Termine

  • Bilder der 40-Jahr-Feier der GLS Bank
    Die Bochumer Ruhrcongress-Halle im Zeichen der GLS Bank.
  • Die Pressekonferenz zum Jubiläum der GLS.
  • Investierte Leistungen der Bank in die verschiedenen Bereiche von 1974 bis 2014.
  • Die Bilanzen 1975 und 2014 im Vergleich.
  • Krisengewinner GLS Bank: Rasantes Wachstum mit Beginn der Krise 2007.

Das Vorbild für die Bankenwende wird 40

Die diesjährige Genossenschaftsversammlung der GLS Bank steht ganz im Zeichen des 40. Geburtstags der Bank, die mit ihren Krediten nicht nur einen Teil der Energiewende finanziert hat, sondern auch für eine Bankenwende im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens eintritt.

Im nach dem Quanten-Unwetter relativ baum-zerstörten Bochum – die Stadt sieht aus wie eine Modellbahnanlage mit als Irisches Moos von den Bäumen überall verteilten Baumkronen und hallt vom Motorsägenlärm wider – bietet die Ruhrcongress-Halle wohl gerade genügend Raum für die 4500 angemeldeten Besucher, die in diesem Jahr mit "ihrer" Bank als Genossenschaftsmitglieder oder Interessenten Geburtstag feiern wollen.

Schon in den letzten Jahren sei es im Schauspielhaus mit knapp 1000 Besuchern schon oft "zu gemütlich" geworden, sagt Vorstand Andreas Neukirch bei der GLS-Pressekonferenz. In den Sälen sind Infotafeln, Ruhe- und Schlemmerecken von Projekten und Kreditnehmern aufgebaut, die bio-dynamische oder ökologisch-kontrollierte Lebensmittel herstellen. "Für eine Agrarwende hat es leider noch nicht gereicht", bedauert Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der Bank. Doch immerhin gibt es statt 5000 Hektar ökologischer bewirtschafteter Flächen 1974, dem Gründungsjahr der Bank, heute knapp 1.045.000 Hektar davon. 800 Millionen Euro hat die GLS Bank von 1974 bis 2014 in diesem Bereich finanziert. Allerdings werden nur vier Prozent der Nahrungsmittel hierzulande biologisch erzeugt, der Boom der Biobranche mit ihrem Jahresumsatz von 7,5 Milliarden Euro wird von Flächen außerhalb Deutschlands genährt. Zwar sind die Preise für Ökowaren gesunken, die Bodenpreise aber ins Unbezahlbare gestiegen. Der GLS Biobodenfonds findet kaum zusammenhängende Flächen für die Entwicklung. "Wir werden m Herbst eine Biobodengenossenschaft gründen, um den Zusammenhang zwischen Ernährung und Boden sichtbar zu machen", erklärt Jorberg.

Sichtbar größer ist der Anteil der GLS Bank an der berühmten Energiewende. 1,2 Milliarden Euro investierte die Bank in den Ausbau "bürgernaher" erneuerbarer Energiequellen in den 40 Jahren ihres Bestehens, wie Jorberg betont. 27 Prozent beträgt 2014 der Anteil regenerativ erzeugten Stroms 2014, 1974 waren es gerade mal vier Prozent. Bildung, Soziales und Wohnen bilden mit jeweils einer Milliarde Euro die weiteren Eckpfeiler der 40-jährigen Investitionstätigkeit der Bank, die mit Ernährung und Energie zusammen fünf Milliarden Euro umfasst. "Mit relativ wenig Geld viel erreicht", kommentierte Ecoreporter Jörg Weber die Entwicklung bei den Erneuerbaren – doch heute wird keine Bank noch Windkraftfonds für den grauen Markt auflegen, die Energiewende scheint zu stocken, wo also sieht die Bank jetzt ihre Zukunft bei den Erneuerbaren?

"Wir waren häufig die Katalysatoren, jetzt finanzieren auch andere Banken die Energiewende", betonte Andreas Neukirch. "Wir brauchen aber auch qualitativen Ansprüche, nicht nur die Finanzierung über die blanke Masse." Und so investiere die Bank nun in den Bereich neuer Elektro-Mobilität. "Wir setzen weiter Markt-Maker-Impulse, aber wir bleiben im Markt, auch für neue Entwicklungen", bestätigte Jorberg und ergänzt, dass man auch die jetzige Entwicklung der Energiewende eher historisch sehen müsse. Immerhin habe sie in der Photovoltaik zu einer immensen Kostenreduktion geführt. Gleichwohl brauche die Wende eine Strukturänderung, die die Netze und den Kraftwerkspark umfasse. "Die großen Stromkonzerne haben die Entwicklung verschlafen, sie sind nicht tatsächlich vorweggegangen", schmunzelte Jorberg.

Eine andere Wende liegt Jorberg noch näher: die Bankenwende. Bankgeschäfte sind eine Hilfsfunktion für das, was Realwirtschaft heute ist, definiert Jorberg bündig. Doch kommt das günstige Geld dort an, wo es für die Zukunftsentwicklung gebraucht wird? Eindeutig nicht, sagt Jorberg. Das sei in der Krise sichtbar geworden, doch diese Frage werde heute einfach nicht gestellt. Stattdessen werde die weitere aktuelle Absenkung des Leitzins durch die EZB einfach verpuffen und die Auswirkungen des Negativzins könne man noch nicht abschätzen. Hinzu käme ein sinnloses 400 Milliarden-Euro-Paket zur Wiederbelebung des Kreditgeschäfts im Süden Europas, von dem andere profitieren werden, denn es herrsche schon Überliquidität. "Es werden heute keine Risiken eingegangen, um zukunftsfähige Entwicklung zu fördern, weder im Süden Europas, noch in unserer Branche", erklärte er.

"Das EZB-Paket hilft nur den großen Banken im Interbankengeschäft, es ist kein Förderprogramm für kleine und mittlere Banken", ist Jorberg überzeugt. "Die Branche ist nicht in der Lage, das Geld dahin zu bringen, wo es gebraucht wird. Und das ist auch eine Auswirkung der Regulatorik, die notwendig ist, aber falsch formuliert ist."

Aus der systemisch organisierten Verantwortungslosigkeit, die dazu führe, dass das Geld nicht da ankommt, wo es gebraucht wird, käme man nur heraus mit einer Bankenwende. Notwendig dazu seien mehr engagierte Menschen. "Sie sind die Voraussetzung dafür, dass sich etwas ändert, denn das Wesen einer Wende ist, sich immer wieder zu wenden und neu zu orientieren."

Die 10000 neuen Kunden und 20 neuen Mitarbeiter in diesem ersten Halbjahr seien da ein weiterer Schritt, bilanzierte Andreas Neukirch kurz die erneute Erfolgsbilanz der Bank. "Aber als schönstes Geburtstagsgeschenk für die GLS Bank sehen wir die große Zahl der Teilnehmer unserer Jubiläumsversammlung an." Die dauert zwei Tage, mit viel Prominenz auf dem Podium, wie Bundestagspräsident und Urbochumer Norbert Lammert, Ex-Bundespräsident und Ex-IWF-Vorstand Horst Köhler, Starköchin Sarah Wiender und Kabarettist Georg Schramm, dazu viel klassische und etwas Popkultur – und vielen leckeren Kleinigkeiten aus den GLS-finanzierten Bio-Anbauprojekten.

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