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  • Klimawandelkosten in Deutschland. Quelle: BMWK, BMUV, IÖW

Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen können Milliarden Schadenskosten vermeiden

Die Erderwärmung lässt sich nur noch begrenzen, die steigenden Schadenskosten durch den Klimawandel ebenfalls. Je schneller und konsequenter das Industrieland Deutschland in Klimaschutz und Klimaanpassung investiert, umso geringer bleiben volkswirtschalftlichen Verluste, zeigt eine Studie. Ansonsten würden die Folgekosten weiter steigen und auf bis zu zu 900 Milliarden Euro summieren.

Die Sturzflut im Juli 2021 mit 186 Toten in Deutschland hat vielen Menschen vor Augen geführt, wie gefährlich klimawandelbedingte Extremwetterereignisse sind. Dürren, Hitzesommer, Flutkatastrophen häufen sich und haben immer größere Auswirkungen. Auch wirtschaftliche, denn die direkten Schadenskosten muss die Gesellschaft tragen, hinzu kommen wachsende volkswirtschaftliche Auswirkungen.

So kostete die Klimakrise Deutschland seit 2018 etwa 80 Milliarden Euro, seit 2000 waren es insgesamt 145 Milliarden Euro, im Schnitt etwa 6,6 Milliarden pro Jahr. Das hatten das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung und das Bundesumweltministerium schon im Juli 2022 als ein Ergebnis des Projekts Klimaschadenskosten in Deutschland vorgestellt.

Nun gibt es weitere Zahlen dazu, wie sich die Schadenskosten je nach Ausmaß der Erderwärmung bis Mitte des Jahrhunderts entwickeln könnten. Demnach rechnen die Wissenschaftler*innen mit kumulierten volkswirtschaftlichen Kosten in Höhe von 280 bis 900 Milliarden Euro.

Hinzu kämen für die Bevölkerung zahlreiche gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, die Belastung von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt sowie die Minderung von Lebensqualität. Die Gesamtkosten dürften also noch wesentlich höher ausfallen, da nur die Kosten erfasst sind, die sich in ökonomischen Modellen abbilden lassen.

Die Auswirkungen ließen sich jedoch mildern oder je nach Entwicklung sogar weitgehend vermeiden, wenn entsprechende Maßnahmen ergriffen würden. Die möglichen Schadenskosten des Klimawandels ließen sich durch rein monetäre Investitionen in Anpassungsmaßnahmen je nach Ausprägung der Klimakrise vollständig (bei schwachem Klimawandel), um 80 Prozent (mittlerer Klimawandel) oder um 60 Prozent (starker Klimawandel) reduzieren.

Insbesondere naturbasierte Lösungen, wie etwa die Kohlenstoffspeicherung in Vegetation und Boden durch den Erhalt von Wäldern oder Mooren, können sowohl Treibhausgase mindern als auch zur Anpassung an Klimawandelfolgen beitragen. So ist der Schutz von Mooeren günstiger und bringt mehr für den Klimaschutz als technlische Lösungen.

Die Investitionen seien ein Schlüssel zur Sicherung von Wohlstand und Resilienz, hieß es in Berlin bei der Vorstellung der Studie. „Die Folgen der Klimakrise beeinträchtigen den Wohlstand in Deutschland erheblich", sagte Umweltstaatssekretärin Christiane Rohleder. "Investitionen in ambitionierten Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung sind entscheidend, um die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme zu erhöhen."

Die Zahlen der Studie würden deutlich zeigen, dass es für die Klimaanpassung einen enormen Finanzierungsbedarf gäbe. Die Zahlen zeigten aber auch, dass die Kosten ohne wirksame Klimaanpassung noch viel höher sein werden.

Unter Federführung des Bundesumweltministeriums arbeitet die Bundesregierung derzeit an einer vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie mit messbaren Zielen. Sie ist eines der Kernelemente des Klimaanpassungsgesetzes, dessen Entwurf das BMUV bald in die Ressortabstimmung geben wird. Mit diesem Gesetz soll ein strategischer Handlungsrahmen für die Klimaanpassung in Deutschland geschaffen werden.

"Für das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium steht die beschleunigte Transformation des Energiesystems ganz oben auf der Agenda", heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung von BMWK, BMUV und IÖW. "Hier muss Deutschland das Tempo deutlich beschleunigen. Mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und dem neuen Ausbauziel von 80 Prozent in 2030 hat die Bundesregierung bereits einen zentralen Akzent gesetzt."

Das BMWK werde in diesem Jahr noch weitere dringend nötige Planungsbeschleunigungen bei Solar- und Windkraft umsetzen. Gleichzeitig arbeite die Bundesregierung an einem ambitionierten Hochlauf der Wasserstofftechnologie. Nicht zuletzt müsse Energie effizienter genutzt werden, damit weniger Energie erzeugt werden müsse.

Das ist immerhin eine wichtige Erkenntnis. Denn tatsächlich dürften die Investitionskosten in den Ausbau der Erneuerbaren Energien immens sein, ebenso wie der Ressourcenaufwand und dessen Umweltwirkungen. Insofern müsste der Appell, Ressourcen zu sparen und den Ressourcenverrbrauch wesentlich zu verringern wie z. B. durch eine konsequente Circular Economy und die Vermeidung von Überkonsum, immer recht prominent mitgenannt werden – das würde jedoch die Idee eines anderen Wirtschaftsmodells beinhalten.

Die Investitionen in Klimaschutz und Anpassung dürften sich jedoch in jedem Fall lohnen. Denn die volkswirtschaftlichen Schäden des Klimawandels gehen weit über die direkten Schäden hinaus, heißt es in der Zusammenfassung der Studie. Lieferverzögerungen durch überschwemmte Infrastrukturen oder Arbeitsproduktivitätseinbußen durch Hitzebelastungen schlügen indirekt auch als Klimaschaden zu Buche, Als hochindustrialisiertes Land mit einer Vielzahl an internationalen Handelsverflechtungen sei Deutschland auch den indirekten Folgen des Klimawandels in anderen Teilen der Welt stark ausgesetzt.

Mehr dazu mit zahlreichen Merkblättern auf den Seiten des BMWK. Mehr zum notwendigen Ressourcenschutz im factory-Magazin Ressourcen oder im Magazin Industrie. Welche Maßnahmen die wirkungsvollsten wären, lesen Sie z. B. im factory-Magazin Klimaneutral.

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