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  • Der rote Bereich markiert die Einkommensverluste bei Nicht-Handeln, der blaue bei Anpassung, die grüne Linie die notwendigen Kosten der Anpassung. Scheint günstiger zu sein. Bild: PIK-Studie in Nature.com

Klimawandel führt zu Einkommensverlusten

Die Weltwirtschaft wird in den nächsten 26 Jahren schrumpfen durch Kosten für klimawandelbedingte Folgen. Kann sie die Treibhausgasemissionen nicht schnell senken, werden die Einbußen von rund 19 Prozent noch deutlich größer sein, warnt eine neue Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Dafür sind die Vermeidungskosten sechsmal geringer als die Schadenskosten.

Es ist eine nicht zu übersehende Realität: Der Klimawandel kostet. Nicht nur Menschenleben und Resilienz, er reduziert auch den materiellen Wohlstand. Die zunehmenden Extremwetterereignisse treiben bereits die Schadenskosten. Diese werdn die Einnahmen weiter reduzieren, auch auf individueller Ebene.

Denn schon die bisherigen Schäden gehen in die Milliarden. Allein in Deutschland kostete die Klimakrise seit 2018 etwa 80 Milliarden Euro, sie könnten bis 2050 auf bis zu 900 Milliarden anwachsen – was sich vermeiden ließe.

Nun gibt es eine neue Studie, die diesen Trend bestätigt: Durch eine Analyse der bisherigen Klimawandelfolgen und -kosten. Die Wissenschaftler*innen des PIK haben auf der Grundlage von empirischen Daten aus mehr als 1.600 Regionen der letzten 40 Jahre die zukünftigen Auswirkungen veränderter klimatischer Bedingungen auf das Wirtschaftswachstum berechnet.

"Für die meisten Regionen, darunter Nordamerika und Europa, werden hohe Einkommensverluste prognostiziert, wobei Südasien und Afrika am stärksten betroffen sind“, sagt PIK-Forscher und Erstautor der Studie Maximilian Kotz. Die Verluste würden durch unterschiedlichste wirtschaftsrelevante Wirkungen des Klimawandels verursacht, wie zum Beispiel Folgen für landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität oder Infrastruktur.

Insgesamt schätzen die Forschenden die jährlichen Schäden im Jahr 2050 auf weltweit rund 38 Billionen. „Diese Schäden resultieren hauptsächlich aus dem Temperaturanstieg, aber auch aus Veränderungen bei den Niederschlägen und der Temperaturvariabilität. Die Berücksichtigung anderer Wetterextreme wie Stürme oder Waldbrände könnte sie noch weiter erhöhen", so Kotz.

 

Zukünftige Emissionen könnten zu 60 Prozent Verlust führen

Diese Schäden innerhalb der nächsten Jahre seien eine Folge unserer bisherigen Emissionen, sagt PIK-Forscherin Leonie Wetz. "Wenn wir zumindest einige davon vermeiden wollen, brauchen wir mehr Anpassungsmaßnahmen."

Zusätzlich müssten wir unsere CO2-Emissionen drastisch und sofort reduzieren - andernfalls würden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher sein. Bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60 Prozent betragen.

"Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun – und zwar selbst dann, wenn man nur rein wirtschaftliche Auswirkungen berücksichtigt und weitere Folgen wie die Verluste von Menschenleben oder der biologischen Vielfalt außen vor lässt", so Wetz.

Die Zahlen dürften relevant sein: Mit der Rückschau auf 40 Jahre konnten die Forschenden die zu erwartenden zukünftigen Schäden zeitlich und räumlich detailliert beziffern. Zudem berücksichtigten sie die Dauer der Auswirkungen auf die Wirtschaft. Für die nächsten 26 Jahre kombinierte das Team die empirischen Ergebnisse mit Simulationen von 21 Klimamodellen der neusten Generation.

 

Schwerste Folgen, höchste Verluste

Die Studie verdeutlicht auch die erheblichen Ungleichheiten der Klimafolgen: Zwar wirken sie sich überall aus, aber die tropischen Länder treffen sie am meisten und schwersten. Und das sind die Länder, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind.

Diese Länder werden voraussichtlich Einkommensverluste erleiden, die 60 Prozent höher sind als in den Ländern mit höherem Einkommen – 40 Prozent höher als in den Ländern mit höheren Emissionen. Bitter, dass sie zudem über die geringsten Ressourcen verfügen, um sich an die Klimafolgen anzupassen.

"Die Entscheidung liegt bei uns: Ein Strukturwandel hin zu einem erneuerbaren Energiesystem ist für unsere Sicherheit notwendig und ist auch die ökonomisch vernünftige Lösung", plädiert PIK-Forscher Anders Levermann. “Die Temperatur des Planeten kann nur stabilisiert werden, wenn wir aufhören Öl, Gas und Kohle zu verbrennen.”

 

Wenn Warnungen wirken …

Es ist nicht die erste Warnung dieser Art und wird nicht die letzte sein. 2006 hatte der ehemailge Weltbankchef Nicholas Stern im Auftrag der britischen Regierung erstmals die drohenden Verluste durch den Klimawandel berechnet: 20 Prozent sollten es in seinem berühmt gewordenen Stern-Report bis 2050 sein – ganz ähnlich dem Ergebnis der PIK-Untersuchung.

Allein die Produktivitätsverluste durch Hitzewellen kosten Punkte beim Bruttoinlandsprodukt: 2023 hatte eine Studie im Auftrag des Versicherungskonzerns Allianz errechnet, dass die letzte Hitzewelle in den Vereinigten Staaten, Südeuropa und China 0,6 Prozentpunkte des BIP im Jahr 2023 gekostet haben.

Die nach Naturkatastrophen zu ergreifenden (meist schuldenbasierten) Hilfsmaßnahmen wirkten sich sofort auf das BIP aus, während die Zerstörung des Kapitalstocks sich eher langfristig zeigte, heißt es. Deswegen wird der Infrastrukturverlust durch das Ahrtal-Hochwasser in Deutschland im Juli 2021 beispielsweise auf 0,1 Prozent des BIP geschätzt.

 

… wäre was?

Was zu tun wäre? Die fossile Energiewirtschaft weniger zu fördern, wie das Staaten immer noch tun. Immerhin blieben selbst dann noch erhebliche Gewinne, wenn sie die durch ihre Emissionen bedingten Schäden aus ihren Einnahmen finanzieren würden. Und umweltschädliche Subventionen abzubauen und Investitionen stattdessen in erneuerbare Energien, Energie- und Ressourceneffizienz zu lenken – und die entsprechenden rechtlichen Rahmen dafür zu setzen.

Damit das gelingt, müssten Regierungen für genügend sozialen Ausgleich sorgen, oder der Change by Design scheitert am der nächsten Kampagne der Gegner. Zumal die Bereitschaft und Fähigkeit zur Transformation mit abnehmendem materiellem Wohlstand ebenfalls abnimmt, wie jüngst zu sehen ist.


Mehr dazu, welcher Wohlstand wohl gemeint und betroffen ist und wie er sich für alle erreichen ließe, im factory-Magazin Wohlstand.

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