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"Nur wenn Nutzer ihre Autonomie behalten, funktionieren Smart-Home-Systeme ressourcenschonend"

Die Digitalisierung kann im Wohnbereich Ressourcen schützen, zum Beispiel mit Automatisierungssystemen zur Heizungs- und Lüftungssteuerung. Wichtig jedoch: Die Nutzer*innen müssen die Systeme wirklich wollen und sie müssen flexibel sein. Den Ressourcenverbrauch reduzieren sie jedoch nur, wenn die Politik Grenzen setzt.

Die Versprechungen der Hersteller sind groß: Installieren Sie Smart-Home-Systeme zur Steuerung von Heizung, Lüftung, Licht und Co. und Sie können ihre Heiz- und Stromkosten um bis zu 30 bis 80 Prozent senken. So macht es zum Beispiel e.on. "Fenster zu, Herd aus, Heizung runter und vielleicht noch eine intelligente Lichtsteuerung, um zum Schutz vor Einbrechern Anwesenheit vorzutäuschen", heißt es in einer Meldung. Argumentiert wird mit Sicherheit bei Abwesenheit oder aufziehendem Gewitter, wenn Haus und Wohnung sich selbst schützen können.

Dass das Ganze in der Praxis dann doch nicht so einfach ist, hat Christa Liedtke, Ressourcenforscherin am Wuppertal Institut, mit ihrem Team erfahren. Sie haben mit echten Menschen in echten Häusern und Wohnungen untersucht, wie die digitalen Helfersysteme den Energieverbrauch beeinflussen können. In so genannten "Real-Laboren", also im alltäglichen Leben der Nutzer*innen, ergeben sich nämlich ganz andere Effekte.

Zwar sparen einige Haushalte mit smarten Heizungssystemen, andere wiederum verbrauchen mehr Energie. Liedtke und ihre Kolleg*innen stellten fest, dass die Nutzer*innen automatisierte System häufig umgehen, "weil sie nicht nah genug an ihren Bedürfnissen und ihrem Lebensstil entwickelt sind."

Auch das viel beschworene Internet der Dinge (IoT), das alle elektrischen Geräte miteinander und den Nutzer*innen und Herstellern vernetzt, führe bei den meisten Menschen zur Überforderung. "Nur wenn diese ihre Autonomie behalten, führt die Digitalisierung auch zur Ressourcenschonung", sagt Liedtke.

Im Gespräch mit dem factory-Magazin geht die Wuppertaler Wissenschaftlerin und Vorsitzende der Ressourcenkommission des Umweltbundesamtes auch auf den Eigenverbrauch an Ressourcen der Digitalisierung ein und wie Produkte und Politik gestaltet sein müssen, damit die Digitalisierung wirklich ressourcenschonend wirkt.

Mehr dazu im zweiten Teil des Interviews Der Stil entscheidet im factory-Magazin Besser bauen. Im ersten Teil geht es vor allem um die Frage der Korrespondenz zwischen Lebensstil und Infrastruktur. Das PDF-Magazin Besser bauen zeigt neue Wege ressourceneffizienten Bauens und Wohnens.

Bild: Living Room, Kazuho Okui, Flickr.com

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