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Die utopischen Kräfte der Wissenschaft wecken

Utopien, die ein globales nachhaltiges Gesellschaftsmodell vorstellbar werden lassen, haben es schwer – nicht erst seit Brexit oder Trump, wo die Vorstellungen alles andere als nachhaltig sind. Die Wissenschaft hat in dieser Zeit eine besondere Aufgabe: Sie muss wieder zum utopischen Motor für mehr Wohlstand und ein besseres Leben werden, fordert der Präsident des Wuppertal Instituts, Prof. Uwe Schneidewind.

In der offenbar gerade geltenden Phase des Postfaktischen sind Nationalismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Hass wieder auf dem Vormarsch. Zwar gibt es seit letztem Jahr ein weltweites Abkommen zur Bekämpfung des Klimawandels, das auf dem Weg ist, von allen 195 Staaten umgesetzt zu werden. Dazu gibt es erstmals 17 global geltende Ziele zur Erreichung der Nachhaltigkeit bis 2030 (Sustainable Development Goals), zu denen sich die Nationen ebenfalls bekennen. Doch von einer utopischen Idee der Nachhaltigkeit, von einem Glauben an eine bessere Welt mit sozialer, ökologischer und ökonomischer Gerechtigkeit für alle, ist in den Gesellschaften nur bei den unermüdlichen Vertreter_innen dieser Idee etwas zu spüren.

Stattdessen verbreiten sich Vorstellungen rückwärtsgewandter Gesellschaften, die von Britain First über Make America Great Again bis hin zur Neudefinition des "Völkischen" durch die AfD reichen. Zunehmende Abgrenzung, Isolationismus und Hass sind die Folgen, ökologisch und soziale Gemeinschaftslösungen sind aus dem Programm gestrichen. Weil der Neoliberalismus als Utopie abgewirtschaftet hat, suchen die Anhänger von Trump, Orban und Petry jetzt ihr Heil in nationalen Wohlfahrtsstaaten, in denen wieder Kohle gefördert wird, es weniger Einwanderer und deswegen angeblich wieder mehr Arbeit gibt.

Weil Utopien wie Sozialismus, Kommunismus und Neoliberalismus gescheitert sind, haben utopische Vorstellungen es derzeit schwer, überhaupt ernst genommen zu werden – auch wenn oder vielleicht gerade weil die Vorstellungen von Trump und Co. ebenfalls utopisch sind. Die gute, alte Welt des traditionellen Wohlfahrtsstaats, der nur ihre Interessen verfolgt, werden seine Anhänger nicht wieder erhalten – oder sie und andere zahlen einen hohen Preis dafür.

Obwohl wohlmeinende Utopien durch ihr Scheitern diskreditiert sind, sind sie dennoch derzeit dringend notwendig, wenn die Menschen es schaffen wollen, eine lebenswerte Welt zu erhalten. Der Wissenschaft kommt dabei als Möglichkeitsmotor eine besondere Aufgabe zu. Sie darf nicht länger nur Einzel- oder finanzielle interessen vertreten, sondern muss sich wieder verstärkt utopischen Charakter geben. Sie muss zur Möglichkeitswissenschaft werden, die bessere Lösungen für eine gerechte Zukunft für alle findet, meint Prof. Uwe Schneidewind in seinem Plädoyer Auf dem Weg zur Möglichkeitswissenschaft im factory-Magazin Utopien.

Mehr zu notwendigen Utopien und konkreten Umsetzungen im factory-Magazin Utopien, das
kostenlos downloadbar ist und sich gut auf Tablets oder am Bildschirm lesen lässt.

Bild: Universität Bielefeld, Bewegende Erfindungen

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