450 Experten haben Bundesforschungsministerin Annette Schavan und Bundesumweltminister Peter Altmaier zu der zweitägigen Konferenz nach Berlin eingeladen, die heute begonnen hat. Unter ihnen sind die Fachleute von Industrie-, Verbraucher- und Umweltverbänden, einer der Redner ist der bekannte US-amerikanische Soziologe und Ökonom Jeremy Rifkin. Die Teilnehmer sollen diskutieren, wie mit marktwirtschaftlichen Instrumenten nachhaltige Produktion, Preisbildung und Konsumverhalten erreicht werden können. Die neue "Grüne Ökonomie" bekommt dabei gleich auch ein eigenes Forschungsprogramm, kündigten die Minister an. Damit sie ihr Ziel, Wirtschaften in Zukunft ressourceneffizienter, umweltverträglicher und sozial inklusiver zu machen, schneller erreicht.
Zum Auftakt machte Bundesforschungsministerin Annette Schavan deutlich, dass sie mit "Green Economy" der Gesellschaft eine Gebrauchsanweisung für praktisches Handeln geben wolle. „Damit wollen wir in Zukunft nachhaltige Ideen von der Produktion über die Unternehmensführung bis in die Bereiche Konsum und Recycling in einem Kreislauf miteinander verknüpfen."
Ihr Kollege aus dem Bundesumweltministerium, Peter Altmaier, verwies auf das bisher erreichte "Greening" der deutschen Wirtschaft und die weiteren Marktchancen: "Energie- und Rohstoffeffizienz werden mehr und mehr zum Wettbewerbsfaktor, Umwelt- und Effizienztechnologien sind Wachstumstreiber entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette."
Bislang ist Ressourceneffizienz noch nicht als deutscher Exportschlager bekannt, doch auf dem weltweiten Markt für Umwelttechnologien sollen Deutsche Anbieter zumindest für "Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung" über einen Anteil von 23 Prozent verfügen. Bereits zwei Millionen Menschen arbeiten in der so genannten "Umweltbranche". Und die Projektförderung der Nachhaltigkeitsforschung hat sich in den letzten acht Jahren fast verdoppelt – auf derzeit rund 430 Millionen Euro.
Ob auf der Konferenz auch über die Grenzen des jetzt grüner werdenden Wachstums geredet wird? Sicher weisen Technologieinnovationen und Effizienz den Weg in eine ressourceneffizientere, ökologischere Wirtschaft. Doch bisher geht keines der Konzepte grünen Ökonomie auf die brisanten Macht- und Verteilungsfragen ein. Der Staat als rahmensetzende Institution ist derzeit nicht zu erkennen, weder beim Abbau umweltschädlicher Subventionen noch bei der Formulierung gesetzlicher Standards, so die Kritik der Heinrich-Böll-Stiftung an der grünen Ökonomie.
Zum Livestream der Konferenz: www.fona.de/green-economy