Weltweit gibt es mehr als 500 Hackerspaces, mit steigender Tendenz. Am 30. März 2013 laden sie zum Besuch ein. Wer schon immer wissen wollte, was ein Hacker ist und was sie tun, kann sie dort kennenlernen und seine Vorurteile überprüfen – und vielleicht gleich etwas selbermachen.
Aus einer Gabel einen Smartphonehalter kreieren, Musikinstrumente aus einfachen Spielzeugen bauen, die Kaffeemaschine mit dem Handy steuern, oder Radios aus alten WiFi-Routern basteln. Man kann mit allem Möglichen kreative Dinge anstellen. Wer so etwas macht, oder andere verrückte Ideen hat, ist ein Hacker.
Hacken ist weit verbreitet, und hauptsächlich eine Frage der Einstellung - jeder kann ein Hacker sein, sagen die Hacker. Um sich so etwas auch mal live anzusehen, veranstalten Hackerspaces einen Tag der offenen Tür. Im letzten Jahr gab es den Tag ausschließlich in den Niederlanden zum ersten Mal, mehrere hundert Interessierte kamen in die 17 niederländischen Hackerspaces. Dieses Jahr findet das Ganze erstmals auf internationaler Ebene statt, so das einladende RaumZeitLabor in Mannheim.
Am 30. März werden Hackerspaces ihre breitgefächerten Interessen präsentieren, die sich in der kurzen, aber ereignisreichen Geschichte des Konzepts gebildet haben. Mitte der 90er durch heute weitläufig bekannte Spaces wie die c-Base in Berlin und das Metalab in Wien erstmals begründet, hat sich die Idee in den letzten Jahren wie ein Lauffeuer verbreitet - es gibt inzwischen mehr als 500 Hackerspaces weltweit; offene Orte, an denen jeder willkommen ist, um zu programmieren, löten, basteln und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. In den meisten Spaces werden auch Workshops oder andere Lernveranstaltungen ausgerichtet.
"Ethisches Hacken" und freies Wissen sind Begriffe, die an diesem Tag näher beleuchtet werden, denn das Teilen von Information und Erfahrung sind schon immer ein zentrales Ideal von Hackerspaces gewesen. "Viele Projekte, die in Hackerspaces gebaut werden, sind offen im Internet dokumentiert, damit andere diese für ihre eigenen Zwecke nachbauen oder verbessern können", beschreibt Dave Borhuis, Gründer des niederländischen Hackerspaces TkkrLab.nl. "Eine einfache Frage, wie etwas funktioniert, oder schlicht etwas zu bauen resultiert oft in Kooperation und dem gegenseitigen Austausch von Wissen. Es ist alles sehr zugänglich und dreht sich um viel mehr als nur Computer."
Hacker lieben es, Dinge zu bauen; viele alte Geräte finden ihren Weg in Hackerspaces. Ein Elektromotor eines alten Mixers kann zum Bau eines ferngesteuerten Modellautos benutzt werden, eine kaputte Festplatte zum Schleifgerät umfunktioniert, oder ein Bohrer zum Allzweck-Küchenutensil umgerüstet werden. Wenn es etwas nicht gibt, dann bauen Hacker es selber, mit 3D-Drucker, Lasercutter, anderem Werkzeug und Software - alles auf frei und offen verfügbarem Wissen basierend, welches aktiv mit der Welt geteilt und verbreitet wird.
Welche Wirkungen das gemeinsame Selbermachen für die Nachhaltigkeit und für einen subsistenten Lebensstil haben, beschreiben der Konsumforscher Gerhard Scherhorn und die Soziologin Andrea Baier in ihren Beiträgen im factory-Magazin Selbermachen.
Der Tag der offenen Tür ist jedenfalls bunt gemischt mit verschiedensten Aktivitäten auf der ganzen Welt. Jeder Hackerspace hat sein eigenes Programm, darunter zum Beispiel das Erstellen von Dingen mit 3D-Druckern, Löt- und Elektronikworkshops für Einsteiger, Tipps für die sichere Benutzung von Computer und Internet und vieles mehr.
Jeder ist eingeladen, vorbeizuschauen und sich umzuschauen. Die meisten Spaces sind von 10:00 bis 17:00 geöffnet, besser ist es jedoch, sich bei dem örtlichen Space vorab darüber zu informieren, denn manche öffnen später und stehen sogar bis spät in die Nacht offen. Es ist nicht nötig, sich anzumelden, die Hacker bitten lediglich die Presse, sich vorher ankündigen. Fragen beantwortet jedes Hackerspace gern.
Eine Liste bzw. Landkarte der weltweiten Hackerspaces gibt es bei hackerspaces.org.