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Ressourceneffizienz: Die nächsten 20 Jahre

Die Verbesserung der Ressourceneffizienz in und von Unternehmen und Organisationen, das ist die Aufgabe der Effizienz-Agentur NRW (EFA), die jetzt ihr zwanzigjähriges Bestehen feierte. Die EFA war 1998 die erste Einrichtung ihrer Art in Deutschland. Mit dem Bewusstsein für den Klimaschutz ist der schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen inzwischen zur existenzsichernden Zukunftsstrategie geworden.

„Wir machen die Unternehmen ressourceneffizienter, die es werden wollen, erhöhen ihren Umsatz und ihren Gewinn, so dass sie die weniger effizienten Unternehmen verdrängen.“ So drückt Matthias Graf es aus. Der Diplom-Ingenieur ist Berater der Effizienz-Agentur NRW und seit der Gründung dabei. "Klar retten wir dadurch die Welt", schmunzelt er. Das ist die Interpretation kapitalistischer Wettbewerbswirtschaft in seiner ressourcenschonenden Form. Denn dass der effiziente Einsatz von Rohstoffen wie Material und Energie zum ökonomischen Erfolgsprinzip des Wirtschaftens gehört, ist eigentlich jedem Unternehmer oder Unternehmensangehörigen klar.

Schließlich entstehen immerhin 43 Prozent der Kosten der Produktion allein durch den Materialeinsatz, während die Personalkosten nur bei knapp 18 Prozent liegen, beschreibt das Umweltbundesamt die Einsparpotenziale. Die Materialkosten sind damit der größte Kostenblock des verarbeitenden Gewerbes. Trotz ihrer Relevanz für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigt allerdings die Rohstoffproduktivität im Vergleich zur Arbeitsproduktivität seit 1995 weniger stark an. Hier geht also mehr – und genau da setzt die Effizienz-Agentur seit 20 Jahren an.

Dass ihr Gründungsziel, die Ressourceneffizienz, ein Wettbewerbsfaktor ist, ist eigentlich ein Gewinn für Umwelt- und Klimaschutz. Denn die Industrie ist immer noch der größte Rohstoffverbraucher und damit der größte Treibhausgasemittent. Die Ressourceneffizienz ihrer Produkte und Leistungen bestimmt den Ressourcenverbrauch aller Nutzer*innen. Schon in der Produktion sind die Kostenpotenziale immens: Produzierende Unternehmen könnten im Schnitt rund 200.000 Euro pro Jahr durch Ressourceneffizienz sparen und ihre Materialkosten um bis zu 20 Prozent senken, ergo auch um den gleichen Betrag ihre Treibhausgasbilanz verbessern, wie das UBA schreibt. Umsetzen ließen sich über 50 Prozent der Maßnahmen mit Investitionen unter 10.000 Euro, andere brauchen weniger als sechs Monate, um sich zu rechnen.

Derartige Argumente sind seit Jahren Standard in der Beratung. Auch bei der Feier zum 20. Bestehen der Agentur in der Essener Philharmonie, stand der Kostenvorteil an erster Stelle.

Der Slogan der Effizienz-Agentur "Ressourcen schonen. Wirtschaft stärken" stehe für grundlegende Ziele der NRW-Politik, betonte Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser in ihrer Laudatio. "Viele Unternehmen stellen sich bereits umwelt- und klimabewusst auf und entwickeln neue, ressourcenschonende Produkte und Dienstleistungen – gerade auch in Zusammenarbeit mit der EFA." So entstünden Wettbewerbsvorteile, Lebensqualitäten und Arbeitsplätze, die in NRW dringend gebraucht würden. Schließlich ist das Energie- und Industrieland NRW das die meisten Ressourcen verbrauchende Bundesland – und steht mit dem notwendigen Ausstieg aus der Braunkohle vor einer weiteren Transformation

Auf der Jubiläumsfeier standen deswegen nicht die vergangenen 20 Jahre sondern die Fragen von morgen im Mittelpunkt. Die EFA feierte ihren Geburtstag folgerichtig mit einer Fachveranstaltung zum Thema ecodesign. Das gilt der Agentur als umfassender Gestaltungsansatz, um die Umweltbelastungen von Produkten und Dienstleistungen über die gesamte Nutzungsphase hinweg zu minimieren. Ihr „ecodesign“-Angebot soll sowohl Unternehmen als auch Designer bei der strategischen Ausrichtung der Produktentwicklung unterstützen, sie vielleicht sogar weg vom Produkt und hin zur ressourcenschonenderen und zukunftsfähigeren Dienstleistung führen.

Dass sich die Aufgaben der Ressourceneffizienz ändern, betonte Dr. Peter Jahns, Leiter der EFA, in Essen ebenfalls. "Als wir 1998 mit unserer Arbeit anfingen, ging es darum, überhaupt ein Bewusstsein für einen vorsorgenden Umweltschutz zu schaffen. Wir zeigten, dass ressourceneffizientes Wirtschaften ökologisch und ökonomisch Vorteile bietet", sagte Jahns in seiner Begrüßungsrede: „Heute geht es um viel mehr: Es geht um Verbesserungen vom Produktdesign über die Produktion bis zur Wiederverwertung, auch unter Einbeziehung der Verbraucher. Megatrends wie Digitalisierung, Herausforderungen wie die abnehmende Verfügbarkeit von Rohstoffen und neue Ansätze wie Circular Economy, die einen erheblichen Einfluss auf unsere Wirtschafts- und Lebensweise haben." Bei all dem unterstütze die EFA heute und in Zukunft Unternehmen und Handwerk, diesen Herausforderungen zu begegnen.

Auch beim feierlichen Festakt am Nachmittag kam dem Thema ecodesign eine wichtige Rolle zu. So referierte Andreas Enslin, Leiter des Designcenters der Miele & Cie. KG und Vizepräsident des Verbands der Deutschen Industriedesigner (VDID e.V.), über das Thema „Design zwischen Funktionalität und Nachhaltigkeit“ und diskutierte anschließend mit Ministerin Heinen-Esser und Dr. Jahns darüber.

Die EFA kann nach 20 Jahren auf eine erfolgreiche Bilanz zurückblicken: Über 250 Beratungsprojekte initiieren und begleiten die insamt 30 Mitarbeiter*innen pro Jahr. Alleine in den vergangenen zwei Jahren konnten mithilfe der Ressourceneffizienz-Beratung der EFA Kosteneinsparungen von rund 12,5 Millionen Euro pro Jahr realisiert werden, denen Investitionen in Höhe von ca. 18 Millionen Euro gegenüberstehen. Die erzielten Material- und Energieeinsparungen entsprechen CO2-Äquivalenten von jährlich ca. 27.000 Tonnen.

Vor fünf Jahren, zum 15. Geburtstag, erschien zum Jubiläum das von der EFA mitherausgegebene factory-Magazin mit der Ausgabe Glück-Wunsch – die sich titelgemäß um das Thema Glück drehte und mit einem Glückwunsch an die EFA verbunden war. Zum 20. Geburtstag kann sich das factory-Team dem nur erneut anschließen und die ungebrochen geltenden Glücksregeln der Glück-Wunsch-Ausgabe hinweisen. Auf die nächsten 20!

Foto: Robert Hornung, Flickr.com

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