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Bundespreis Ecodesign 2023 prämiert zwölf Vorreiterprojekte für ökologische Produkte und Services

Um Klimaneutralität zu erreichen, muss ökologisches Design von Produkten und Dienstleistungen eigentlich Standard werden. Auf dem Weg dahin sind die Vorreiter, die die ressourcensparenden Effekte bereits nutzen. Wie die Preisträger*innen des Bundespreis Ecodesign. Von Textilien aus Rezyklat über Stoffstrom- und Repairplattformen bis zu wasserwirtschaftenden Pflastersteinen und Hygienepapier aus Kartonverpackungen reichen 2023 die prämierten Innovationen.

2050 will die Europäische Union klimaneutral wirtschaften, die meisten Nationen, die sich gegenwärtig auf dem Klimagipfel in Dubai treffen, wollen ebenfalls Mitte des Jahrhunderts soweit sein.

Was das genau heißt, ist selten definiert und leicht benutzbar. Für eine Wirtschaft und Gesellschaft jedoch, die die Atmosphäre, Umwelt und Menschen nicht länger mit Treibhausgasen, Abfällen und durch Ausbeutung belasten will und kann, hieße das konsequenterweise, dass sie lediglich nachhaltiges Design für Produkte und Dienstleistungen zulässt.

Über nachhaltiges Design wird zwar seit über 30 Jahren referiert und teilweise ist es auch erfolgreich etabliert, durchgesetzt hat es sich bis jetzt gegen die konventionelle, nicht-ökologische und belastende Konkurrenz jedoch nicht – der Anteil entsprechender Produkte und Dienstleistungen bleibt gering.

Denn die Setzung von ökologischen und sozialen Standards wie durch Ökodesign-Richtlinien, Energieeffizienz-Labeln und soziale Aufsichtspflichten in der Lieferkette geschah und geschieht viel zu langsam, um die Produkt- und Servicewelt zu drehen.

Designpreise für das ökologisch Innovative …

Deswegen gibt es Designpreise wie den Bundespreis Ecodesign und den Effizienz-Preis NRW. Mit ihnen erhalten die Einreichenden Personen und Unternehmen die Möglichkeit, eine größere Öffentlichkeit zu erreichen – und sich möglicherweise in der ökologisch- und sozial bewussten Kundengruppe zu etablieren.

Wie und ob das funktioniert, zeigt das factory-Magazin Design mit dem Beitrag "Preise, Prämien und Profite". Darin berichten auch Preisträger*innen des Bundespreis Ecodesign über ihre Erfahrungen mit und durch den Preis.

Zwölf neue von ihnen gibt es nun mit der Preisverleihung 2013. Seit Anfang 2022 erhielt die Jury 360 Projekte von Unternehmen, Design-, Ingenieur- und Architekturbüros und Hochschulen zur Prüfung. Sie untersuchte sie auf deren Innovationsgehalt, ihre Gestaltungsqualität und ihre Umwelteigenschaften. Auch die Auswirkungen auf die Alltagskultur und das Verbraucherverhalten soll eine Rolle in der Bewertung spielen.

… und mit erhoffter Wirkung auf die Wirtschaft

Bundesumweltministerin Steffi Lemke fasste es noch einmal zusammen: „Wirklich nachhaltige Produkte sind so gestaltet, dass sie als Ganzes oder in Einzelteilen langlebig sind und immer wieder verwendet werden können."

Wenn schon lange vor der Herstellung Reparaturfähigkeit und Recycling mitgedacht würden, helfe das, Material, Ressourcen und CO2-Emissionen zu sparen. "Solche Innovationen brauchen wir, um zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs beitragen zu können", lobte Lemke die Einreichenden und Preisträger*innen.

UBA-Vizepräsidentin Dr. Lilian Busse hofft auf entsprechende Wirkung in der Wirtschaft, und dass “... die prämierten Projekte als Leuchtturm in die gesamte Branche wirken und dort einen Veränderungsschub auslösen.”

Das dürfte am ehesten auf die Innovationen in der Kategorie Produkte zutreffen, die sich im harten Wettbewerb mit ihrer besseren Öko- und damit Kostenbilanz durchsetzen müssen, um nicht lediglich "grünes Vorzeigeprojekt" einer konventionellen Produktpalette zu bleiben.

Prämierte Produkte 2023

Die Mono Vest von Neumühle Switzerland GmbH, bestehend aus einer einzigen Materialfamilie, um so eine einfache Wiederverwertung zu ermöglichen. Streng nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft konzipiert wird sie in Europa mit lokalen Lieferanten und Produzierenden in einem Radius von 380 km hergestellt.

Das Satino PureSoft Hygienepapier von WEPA Professional GmbH im nordrhein-westfälischen Arnsberg-Müschede, die damit erstmals ein Hygienepapier in Recyclingqualität aus Wellpappe und Verpackungskarton herstellt. Zusätzlich können durch die Entwicklung eines bundesweiten Rückholsystems gebrauchte Handtuchpapiere in den Kreislauf der erneuten Hygienepapierproduktion integriert werden.

Die hansgrohe Planet Edition des Armaturherstellers Hansgrohe SE in Schiltach, im Schwarzwald und der Phoenix Design GmbH in Stuttgart. Die Sparduschbrause der „hansgrohe Planet Edition“ verbraucht nur 6 Liter Wasser pro Minute und besteht aus recycelten und recycelbaren Materialien.

Der GDM.KLIMASTEIN der Godelmann GmbH & Co. KG im bayerischen Fensterbach: Der vollständig recycelbare Pflasterbelag befestigt Flächen, ohne sie zu versiegeln. So werden Überflutungen verhindert, zurückgehaltenes Regenwasser sukzessiv Bäumen und Grundwasser zugeführt und überhitzte Städte aktiv gekühlt.

