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Was haben Bits mit Bäumen zu tun?

Sie scheint einen Nerv zu treffen: Zur Konferenz Bits & Bäume haben sich über tausend Teilnehmer*innen angemeldet. In 130 Sessions wollen Engagierte und Wissenschaftler*innen aus der Hacker- und IT-Szene mit Aktiven und Expert*innen aus dem Umwelt- und Klimasektor über eine nachhaltige Digitalisierung diskutieren, die tatsächlich für mehr soziale und ökologische Gerechtigkeit sorgt.

Eine derartige Veranstaltung gab es bisher nicht, auch das Interesse an der Vernetzung beider Szenen hielt sich bisher in Grenzen. Doch am 17. und 18. November 2018 kommen an der Technischen Universität Berlin tausende Engagierte aus der Nachhaltigkeitsszene mit Netzaktivist*innen zusammen. Dort wollen sie echte Lösungen für eine zukunftsfähige Digitalisierung entwickeln, die mehr als eine weitere technologische Revolution ist. Denn jenseits aller Versprechungen der Digitalisierung zu Einspareffekten bei Material und Energie für eine klimagerechte und partizipative Welt, sehen die bisher erreichten Effekte z. B. durch SmartHome-Technologien und Sharing-Apps bei Mobilität und Besitz doch recht mager aus – von den sozialen und datenschutzrechtlichen Implikationen ganz zu schweigen.

Und so soll es bei Bits & Bäume denn auch um die ganz großen Fragen: Kann Technologie dazu beitragen, Nachhaltigkeit und Menschenrechte zu fördern? Kann Software die Gesellschaft demokratischer machen? Wie viel Energie und Ressourcen kostet eigentlich die Digitalisierung?

Dazu haben hunderte von Umwelt-Aktivist*innen, Programmierer*innen und Nachhaltigkeits-Wissenschaftler*innen Themen-Panels und Foren entwickelt. So will die Konferenz erstmals zwei Denkwelten zusammen bringen, die sonst zu häufig separat voneinander arbeiten. An den zwei Tagen werden auf fünf Bühnen und in sieben Workshopräumen Fachleute und Engagierte in sieben Themenschwerpunkten gemeinsam diskutieren, wie die Welt nachhaltiger gestaltet werden kann und die beiden Communities in Zukunft enger zusammenarbeiten können. 

Eine Digitalisierung ohne Nachhaltigkeit ist kein Zukunftsmodell

Auf der Vernetzungskonferenz diskutieren etwa Vertreter*innen von Mozilla und Greenpeace, wie die Kernanliegen der Nachhaltigkeitsszene mit denen der Tech-Community zusammengedacht werden können. Prof. Dr. Lorenz Hilty von der Universität Zürich erklärt, wie wichtig es ist, Digitalisierung und Nachhaltigkeit jetzt auf die politische Agenda zu heben. „Die Digitalisierung ist ohne Nachhaltigkeit kein Zukunftsmodell für eine gerechte, soziale und nachhaltige Gesellschaft. Und das muss auch auf die politische Agenda genommen und debattiert werden“, so Rainer Rehak, Mitorganisator vom Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung. 

Die Panel-Themen sind z. B. "Wie schwer wiegt ein Bit", klären das "Smarte Zuhause aus Sicht des Umwelt- und Verbraucher*innenschutzes" und nennen die digitale Agenda für die UN-Nachhaltigkeitsziele bis 2030 iun "Bits for SDG". Die Foren diskutieren die Wege für ein enkeltaugliches Wirtschaften durch Digitalisierung und Degrowth, behandeln Open Data und Open Science in Verkehrs- und Energiewende und stellen "Suffizienzorientiertes Online-Marketing" vor, mit dem Unternehmen nachhaltigen Konsum und ihren Absatz fördern können, ohne aber gleichzeitig Umwelt-Mehrverbrauch zu verursachen.  

Konferenz hält Forderungen und Vorschläge für Politik, Wirtschaft und User*innen bereit

"Bits und Bäume" hat ein breites Bündnis von Organisationen aus Umwelt- und Netzpolitik, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft organisiert. „Wir möchten gemeinsam Vorschläge für Politik, Zivilgesellschaft, Unternehmen, Nutzer*innen und Öffentlichkeit entwickeln, die deutlich machen, wie die Digitalisierung gestaltet werden kann und muss, um planetare Grenzen einzuhalten und die Gesellschaft demokratisch und gerecht zu gestalten“, ergänzt Andrea Vetter vom Konzeptwerk Neue Ökonomie.

Einer der Mitorganisatoren und Panel-Experten ist auch Tilman Santarius, der als Autor des factory-Magazins dort die Dossier-Themen Rebound und Digitalisierung beschrieben hat. Beide Magazine stehen kostenlos zum Download zur Verfügung oder können online im Themenbereich diskutiert werden. Im factory-Magazin Besser bauen geht Konsumforscherin Prof. Dr. Christa Liedtke zudem auf die Entwicklung "smarter und nachhaltiger Lebensstile" ein, ihre Kollegin Dr. Carolin Baedeker zeigt in der factory Digitalisierung, wie digitale Mess- und Anzeigeinstrumente den Energieverbrauch in Privathaushalten und Bürogebäuden verändern können.

Auch über das Grundeinkommen zur Kapitalverteilung in einer digitalisierten Gesellschaft wollen die Teilnehmer*innen diskutieren: "Care und Grundeinkommen vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Degrowth" und "Bedigungsloses Grundeinkommen - das Sozialsystem des digitalen Kapitalismus?" sind die beiden Foren dazu. In der factory Digitalisierung steht schon Grundsätzliches dazu: In Uns geht die Arbeit aus – warum habe ich zu viel davon? stellt der Soziologe Andres Friedrichsmeier fest, dass unsere Gesellschaft vor einer Richtungsentscheidung steht.

Zum Abschluss der Konferenz wollen die Teilnehmer*innen ihre Kernanliegen in einem gemeinsamen Aufruf zur Förderung einer nachhaltigen Digitalisierung zusammenfassen. Die Registrierung zur Teilnahme schloss bereits am gestrigen Dienstag, an der Abendkasse sind jedoch noch Tickets zu haben.

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