Die begrenzten nachwachsenden Ressourcen Deutschlands könnten die eigene Bevölkerung nicht versorgen. Ab dem heutigen Tag sind diese verbraucht. Die weitere Überlastung der ohnehin bereits überschrittenen planetaren Grenzen geht auf Kosten der Ressourcen anderer Länder.
Der "Country Overshoot Day" markiert den Zeitpunkt im Jahr, an dem ein Land seine nachhaltig nutzbaren Ressourcen erschöpft hat. Noch nie lag der deutsche Erdüberlastungstag so früh im Kalender, trotz des einen Tag längeren Schaltjahrs.
Die Verschiebung nach vorn im Kalender kennzeichnet den weiter wachsenden Bedarf: Würden alle Menschen so viel verbrauchen wie in Deutschland, bräuchten sie drei Planeten – noch liegt der globale Durchschnitt bei "nur" 1,7 Erden.
Der Earth Overshoot Day ist ein Aktionstag, mit dem das Global Footprint Network und viele weitere Nichtregierungsorganisationen auf den weiter ungebremsten Ressourcenverbrauch hinweisen – sowohl in den jeweiligen Ländern als auch beim globalen Overshoot Day, der Ende Juli bzw. Anfang August eintritt, vor 25 Jahren aber noch im Oktober lag.
Deutschlands Erdüberlastung liegt mit einem Dutzend weiterer Staaten fast noch im ersten Drittel des Jahres. Das zeigt aber die hohe Verantwortung für die globale Überlastung. Den nahezu stagnierenden Pro-Kopf-Verbrauch beziffert das Umweltbundesamt in seinem Ressourcenbericht 2022 auf rund 16 Tonnen pro Jahr. Global verträglich sollen rund acht Tonnen pro Kopf und Jahr sein.
Die Gründe liegen im weiterhin hohen Energieverbrauch, den zu hohen Emissionen aus den Sektoren Verkehr und Wohnen, der industriellen Tierhaltung und der Umweltverschmutzung, fasst der BUND zusammen.
Ressourcenwende mit Ressourcenschutzgesetz
Organisationen wie der BUND und der WWF fordern deshalb für Deutschland ein Ressourcenschutzgesetz und eine entsprechende Circular Economy. Die Analogie zum Klimaschutzgesetz ist offensichtlich: Mit mittel- und langfristigen Zielen lassen sich Ressourcen wie Emissionen reduzieren.
Weil Ressourcenschutz ohnehin der beste Klima-, Arten- und Krisenschutz ist, ließen sich mit einem konsequenten Ressourcenschutzgesetz gleich mehrere gesamtgesellschaftliche Ziele erreichen. Auch die materielle und immaterielle Versorgung ließe sich so sichern, wie das factory-Magazin Wohlstand zeigt.
Das Gesetz würde die Forderungen der neuen EU-Ökodesign-Richtlinie umsetzen und zu einem nachhaltigem Produkt- und Dienstleistungsdesign führen. Ressourcensteuern auf kritische Rohstoffe dürften zu mehr Recycling, längerer Lebensdauer und Nutzung und damit mehr Klima- und Umweltschutz führen. Produzent*innen wie Konsument*innen würden stärker an den Aufwendungen, Kosten und Verpflichtungen beteiligt, die mit den Umweltauswirkungen ihrer Produkte einhergehen, schreibt das Öko-Institut in einem Policy Brief zur Circular Economy.
Für den WWF ist die geplante Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung nur der erste Aufschlag für ein Ressourcenschutzgesetz. Analog zum deutschen Klimaschutzgesetz sollte dieses klare Zielwerte enthalten, "wie etwa sieben Tonnen Rohstoffkonsum pro Kopf und Jahr bis 2045 und eine Verdoppelung der zirkulären Materialnutzungsrate auf 25 Prozent bis 2030", so der WWF anlässlich des deutschen Erdüberlastungstags.
"Ein Land, das so viele Ressourcen verbraucht wie wir, wirtschaftet schlecht und rücksichtslos", kommentiert Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND „Eine Ressourcenwende ist dringend notwendig, ein wirksames Ressourcenschutzgesetz längst überfällig.“
Mehr zum besseren Krisen- durch Ressourenschutz im factory-Magazin Wohlstand und natürlich im Magazin Ressourcen – und in den jeweiligen Themenbereichen.