Heute erklärte der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), in dem in Deutschland städtische und kommunale Versorger für Strom, Gas und Wasser organisiert sind, gegenüber dem WDR-Hörfunk, dass mit steigenden Kosten angesichts der steigenden Nitratbelastung des Grundwassers zu rechnen sei: "Kommunale Wasserversorger werden auch weiterhin und jederzeit qualitativ hochwertiges Trinkwasser liefern. Das wird aber aufgrund der steigenden Nitratbelastung technisch immer aufwändiger und damit auch teurer." Nach Informationen des WDR können allein in Nordrhein-Westfalen rund 40 Prozent aller Grundwasservorkommen ohne entsprechende Aufbereitung nicht mehr als Trinkwasser genutzt werden. Die EU hat deshalb bereits ein Verfahren gegen die Bundesrepublik eingeleitet.
Laut einer aktuellen Umfrage des VKU machen sich mehr als 60 Prozent der befragten Unternehmen Sorgen über die steigende Nitratbelastung. Der Verband verweist auf Berechnungen des Umweltbundesamtes, wonach der Wasserpreis um bis zu einen Euro je Kubikmeter steigen könnte. Das wären für einen Zweipersonenhaushalt rund 50 Euro mehr pro Jahr.
Der Umweltverband BUND hat errechnet, dass Nitrat im Grundwasser schon jetzt jährliche Kosten von 25 Mrd. Euro verursacht.
Nitrate sind der Hauptbestandteil konventioneller Düngemittel. Sie werden von Pflanzen benötigt, um Eiweiße (Aminosäuren) herzustellen und kräftig zu wachsen. Die intensive Düngung, besonders mit Gülle aus der Massentierhaltung, erhöht jedoch die Konzentration im Boden, in der Pflanze und im Oberflächen- und Grundwasser, woraus wiederum die Versorger Trinkwasser gewinnen. Ein großer Teil der aufgenommenen Nitrate scheidet der Mensch schnell wieder aus, allerdings beeinträchtigen die durch ihn entstehenden Stickstoffverbindungen den Organismus negativ: So wird die Jodaufnahme behindert (mehr als 50 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leidet unter Jodmangel, der die Schilddrüse gefährdet), das Nitrat wird zu Nitrit und durch dessen Ablagerungen Durchblutungsstörungen können auftreten und Säuglinge weniger Sauerstoff im Blut aufnehmen können, durch Nitrosamine kann Krebs ausgelöst werden.
Der Gesetzgeber hat deswegen für Trinkwasser einen Grenzwert von maximal 50 Milligramm Nitrat pro Liter festgelegt (für Säuglinge 10 mg/l). Für pflanzliche Erzeugnisse existieren abgesehen von Säuglings- bzw. Diätnahrung mit 250 mg/kg FM jedoch nur für 2 Gemüsearten verbindliche Höchstwerte: Kopfsalat mit 2500-4500 mg/kg und Spinat mit 2000-2500 mg/kg.
Für das Problem der wachsenden Nitratbelastung im Trinkwasser und den steigenden Reinigungskosten gibt es jedoch auch eine nicht-technische Lösung: Den Wandel der stickstoff-basierten konventionellen Landwirtschaft zu einer ökologischen, in der keine synthetischen Düngemittel und Pestizide eingesetzt werden. So praktizieren es bereits jetzt einige Pioniere unter den Wasserverbänden und Stadtwerken, wie Heike Mayer in ihrem factory-Beitrag Mit Bio das Wasser schützen berichtet.
Mehr zum Schutz von Wasser und zum Schutz vor Wasser in Zeiten des Klimawandels im factory-Magazin Baden gehen – mit opulenten Bäderbildern.
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