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Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex wirkt im Finanzsektor nicht

Mit freiwilligen Zertifikaten ist es so eine Sache. Der Kodex des Rats für Nachhaltige Entwicklung will eigentlich den Kapitalmarkt zu einer grundlegenden Neu-Orientierung der Wirtschaft bewegen. Jetzt gibt es eine Studie zu seiner Wirkung.

Das Ergebnis: Zwar bietet der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) bereits einer signifikanten Zahl von Unternehmen Orientierung und Anerkennung – genauer gesagt 41 meist klingenden Konzernnamen. Doch ausgerechnet bei den Finanzdienstleistern findet er nur unzureichend Anwendung.

Sein eigentliches Ziel, die nachhaltige Unternehmensbewertung am Kapitalmarkt mit dem Kodex zu verbessern, erreicht er offenbar leider noch nicht.

Festgestellt hat das eine Forschungsgruppe der Universität Hamburg unter Leitung von Professor Alexander Bassen. Den Auftrag dazu erhielt er vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), der den Kodex 2011 ins Leben gerufen hatte.

Die Hamburger Forscher befragten dazu die drei zentralen Zielgruppen des DNK: Unternehmen, Kapitalmarktakteure und Nichtregierungsorganisationen.

Wesentlich für den Kodex ist eine Entsprechenserklärung, mit dem Unternehmen ihre Informationen über Nachhaltigkeitsleistungen in vergleichbarer Form zusammen fassen. Mit ihr sollen Öffentlichkeit und Finanzmarktakteure beurteilen können, ob und wie Unternehmen Nachhaltigkeit im Kerngeschäft verankern.

Bislang haben 41 Unternehmen den Deutschen Nachhaltigkeitskodex unterzeichnet. Die Liste ist ein Who-is-who der Deutschen Industrie mit den bekanntesten deutschen Großunternehmen und Konzernnamen. Mittelständische Unternehmen sind nur einzelne darunter, wie Frosta, Triodos oder Vaude. In erster Linie sind es börsennotierte, große Unternehmen sowie Unternehmen mit Bundesbeteiligung.

Positiv

Die Mehrheit der befragten Unternehmen (56 Prozent) stellt immerhin eine Erhöhung der Transparenz durch den Nachhaltigkeitskodex fest und dass das Thema Nachhaltigkeit allgemein vorangebracht wird.

Für Kapitalmarktakteure liegt der Mehrwert des DNK vor allem im Signal der Glaubwürdigkeit. Für Analysten, die noch nicht über etablierte Auswertungssysteme zu ökologischen, sozialen und Governance-Fragen verfügen, stellt der DNK eine Orientierung dar.

Die Entsprechenserklärung werten Unternehmen und Kapitalmarktakteure  als Signal, dass ein Unternehmen Treiber für das Thema Nachhaltigkeit sein möchte. Wichtigster Adressat für diese Botschaft aus Sicht der Unternehmen ist die Politik. 

Kapitalmarktakteure sowie die Zivilgesellschaft sprechen der Entsprechenserklärung die Bedeutung des Aktes der ‚political correctness’ zu.

Negativ

Unternehmen und Kapitalmarktakteure kritisieren gleichermaßen, dass die Honorierung am Markt unklar ist und dass die Implementierung von den Stakeholdern nicht gefordert wird.

Die befragten Vertreter der Zivilgesellschaft bemängelen bei der Umsetzung des DNK die fehlende gesetzliche Verankerung sowie die daraus resultierende geringe Glaubwürdigkeit der Entsprechenserklärungen.

Und schließlich sei die Datenverfügbarkeit und -zuverlässigkeit der berichtenden Unternehmen aus Sicht aller drei Gruppen nicht immer gegeben.

Einig war sich die Mehrheit der Befragten darin, dass sich der Deutsche Nachhaltigkeitskodex vom Transparenzinstrument stärker in Richtung Performance-Standard entwickeln soll, der die Erfüllung der Kodexkriterien sicherstellt.

Grundsätzlich kritisch ist die grundsätzliche Verbreitung der Nutzung des DNK bei Kapitalmarktakteuren zu sehen. Lediglich 5 Prozent der Befragten haben den DNK auf Unternehmensebene oder auf Ebene des Asset Managements implementiert.

Wie weiter mit dem Kodex?

Der Nachhaltigkeitsrat will weiter daran arbeiten, den Informationswert von Entsprechenserklärungen zu steigern und damit einen konkreten Mehrwert für Unternehmen und Investoren zu schaffen. Marktgängig werde das Instrument allerdings nur, wenn die Akteure selbst diese Informationen nachfragen und beginnen, damit zu arbeiten, erklärte die Vorsitzende des Nachhaltigkeitsrats Marlehn Thieme. Dazu gehöre auch, dass Unternehmen sowie die öffentliche Hand selbst Investitionen unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten tätigen, um die nachhaltige Wirtschaft weiter zu entwickeln.

Die Studie zum DNK ist hier erhältlich.

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