Der Staat mit Bund, Ländern und Gemeinden ist der größte Käufer von Waren und Dienstleistungen in der Wirtschaft. Das ist nicht nur in Deutschland so. Hierzulande kauft er für rund 250 Milliarden Euro jährlich ein. Schätzungsweise 20 Prozent der Einkaufswirtschaft sind öffentlich. Würde dieser Teil nach sozial-verträglichen Kriterien vorgenommen, müsste sich in der Produktion viel ändern – auch die Privatwirtschaft müsste mitziehen, Menschen, Arbeit und Umwelt würden gewinnen.
Doch noch ist es lange nicht soweit. Dabei sind Skandale wie der Einsturz der Textilfabrik in Bangladesh im letzten Jahr mit über tausend Toten und Brände in ungesicherten Unternehmen nur die Spitze des Eisbergs. Sein unsichtbares Fundament sind Niedriglöhne und miserable Arbeits- und Umweltbedingungen weltweit. Ein Staat, der sich ökologisch- und sozial-gerechte Entwicklung auf die Fahnen geschrieben hat, muss sich wohl oder übel mit seiner eigenen Beschaffungspraxis auseinander setzen – und inzwischen gibt es auch einige Projekte, in denen er bzw. seine Vertreter engagiert sind.
In dem jetzt beendeten EU-geförderten Projekt Landmark haben europäische Organisationen drei Jahre lang zusammengearbeitet, darunter Städte, NGO und nationale und internationale Organisationen. Denn die Beschaffer in den Kommunen stehen vor ziemlichen Herausforderungen, wenn sie sozialverträglich hergestellte Produkte einkaufen wollen. Die öffentlichen Verwaltungen und Unternehmen müssen diverse Hürden nehmen, wenn sie eine nachhaltigen Beschaffung erfolgreich umgesetzen wollen. Schließlich müssen sie auch vor Ort prüfen bzw. prüfen lassen und das Auditing in den Produktionsstätten organisieren.
Die wichtigsten Ergebnisse des dreijährigen Landmark-Projekts werden nun am am Donnerstag, 27. März 2014, von 9.00 bis 18.00 Uhr im Haus der Wissenschaft in Bremen vorgestellt. Der Kongress "Auf dem Weg zu einer sozial-verantwortlichen öffentlichen Beschaffung" wird in Kooperation mit dem Projekt Cotton on to Fairtrade procurement durchgeführt. Eingeladen sind alle Interessierte, vor allem aber Beschaffende und Verwaltungsmitarbeitende, Mitarbeitende von Nichtregierungsorganisationen und politische Entscheidungsträger sowie Zertifizierer und Vertreter von Unternehmen.
Am Vorabend der Konferenz (26. März von 18:00 bis 19.30 Uhr) laden die Veranstalter zu einem kleinen Empfang und zur Besichtigung der Landmark-Ausstellung in den EuropaPunktBremen in der Bremischen Bürgerschaft ein. Bremen, bzw. die Senatorin für Finanzen der Freien Hansestadt, ist neben dem Stadtrat der portugiesischen Stadt Loures an dem Projekt beteiligt.