Die Reet Aus UPMADE collection vom Aus Design OÜ in Tallinn, Estland: Bei der „Reet Aus UPMADE collection“ wird industrielles Upcycling eingesetzt, um Textilabfälle, die bereits vor Fertigstellung der Kleidung durch Zuschnitt entstehen, in die Neuproduktion einfließen zu lassen.

Prämierte Dienstleistungen in der Kategorie Service

Circular Experience Library der Circular-Experience.org in Wiesbaden: Die Plattform stellt Designer*innen und Unternehmen kostenlos UX-Komponenten (User-Experience) zur Verfügung. Die Bibliothek startet mit insgesamt 72 UX Design Patterns, von denen jedes auf einem (digitalen) Usecase der Kreislaufwirtschaft wie Repair, Refurbish oder Recycle basiert.

Digitales Stoffstrommanagement der N1 Trading GmbH im baden-württembergischen Dossenheim: Die Softwarelösung „Site Depot“ unterstützt Bauunternehmen und Baustoffhersteller bei der Erkennung von Verwertungspotenzialen und der Steuerung von Stoffströmen. Der Funktionsumfang der SaaS-Lösung deckt alle Bauphasen von der Planung bis zur Entsorgung ab.

Repair Rebels der Repair Rebels GmbH in Düsseldorf: Die Plattform bietet Reparatur- und Änderungsdienstleistungen für Schuhe und Kleidung an. Ziel ist es, Reparaturen sowohl zugänglich als auch attraktiv zu machen und gleichzeitig lokale Handwerksbetriebe zu unterstützen.

Kategorie Nachwuchs mit drei Prämierungen

Layers of Value von Virginia Reil (Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Sachsen-Anhalt): „Layers of Value“ ist eine neue Methode zur Verwertung von textilen Industrieabfällen. Stoffreste werden in Schichten kombiniert und beispielsweise durch Stickerei verbunden. So entstehen limitierte Editionen, die im Interieur und in der Mode Anwendung finden.

Product Design of Resource Scarcity von Raphael Jung & Jan Sagasser (Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg): Der Gestaltungsleitfaden für die Herstellung von Consumer Electronics berücksichtigt neben den industriellen Aspekten auch das Nutzungsverhalten. So wird aufzeigt, wie Gestaltung zu einem bewussteren Umgang mit Produkten, deren Wertschätzung und Reparatur führen kann.

Wrap it up von Lukas Henneberger (Universität der Künste Berlin): „Wrap it up“ ist eine wiederverwendbare Alternative für Einweg-PE-Stretchfolien und Multimaterial-Fallschutzvorrichtungen für Rollwägen. Die aus hundert Prozent TPU hergestellte Folie stabilisiert Rollcontainer und hält das Lagergut an seinem Platz.

Ausgezeichnetes Forschungsprojekt

GOLD – Textilien aus Kollagen von WINT Design Lab in Berlin: Das Forschungsprojekt „GOLD“ untersucht die Goldschlägerhaut, ein Gewebetyp im Magen der Kuh, um ein kreislauffähiges, bio-basiertes Hochleistungstextil zu entwickeln. Die besonderen Materialeigenschaften werden anhand einer leichten Regenjacke veranschaulicht.

Neben den prämierten sind natürlich auch die nominierten Projekte interessant als Vorbilder oder Inspiration. Sie sind auf der Website ebenfalls beschrieben, zu den prämierten Projekten gibt es jeweils drei beantwortete Fragen zu den Ursprüngen und der erhofften Zukunft der Ideen und Produkte.

Die Jury bestand 2023 aus: Werner Aisslinger (Produktdesigner), Prof. em. Anna Berkenbusch (Kommunikationsdesignerin, Professorin em. an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle), Prof. Matthias Held (Produktdesigner, Professor an der HfG Schwäbisch Gmünd), Dr. Bettina Hoffmann MdB (Parlamentarische Staatssekretärin im BMUV), Prof. em. Günter Horntrich (Produktdesigner, Professor em. für Design und Ökologie an der KISD – Köln International School of Design), Dr. Bettina Rechenberg (Leiterin des Fachbereichs III „Nachhaltige Produkte und Produktion, Kreislaufwirtschaft“ im UBA), Prof. Dr. Claudia Perren (Architektin, Direktorin der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel), Siddharth Prakash (Leiter der Gruppe Zirkuläres Wirtschaften und Globale Wertschöpfungsketten im Bereich Produkte- und Stoffströme am Öko-Institut in Freiburg) und Prof. Friederike von Wedel-Parlow (Modedesignerin, Gründerin des Beneficial Design Institute).

Die Juror*innen müssen zur Beurteilung den gesamten Produktlebenszyklus von den Vorstufen der Produktion, über Fertigung, Distribution und Nutzung bis hin zum „End of Life“ betrachten.

Die Kriterienmatrix des Bundespreises Ecodesign sowie das Ecodesignkit des Umweltbundesamtes bieten Bewerber*innen Orientierung dabei, welche ökologischen Aspekte im Gestaltungsprozess mitgedacht werden können und sollten.

Mit der Preisverleihung 2023 startet auch schon der Wettbewerb für 2024: Der Bundespreis Ecodesign 2024 wird am 22. Januar 2024 erneut europaweit ausgeschrieben.

Mehr zu einem nachhaltigen Design, das mehr umfasst als lediglich Produkte und Services, im factory-Magazin Design, das gut lesbar auf Tablets und am Bildschirm und vor allem schön “designt” ist. Und im entsprechenden Themenbereich, dort mit den Hinweisen zu zugehören News.

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