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Klimakrise kostete Deutschland seit 2018 etwa 80 Milliarden Euro

Eine Studie zu den Schäden durch die Klimakrise in Deutschland zeigt die hohen Kosten, die Wirtschaft und Gesellschaft in der Folge zu tragen haben. Seit dem Jahr 2000 sind das rund 145 Milliarden Euro, etwa 6,6 Milliarden Euro pro Jahr. Die Extremwetterereignisse wie Hochwasser und Hitzesommer der letzten Jahre waren für die Gesellschaft besonders teuer.

Das der Klimawandel zu hohen Kosten auch in den Verursacher-Ländern führen werde, prognostizieren Klimawissenschaftler*innen bereits seit Jahrzehnten. Dass sie sich mit zunehmender Erwärmung vervielfachen können, ist nach Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen und Dürren immer wieder Thema. Nicht zuletzt der jüngste Bericht des Weltklimarats hat gezeigt, welche Gefährdungen auf die Menschen zukommen, wenn sie ihre Wirtschaftsweise nicht schneller ressourcenleichter gestalten.

Wie hoch die Kosten der Klimakrise tatsächlich sind, wurde aber bisher selten untersucht. Denn erst mit der seit rund einem Jahrzehnt so genannten Zuordnungsforschung, mitentwickelt von der deutschen Physikerin Friederike Otto, lässt sich die Rolle des Klimawandels bei einem konkreten Wetterereignis einschätzen. Noch bis zum Klimagipfel in Glasgow 2021 galt für Vertreter*innen des Weiter-so das Motto: "Wetter und Klima – das sind zwei verschiedene Welten".

Nun hat ein Projekt erstmals die Klimaschadenskosten in Deutschland untersucht. Ermittelt wurden sie von dem Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos in dem Projekt „Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland“. Das Vorhaben unter Leitung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) verfolgt das Ziel, aufbauend auf den Erkenntnissen zu den vergangenen Schäden auch abzuschätzen, welche Schadens- und Anpassungskosten Deutschland unter den Vorzeichen einer sich zuspitzenden Klimakrise zu erwarten hat.

Angesichts der immer häufiger auftretenden Extremwetter wie den außergewöhnlich heißen und trockenen Sommern der vergangenen Jahre sowie der Hochwasserkatastrophe von 2021 dürften die Kosten kaum geringer werden. Denn allein für die Ereignisse der in den vergangenen vier Jahren wesentlichen Extremereignisse der Dürre kommt laut Studie eine Gesamtsumme von 80 Milliarden Euro zusammen.

So führten die Hitzesommer 2018 und 2019 zusammen zu 34,9 Mrd. Euro Schäden und die Sturzflut des Juli 2021 allein zu 40,5 Mrd. € Schäden. Hinzu kamen vereinzelte weitere Hagel- und Sturmereignisse mit ca. 5,2 Mrd. Euro Schäden.

In der Summe sind neben den direkt anfallenden Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen oder Ertragsverlusten in Forst- und Landwirtschaft auch Kosten indirekter Schäden, wie verringerte Arbeitsproduktivität, enthalten.

Die Zahlen seien ein Alarmsignal für mehr Krisenvorsorge, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke. „Wir müssen und wir werden jetzt mehr in Klimaschutz und Klimaanpassung investieren, um unsere Bevölkerung besser zu schützen." Sie verwies auf das Sofortprogramm Klimaanpassung und das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz. Derzeit arbeite ihr Ministerium an einer neuen vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie und einer Nationale Wasserstrategie. Ziel sei außerdem eine systematische Erfassung aller Schäden und Kosten für ganz Deutschland, damit Entscheider in Bund, Ländern und Kommunen wissen, wer am meisten unter den Folgen der Klimakrise leide und was Schäden und Vorsorgemaßnahmen wirklich kosten, so die Umweltministerin.

Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck benannte das Offensichtliche: „Die aktuellen Dürren in Südeuropa, die verheerenden Überschwemmungen in Australien oder Madagaskar und nicht zuletzt die Flut im Ahrtal zeigen deutlich: Die Klimakrise spitzt sich weltweit zu." Nur mit deutlich mehr Klimaschutz ließen sich die Folgen des Klimawandels begrenzen. Dazu zähle das gerade verabschiedete Beschleunigungspaket für den Ausbau von Wind- und Sonnenkraft, mit dem die Regierung den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch innerhalb von weniger als einem Jahrzehnt fast verdoppeln will. "Und wir werden und müssen unsere Anstrengungen zu umfassendem Klimaschutz in allen Sektoren verstärken", so Habeck.

Die Autor*innen der Studie weisen zudem darauf hin, dass die ermittelten Gesamtschäden lediglich eine Untergrenze darstellen. Die tatsächlich angefallenen Schadenskosten liegen aufgrund einzelner bislang nicht untersuchter Schadensereignisse sowie nicht bezifferbarer Wirkungen, wie den gesundheitlichen Auswirkungen oder den Folgen für die biologische Vielfalt, noch höher.

Die Prognos-Studie hatte das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium (BMWK) in Auftrag gegeben hat und soll dem Bundesumweltministerium (BMUV) zur Weiterentwicklung der deutschen Anpassungsstrategie dienen.

Die Studie schlüsselt auf, wie sich die Schadenskosten entlang der Handlungsfelder der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) zusammensetzen: Unter Hitze und Dürre litten vor allem die Forst- sowie die Landwirtschaft in weiten Teilen Deutschlands. Diese Wirtschaftszweige mussten allein für die beiden Extremjahre 2018 und 2019 etwa 25,6 Milliarden Euro Schadenskosten verbuchen. Weitere neun Milliarden Euro Schadenskosten traten in Industrie und Gewerbe auf, da die Produktivität in der arbeitenden Bevölkerung hitzebedingt sank.

Bei den lokalen Sturzfluten und Überschwemmungen vor allem im südlichen Nordrhein-Westfalen und nördlichen Rheinland-Pfalz waren insbesondere die privaten Haushalte mit Schäden in Höhe von 14 Milliarden Euro betroffen. Aber auch im Bauwesen (6,9 Milliarden Euro), an Verkehrsinfrastrukturen (6,8 Milliarden Euro), sowie in Industrie und Gewerbe (5,0 Milliarden Euro) entstanden erhebliche Schäden.

Um die Zahlen einzuordnen, noch ein Vergleich: 2018 machten allein die umweltschädlichen Subventionen in Deutschland laut Umweltbundesamt rund 65,4 Milliarden Euro pro Jahr aus. Fast die Hälfte davon floß in die Bereiche Verkehr und Transport. Genau dort tut sich seit Jahrzehnten nichts in Richtung Emissionswende, stattdessen stieg sogar ihre Subvention.

Und aus einem 2021 veröffentlichten Bericht der Vereinten Nationen geht hervor, dass insgesamt 87 Prozent der Agrarsubventionen weder sozial verträglich noch umweltfreundlich seien.

Auch der Umbau der Subventionen in die Förderung einer notwendigen Transformation gelingt nicht, wie eine neue Studie des Thünen Instituts für das UBA zeigt: So sollte mit der Einführung des „Greenings“ im Rahmen der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2013 die Wasser- und Bodenqualität verbessert, das Klima geschützt und die Biodiversität erhöht werden. Das wurde jedoch nur zu sehr kleinen Teilen erreicht und gleichzeitig teuer erkauft.

Dass sich mit dem Ab- und Umbau der umweltschädlichen Subventionen auch mehr soziale Gerechtigkeit erreichen ließe, ist ein weiterer nicht ganz unwichtiger Aspekt, gerade vor dem Hintergrund wachsender sozialer Ungleichheit durch die Klimakrise.

Wie sich die notwendigen Maßnahmen zur zukünftigen Kostenbegrenzung gestalten, lesen Sie z. B. in den factory-Magazinen Klimaneutral, Industrie und Steuern – und inklusive aktueller News in den entsprechenden Themenbereichen.

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