Diese berühmten Tage. Fast jeder Tag im Jahr erinnert an irgendetwas. An Frauen, Menschenrechte, Gedöns, wie Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder es gern nannte. 70 Welttage gibt es heute von den Vereinten Nationen.
Am 22. April ist es der Tag der Erde, so die deutsche Version, die internationale heißt "Earth Day". Doch der US-amerikanische Export kommt hierzulande nicht so gut an, wie der Coca-Cola Weihnachtsmann oder der Valentins-Tag.
Denn bei ihm geht es nicht um zusätzlichen Konsum, sondern um Konsumkritik. Seit 1970 wird er in den USA begangen, "um die Menschen zum Überdenken ihres Verbrauchs anzuregen", wie es bei Wikipedia heißt. In Nordamerika war er von Anfang an sehr beliebt, tausende von Universitäten beteiligten sich daran, 20 Millionen Menschen waren aktiv.
1990 wurde der Earth Day international, 200 Millionen Menschen in 141 wurden erreicht, die Vorbereitung der ersten Rio-Konferenz 1992 stand an. Der bolivianische Präsident Evo Morales lud nach der gescheiterten Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen zum Internationalen Tag der Mutter Erde 2010 und zu einer alternativen "Weltkonferenz der Völker über den Klimawandel und die Rechte von Mutter Erde" ein. 30000 Teilnehmer zählte die Konferenz in Cochabamba.
Morales Kritik: Das kapitalistische System sei die Hauptursache für das Ungleichgewicht auf der Erde, Planet und Bewohner würden unter dessen grenzenlosem Wachstumszwang leiden. Die Konferenz forderte, die Industrieländer sollten ihren CO2-Ausstoß bis 2020 halbieren, sechs Prozent ihres Haushalts in einen Weltklimafonds einzahlen. Unternehmen und Regierungen sollten vor einem zu gründenden Weltklimagerichtshof verklagt werden können.
Aus all dem ist nichts geworden. Die CO2-Emissionen nehmen in den Industrieländern weiter zu, Kohle ist so günstig wie nie, allenfalls Wirtschafts- und damit Konsumkrisen ließen die Werte etwas absacken. Zwar gibt es aktuell eine wachsende Debatte um eine Postwachstumsgesellschaft, doch wirklich Einfluss hat diese kaum. In den deutschsprachigen Medien ist von Konsumkritik anlässlich des Tags der Erde nichts zu sehen und zu hören. Die Chance, vorsichtige Wachstumskritik anlässlich dieses Tages zu formulieren, vergeht - auch von den Nichtregierungsorganisationen kam da nichts.
So bleibt das Google Doodle, das auf der Startseite von Google den Google-Schriftzug ersetzt, wohl das einzige, das den "Tag der Erde" in Deutschland etwas bekannter machen könnte. Google ist seit 2001 mit einem "Earth Day"-Doodle dabei, die Palette reicht vom schmelzenden Arktis-Eis (2007) bis zu Panda-Bären (2011).
In diesem Jahr ist die Google-Earth-Day-Earth eine Scheibe, eine atmosphärische Käseglocke darüber, darunter Berge, Fluss, See, grüne Wiesen. Klickt man die Play-Taste, beginnt der Tag, die Sonne steigt und sinkt, Fische schwimmen. Dazu enthält das Doodle eine Reihe interaktiver Gimmicks, wenn man auf die verschiedenen Bildelemente klickt. Tag und Nacht, Sommer und Winter, lässt man das Doodle weiter laufen, wird klar: Google sagt uns, dass zwar dieser Earth Day vergehen wird, aber Mutter Erde noch lange nicht.