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  • Das Gutachten "Gleichstellung in der sozial-ökologischen Transformation" enthält eine Fülle an Daten und Handlungsempfehlungen zum gerechten Wandel.

Gleichstellungsbericht Transformation: Politik muss sozialer und geschlechtergerechter werden

"Gleichstellung in der sozial-ökologischen Transformation", das ist der Titel und Schwerpunkt des vierten Gleichstellungsberichts der Bundesregierungen in Deutschland seit 2011. Weil der Klimawandel Frauen und andere strukturell Benachteiligte besonders hart treffe, müsse auch die Klimapolitik diese Ungerechtigkeit stärker berücksichtigen, fordern die Gutachter*innen und stellen Maßnahmen für alle Transformationsbereiche vor.

Ohne Gerechtigkeit keine Transformation, denn diese muss sozial sein. Das gilt insbesondere für die Geschlechtergerechtigkeit – und nicht nur national sondern global. Zumal feministische Lösungsansätze auch die ressourcenschonendsten und global gerechtesten Wirkungen versprechen.

Rund um den Internationalen Frauentag am 8. März 2025 steigt wie immer die mediale Aufmerksamkeit zu Themen der Geschlechtergerechtigkeit. So veröffentlichte auch die scheidende Bundesgleichstellungsministerin Lisa Paus Anfang der Woche am 3. März 2025 rechtzeitig den vierten Gleichstellungsbericht für die laufende Legislatur.

Denn seit dem Beschluss der damaligen Großen Koalition aus CDU und SPD 2008 soll in jeder Legislaturperiode ein Bericht zu einem dezidierten Thema bzw. Bereich erscheinen. Dazu erarbeiten jeweils einberufene Sachverständigenkommissionen evidenz- und wissensbasierte Gutachten, die der Politik Ziele und Handlungsempfehlungen zur Erreichung der im Grundgesetz geforderten Geschlechtergerechtigkeit geben.

 

Fokus Klimawandel und Klimapolitik

Für den vierten Gleichstellungsbericht standen für die 2023 berufene Kommission Klimawandel und Klimapolitiken in Deutschland im Fokus. Laut ihrem Gutachten hat der Klimawandel für Frauen, einkommensarme und andere strukturell benachteiligte Menschen auch in Deutschland besonders schwere Auswirkungen, heißt es in einer Mitteilung dazu.

Zudem könnten gleichzeitig auch Strategien, die einseitig auf technik- und industrieorientierte Lösungen setzen, Geschlechterungleichheiten sogar verschärfen.

"Klimapolitiken müssen daher die grundlegenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ursachen des Klimawandels adressieren und sozial und geschlechtergerecht gestaltet werden", so die Forderung.

Das jetzt veröffentlichte Gutachten "Gleichstellung in der sozial-ökologischen Transformation" gibt dazu nun gleich der nächsten Bundesregierung zahlreiche Handlungsempfehlungen.


Querschnittsaufgabe Gleichstellung

Die Gutachter*innen untersuchten die geschlechterspezifischen Auswirkungen von Klimawandel sowie Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen für verschiedene Handlungsfelder.

Das umfasst die Lebens- und Wirtschaftsbereiche Energieerzeugung, zirkuläre Wirtschaft, Landwirtschaft, Stadt- und Raumentwicklung, Mobilität, Wohnen und Ernährung sowie Gesundheit, Arbeitsmarkt, Arbeit und Zeit, Finanzen.

Die Sachverständigen betonen, dass eine sozial-ökologische Transformation den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen mit sozialen Zielen verbinden muss. Dazu gehöre es, die Gleichstellung der Geschlechter als Querschnittsaufgabe in allen Maßnahmen der Transformation zu verankern.

"Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein Grundwert unserer Gesellschaft und gehört auf die politische Agenda - auch im Rahmen der dringend notwendigen sozial-ökologischen Transformation", sagt Prof. Dr. Silke Bothfeld, Professorin für Internationale Wirtschafts- und Sozialpolitik und Arbeitsbeziehungen an der Hochschule Bremen und Vorsitzende der Sachverständigenkommission des Vierten Gleichstellungsberichts.

"Um allen Menschen Arbeits- und Lebensweisen zu ermöglichen, die ressourcenschonend und zugleich sozial und geschlechtergerecht sind, muss der Staat zum Beispiel viel stärker in eine klimafreundliche öffentliche Daseinsvorsorge investieren", so Bothfeld.

Dabei müsse er unterschiedliche Lebensrealitäten berücksichtigen. Zudem dürften gesellschaftlich notwendige, oft frauendominierte Dienstleistungen, wie etwa Pflege, Bildung oder soziale Arbeit nicht aus dem Blick geraten.


Kernbotschaften in den Handlungsfeldern

Für die zirkuläre Wirtschaft lautet eine zentrale Empfehlung des Gleichstellungsberichts, dass die Circular Economy zwar den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung reduzieren könne, aber Gefahr laufe, strukturelle Ungleichheiten zu reproduzieren.

Daher müsse sie innerhalb einer "Kreislaufgesellschaft" entwickelt werden, die Geschlechtergerechtigkeit und -verhältnisse umfassend berücksichtigt. Zum Beispiel müsse Sorgearbeit als Voraussetzung für einen zirkulären Alltag anerkannt werden, Frauen müssten in technischen und handwerklichen Berufen gefördert und Suffizienz- und Gemeingutansätze in neue Produktions- und Konsumsysteme integriert werden.

Weil dazu die Einbindung vielfältiger gesellschaftlicher Gruppen notwendig sei, böten die Ansätze der feministischen Ökonomie dafür gute Orientierung.

 

Gleichstellung als Grundlage sozialer Gerechtigkeit

Der Appell im Handlungsfeld "Finanzen" zielt darauf, "öffentliche Einnahmen und Ausgaben stärker an ökologischen und gleichstellungsorientierten Zielen" auszurichten und sozial gerechter zu gestalten.

Maßnahmen seien etwa die Streichung umweltschädlicher Steuersubventionen, die geschlechtergerechte Kompensation der Belastungen aus dem CO2-Emissionshandel sowie öffentliche Investitionen, die die Qualität der öffentlichen Infrastruktur und öffentlicher Dienstleistungen verbessern.

Der Gleichstellungsbericht bringt dazu viele wissenschaftliche Grundlagen zusammen und zeigt konkrete beispielhafte Maßnahmen aus der Praxis, die er zu verbreitern und zur Standardisierung empfiehlt.


Mehr zum Thema im factory Magazin Gender bzw. "/-in" und im zugehörigen Themenbereich – dort mit aktuellen News.

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