Weil der Gewinn des Energiekonzerns RWE eingebrochen ist, will er sich aus der Stromerzeugung in Europa zurückziehen. Kraftwerke in Deutschland und den Niederlanden mit einer Gesamtleistung von 3100 Megawatt will er "aus dem Markt nehmen". Der Stromabsatz sank um vier Prozent, verantwortlich für das schlechte Ergebnis seien die Erneuerbaren Energien, der Betrieb vieler Kraftwerke rechne sich nicht mehr, so RWE in einer Mitteilung.
Das passt zu dem Ergebnis einer Umfrage, die die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) bei TNS Emnid in Auftrag gegeben hatte: Sechs Prozent der Deutschen produzieren ihren eigenen Strom und nutzen ihn selbst. 41 Prozent würden ihn gern folgen, können sich die Technik aber nicht leisten. Für 15 Prozent ist die Idee interessant, doch sie wissen zu wenig darüber. Nur 25 Prozent meinen, dass die Stromerzeugung in der Hand der Energieversorger bleiben solle.
Zwar gibt es schon heute Guerilla-Photovoltaik-Anlagen für die Selbstinstallation, die zum Beispiel ab 700 Euro jährlich rund 200 Kilowattstunden produzieren können. Doch für die Gesamtversorgung eines Haushalts wird wesentlich mehr benötigt, allein der Dauerläufer Kühlschrank verbraucht rund 185 Kilowattstunden im Jahr. Legt man den gegenwärtigen durchschnittlichen Strompreis für Privathaushalte von 28.73 Cent pro Kilowattstunde zugrunde, hat sich die Guerilla-PV-Anlage nach knapp 10 Jahren bezahlt gemacht, denn der Strompreis steigt sicher weiter. Installiert man größere Anlagen, werden rund 10.000 Euro Investition fällig.
Die Verbraucherzentrale rechnet jedenfalls damit, dass angesichts des Kostenrückgangs bei Solarmodulen und der technologischen Entwicklung von Batteriespeichern der Eigenverbrauch in den nächsten Jahren stark zunehmen wird. Doch das, was die Selbermacher selbst verbrauchen und nicht einspeisen, geht zu Lasten derjenigen, die nichts produzieren. Sie tragen die Kosten für die Netzentgelte, die die Eigenversorger nicht mehr zahlen. Das System der Netzentgelte müsse deswegen reformiert werden, so der VZBV-Experte Holger Krawinkel. Er schlägt als Alternative leistungsbezogene Tarife vor.
Eine gerechte Kostenverteilung sei aus Sicht der Verbraucher ohnehin zentral für eine erfolgreiche Energiewende, wie eine weitere Umfrage im Auftrag des vzbv ergab. 62 Prozent der Befragten lehnen die Ausnahmeregelung ab, nach der stromintensive Unternehmen von den Kosten der Energiewende befreit werden.
Wie ein verstärktes Do-it-yourself und eine Bewegung des Selbermachens und der Suffizienz zu einem verstärkten Wandel führen können, lesen Sie auch im factory-Magazin Selbermachen. Oder auch in einigen Beiträgen daraus online, wie in Brau Dein Bier doch selbst.