Die Bilanz für die Zukunft ist klar: Steigt der Rohstoffverbrauch weiterhin weil wir weltweit so wirtschaften wie heute in Deutschland, bräuchten wir 2,7 Erden. Notwendig ist also eine Senkung des Ressourcen-, sprich des Naturverbrauchs. Dabei gibt es kein Problem mit Energie, denn sie ist lediglich eine Dienstleistung von Ressourcen, von Boden, Fläche und Masse. Einhundert Prozent Erneuerbare bis 2050 sind möglich, wie das Umweltbundesamt vorrechnet, Streit gibt es lediglich um die Ressourcen.
Der beste Naturschutz ist also eine Verringerung des Ressourcenverbrauchs, der Ressourcenintensität. Der Naturschutzbund Deutschland hat das erkannt und packt das Problem an der Wurzel: Mit den ersten Verbrauchern von Ressourcen, den produzierenden Unternehmen gründete er das Bündnis Allianz Ressourcenschonung, das sich für eine ökologisch-soziale Rohstoffpolitik einsetzt. Die bislang zwölf Mitglieder der Initiative präsentierten sich heute erstmals bei einer Konferenz in Berlin der Öffentlichkeit und verabschiedeten eine gemeinsame Erklärung.
Diese zeigt, dass Unternehmen zu weitreichenderen Maßnahmen bereit sind, als die Bundesregierung sie bislang verfolgt, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Unternehmen wollen deutlich mehr als freiwillige Förderprogramme." Verlässliche ordnungspolitische Vorgaben, Ressourcensteuern und eine Neuausrichtung der deutschen Rohstoffpolitik an ökologischen und sozialen Kriterien sieht die Allianz aus Naturschützern und Unternehmensvertretern deswegen als unerlässlich an. "Anderenfalls übernutzen wir Rohstoffe und die Ökosysteme so sehr, dass die negativen ökologischen Folgen unweigerlich auch die Unternehmen einholen", so Miller.
"Wir brauchen eine Steuerpolitik, mit der die Leistungen von Ökosystemen zum unmittelbaren Faktor für unternehmerische Entscheidungen werden. Die Unternehmen haben Vorschläge zu Ressourcensteuern und zum Abbau umweltschädlicher Subventionen auf den Tisch gelegt. Nun muss die Politik nachziehen", sagt Ulrike Meinel, NABU-Expertin für Ressourcenpolitik.
Eine Rohstoffsteuer auf Baumaterialien, damit weniger Ressourcen und mehr Recyclingstoffe eingesetzt werden, die Streichung von schädlichen Steuerbefreingen wie bei Flugbenzin und der Mehrwertsteuer bei internationalen Flügen, die Einführung einer Steuerreduzierung oder -befreiung bei ökobilanzierten Produkten mit dem Blauen Engel oder dem Europäischen Umweltzeichen, das wäre eine Steuerreform, die die Steuerlast aufkommensneutral vom Faktor Arbeit auf den Faktor Ressourcen verlagern würde, heißt es in der Erklärung.
Die alliierten Ressourcenschützer fordern weitreichende Vorgaben für das ökologische Produktdesign, verlängerte Garantiezeiten und höhere Recyclingquoten. Außerdem verpflichten sich die Unternehmen dazu, in allen Geschäftsbereichen nachhaltiger mit Rohstoffen, Wasser und Fläche umzugehen. Die teilnehmenden Unternehmen verstehen sich als "Labor für ressourcenschonende Produktion", so Meinel in der taz.
Stephan Wabnegger, Geschäftsführer des vorarlbergischen Unternehmens Cree GmbH: "Die Bauindustrie ist für 40 Prozent des weltweiten Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Unser Eigentümer, selbst Bauunternehmer in vierter Generation, lebt die Denkweise 'Wer, wenn nicht wir...' sehr konsequent: Er hat Cree gegründet und ein Referenzprojekt finanziert, um ökologisch wie ökonomisch nachhaltigen Hochbau Wirklichkeit werden zu lassen." Der patentierte Holz-Hybrid Systembau von Cree erlaubt es, ressourcenschonend und weltweit bis zu 100 Meter hoch zu bauen.
Reinhard Schneider, Geschäftsführender Gesellschafter Werner & Mertz GmbH, die Reinigungsprodukte der Marke Frosch herstellt: "Das Bemühen einer Marke um Ressourcenschonung kann vom Verbraucher nur ernst genommen werden, wenn das dahinter stehende Unternehmen auf ganzer Linie nachvollziehbar ökologische Ziele verfolgt."
Die Allianz fordert ebenfalls die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs und der Pendlerpauschale. "Wir treten erstmal mit Maximalforderungen an", sagt Michael Schneider, Sprecher des privaten Ver- und Entsorgers Remondis, in der taz, "auch wenn das nicht alles eins zu eins umgesetzt werden kann."
Die Allianz will nun regelmäßig weiterarbeiten und mehr Teilnehmer gewinnen. Mehr sind auf jeden Fall nötig, denn nur wenn der Ressourcenverbrauch bis 2050 auf ein Drittel des bisherigen gesenkt sei, ist nach Szenarien des Internationalen Ressourcenpanels der UN wirklich nachhaltiges Wirtschaften möglich.
Die Erklärung Ressourcen schonen - Zukunft sichern steht beim NABU zum Download zur Verfügung.