Ein Blick von außen ist immer gut. Wenn internationale Experten aus Schweden, Finnland, Großbritannien, Holland, USA, Südafrika und Südkorea die deutsche Nachhaltigkeitspolitik untersuchen, werden die Schwächen - heute Chancen - besonders deutlich. Gegenüber ihrem ersten Bericht von 2009 stellten die Gutachter fest, dass ihre damalige Analyse trotz einiger Fortschritte relevant bleibt. Obwohl sie beeindruckt sind von den Fortschritten und der Umsetzung ihrer damaligen Empfehlungen.
Den zweiten internationalen Bericht zur deutschen Nachhaltigkeitspolitik hat in dieser Woche Björn Stigson als Vorsitzender der Expertengruppe dem Chef des Bundeskanzleramtes Bundesminister Ronald Pofalla überreicht. Bei der Übergabe warnte er Politiker und Unternehmer vor wachsender Selbstzufriedenheit: „Deutschland hat einigen Grund, auf seine Errungenschaften im Übergang zu einer nachhaltigeren Welt stolz zu sein. Aber die Reise ist noch lange nicht zu Ende und es bleibt viel zu tun.“
Die Empfehlungen der Experten für die einzelnen Institutionen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind:
1. Bundesregierung: Langfristige Rahmenbedingungen für die Umsetzung schaffen und Kapazitäten umbauen
2. Bundestag: Rolle des Parlaments stärken
3. Rat für Nachhaltige Entwicklung: Stakeholderkooperation begleiten
4. Bundesländer und Kommunen: Gemeinsames Handeln vorantreiben
5. Zivilgesellschaft: Veränderungsprozesse zur Nachhaltigkeit mit den Menschen verbinden
6. Energiewende: Transformation planen und koordinieren
7. Lebensqualität: Sozialen Zusammenhalt, Wohlstand und Wohlergehen sichern
8. Gestaltung der nachhaltigen Wirtschaft: Verlässliche Rahmenbedingungen und Instrumente bereitstellen
9. Regierung und Wirtschaft: Bei der strategischen Umsetzung zusammenarbeiten 10. Finanzierung des Umbaus: Dialog fördern und förderliche Rahmenbedingungen schaffen
11. Forschung und Entwicklung: Wissen und Lösungen für die Transformation stärken
12. Demografie: Adaptive Lösungen intensivieren
13. Bildung: Nachhaltigkeit wirkungsvoller in alle Bildungsstufen integrieren
14. Europa: Den Weg in eine nachhaltige Zukunft weisen
15. Deutschland als internationaler Anbieter von Systemlösungen für Nachhaltigkeit
Anders als im nationalen Kontext blicken die Experten aus einer globalen Perspektive auf Deutschland. „In vielen Regionen der Welt nehmen wir das Bedürfnis wahr, dass Deutschland seine Vorbildrolle in der Umsetzung nachhaltiger Entwicklung deutlich ausbaut", sagt Björn Stigson. "Unser Bericht legt eine Reihe von Chancen für Deutschland offen, wenn das Land diese Rolle sowohl in Europa wie international ausfüllt. Wir raten Deutschland dringend, diesen hohen Erwartungen zu entsprechen.“
Beteiligt an der Erstellung des Gutachtens waren:
Prof. Dr. Björn Stigson (Vorsitzender), Schweden, ehemaliger Präsident des Weltwirtschaftsrates für nachhaltige Entwicklung, WBCSD
Dr. Suresh Babu, USA, Direktion für globale und regionale Lösungen, Brookhaven National Lab des US-Energieministeriums
Dr. Jeroen Bordewijk, Niederlande, Mitbegründer und erster Präsident der Sustainable Agriculture Initiative (SAI), ehemals Senior Vice President bei Unilever
Pekka Haavisto, Finnland, Mitglied des finnischen Parlaments, Sonderbeauftragter der EU für die Republik Sudan, ehemaliger finnischer Umweltminister
Valli Moosa, Südafrika, ehemaliger Umweltminister und Minister für rechtsstaatliche Entwicklung, Vorsitzender des WWF Südafrika
Jennifer Morgan, USA, Direktorin des Klima- und Energieprogramms des World Resources Institute und seit Ende Juni 2013 Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung
Derek Osborn, Großbritannien, Präsident des britischen Stakeholderforum, ehemaliges Mitglied des Europäischen Wirtschafts- und Sozial-Ausschusses
Prof. Dr. Sun-Jin Yun, Südkorea, Professorin für Umweltforschung, Seoul National University
„Nachhaltigkeit - Made in Germany. Das zweite Gutachten“ wird am 4. November 2013 öffentlich vorgestellt, zum Download steht es bereits zur Verfügung.