente bisher selten. Aktuell haben rund 29 Prozent der stationären Händler ihr Sortiment bereits modifiziert und nur 8,2 Prozent planen Anpassungen für die Zukunft. Bei den Online-Händlern zeigt sich ein ähnliches Bild: Nur jeder fünfte Online-Shop-Betreiber hat bereits Sortimentsveränderungen vorgenommen – knapp 18 Prozent der Befragten gaben an, eine Anpassung ihres Online-Sortiments zu planen.
„Das zögerliche Verhalten der Händler ist in gewisser Weise verständlich. Die konsequente Umsetzung von Nachhaltigkeit ist sehr komplex. Ab dem Moment der expliziten Kommunikation machen sich Händler auch überprüfbar, daher ist eine absolut umfassende Strategie gefordert“, so Bettina Seul, Nachhaltigkeitsexpertin des IFH Köln.