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  • Mit einer Kombination aus Mindeststandard (Methane performance standard) und Methanpreis bzw. -abgabe lassen sich am schnellsten die Klimaziele erreichen.

Hoch klimaschädliche Methanemissionen mit Methanabgabe reduzieren

Erdgas gilt als weniger klimaschädlich zur Strom-, Wärme- und Industrieproduktion und somit als Brückentechnologie. Doch die Emissionen durch Leckagen entlang der Lieferkette sind zu hoch und Methan ist 28 mal klimaschädlicher als Kohlendioxid. Maßnahmen gegen Methanverluste sind daher besonders schnell wirksam. Mit der Einführung einer Abgabe auf Methan ähnlich dem CO2-Preis ließen sich diese Emissionsreduzierungen schneller erreichen, zeigt eine neue Studie.

Fast ein Viertel der Energieproduktion in der EU entstand 2019 aus Erdgas. Nach Erdölprodukten ist es der meistgenutzte fossile Rohstoff der Energiewirtschaft. Im Vergleich mit Kohle und Öl gilt es als um bis zu 50 Prozent weniger klimaschädlich und wird deswegen gern als Brückentechnologie von Politik und Wirtschaft gesehen und gefördert.

Übersehen werden dabei allerdings auch gern die erheblichen Klimaschäden von Methanemissionen entlang der Lieferkette bei Produktion, Transport, Verarbeitung und Nutzung von Erdgas. So muss zur Klimaneutralität Europas der Erdgasverbrauch weitgehend gegen Null gehen – und vor allem müssen die direkten Methanemissionen vor der Gasverbrennung schnell reduziert werden.

Denn das so genannte Global Warming Potential (GWP) von Methan ist innerhalb von 20 Jahren 83 mal höher gegenüber dem von Kohlendioxid (CO2). Methan zersetzt sich zwar danach schneller als CO2, bleibt aber immer noch wirksam als Klimakiller: Nach 100 Jahren ist der GWP immer noch bei 30 relativ zu CO2.

Weil die globalen Emissionen gerade in den nächsten zehn Jahren mindestens um die Hälfte fallen müssen, um die Erderwärmung auf rund 1,5 Grad zu begrenzen, wie der Weltklimarat in seinem jüngsten Bericht noch einmal dringend empfiehlt, ist gerade die Bekämpfung der Methanemissionen so wichtig und schnell wirksam.

Insgesamt ist Methan für ein Viertel des Treibhauseffekts verantwortlich der zweitgrößte Treiber der Erderhitzung. Die jüngsten Daten von 2019 zeigen, dass Erdgas, wenn es zum Beispiel durch Fracking gewonnen wird, sogar einen höheren Klimaeffekt haben als Braunkohle. Die Einrichtung von Flüssiggasterminals in europäischen Häfen für den Import von Fracking-Gas aus den USA gleicht also dem ungebremsten Einsatz des Klimakillers Braunkohle.

Immerhin 85 Prozent des genutzten Gases in der EU importiert diese von außerhalb. Während die europäische Produktion sinken soll, sollen die Importe steigen. Russland (41 %) und Norwegen (21 %) sind die größten Importeure, aber auch aus Quatar, Algerien und Nigeria (4 bis 6 %) kommt Gas nach Europa, die USA liefern drei Prozent.

Über die Verluste durch Leckagen bei Produktion, Transport in den Herkunftsländern gibt es nur wenig gesicherte Daten, die Schätzungen liegen für Russland bei 1,3 bis max. 2,5 Prozent, in den USA bei 2,2 bis 2,5 % und für Norwegen am geringsten mit rund 0,01 %.

Eine neue Studie des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt nun, dass die Einführung einer Methanabgabe diese hoch klimaschädlichen Emissionen kostengünstig reduzieren kann. Sie kann Anreize zur Methanreduktion sowohl innerhalb der EU setzen als auch in den Exportländern – wegen des hohen und steigenden Anteils wäre dies besonders wirksam.

Als bestes Modell erweist sich laut Studie eine Kombination aus Methanimportsteuer und Methanbepreisung innerhalb der EU sowie Mindeststandards für die Methanintensität. Diese Kombination erreicht nicht nur eine hohe Klimaschutzwirkung, sondern sei auch mit den Vorgaben der Welthandelsorganisation kompatibel. Die Einführung von Mindeststandards soll dabei sicherstellen, dass bestimmte Schwellenwerte der Methanintensität in den Herkunftsländern nicht überschritten werden.

Verbraucherinnen und Verbraucher würden durch die Maßnahmen finanziell kaum belastet, zeigt die Studie. Laut einer Modellierung beträgt der anfängliche Anstieg der Gaspreise für deutsche Haushalte je nach Ausgestaltung nur 0,3-1,1 Prozent. Zudem könnte dieser Kostenanstieg durch eine Rückverteilung der Erlöse aus der Methanbepreisung in Klimaschutzmaßnahmen abgefedert werden. Auch für die Gaswirtschaft sind die Kosten überschaubar. Immerhin können laut Internationaler Energieagentur bereits 40 Prozent der Methanemissionen aus der Gasproduktion ohne zusätzliche Kosten reduziert werden.

Bereits jetzt haben Methanemissionen für 0,5 Grad Celsius Erderwärmung gesorgt. Werden die Methanemissionen nicht reduziert, werden sie laut UN Global Methane Assessment bis 2030 weitere 0,3 Grad Celsius zum Klimawandel beitragen.

Methan müsse genauso wie CO2 einen Preis bekommen, fordert Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Erst so würden die notwendigen Anreize für Erdgasunternehmen gesetzt, die klimaschädlichen Leckagen entlang der gesamten Wertschöpfungsketten zu erfassen und zu schließen. Als größter Gasverbraucher der EU habe Deutschland hinsichtlich der Methanemissionen eine besondere Verantwortung: "Wir fordern daher die neue Bundesregierung auf, sich auf europäischer Ebene für eine Methanbepreisung starkzumachen, die Importe miteinschließt.“

Die EU-Kommission will im Dezember einen Regulierungsvorschlag zu Methanemissionen innerhalb der EU vorlegen. Unter anderem sollen Gasunternehmen erstmals dazu verpflichtet werden, auf Basis von Messungen über ihre Methanemissionen zu berichten sowie Leckagen zu finden und zu schließen. Die DUH begrüßt diesen längst überfälligen Vorschlag. Allerdings umfasst der EU-Vorschlag die Methanemissionen außerhalb der EU nicht. Das in die EU importierte Erdgas kommt bereits mit reichlich Methanemissionen im Gepäck an. Als größter Importmarkt fossiler Brennstoffe sitzt die Europäische Union aber am langen Hebel, um mit einer Kombination aus Methanabgabe und Mindeststandards Methanreduktionen in Bezugsländern wie Russland anzustoßen.

„Das Schließen von Methanleckagen entlang der Wertschöpfungsketten der Gasindustrie ist ein effizientes Mittel, hochgradig klimaschädliche Methanemissionen rasch zu reduzieren", fasst Carolin Schenuit, Geschäftsführende Vorständin des FÖS, zusammen.  

Quelle: DUH.de


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