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  • Screenshot der Website des Klimastreiks 1. März 2024 zeigt Menschen mit gemeinsamem Banner mit Aufdruck "Wir fahren zusammen"
    Gemeinsamer Klimastreik von FFF und ver.di. Bild: Screenshot fridaysforfuture.de

Klimastreik für mehr Nahverkehr und bessere Arbeitsbedingungen

Die Gewerkschaft ver.di und Fridays for Future haben ein gemeinsames Bündnis: "Wir fahren zusammen". Am 1. März 2024 streiken sie bundesweit auch zusammen – für bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und mehr Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr.

Deutschland könnte bis 2035 emissionsfrei mobil sein, zeigte das Wuppertal Institut 2017 in einer Studie für Greenpeace. Und das will der größte Teil der Bevölkerung auch, so das soziale Nachhaltigkeitsbarometer – doch die so genannte Verkehrswende kommt nicht voran, die Emissionsreduktion ist marginal. Dabei könnte gerade die Mobilitätswende ein echter Game-Changer sein, weil sie den hohen Ressourcenverbrauch in vielen Sektoren reduziert.

Wissenschaft, Klima- und Umweltbewegung und häufig sogar Kommunal- und Landespolitik fordern deswegen mehr Tempo – und vor allem Investitionen in eine entsprechende umwelt- und klimafreundliche Verkehrsinfrastruktur. Damit wollen sie mehr Menschen in Bus und Bahn und mehr Gütertransport auf die Schiene bringen – neben mehr Nahmobilität per Pedes und Rad.

Die gegenwärtigen Sparauflagen – Stichwort Schuldenbremse – lassen das nicht zu – lediglich mit ungebrochen weiter verfolgten Straßenbauprojekten scheint die deutsche Verkehrspolitik im großen Maßstab für Klimaneutralität sorgen zu wollen. An einem Umbau der ressourcenintensiven Industrie- und Arbeitsstrukturen weg vom motorisierten Individualverkehr hin zum ressourcenleichten, flächendeckenden komfortablen und gut ausgestatteten öffentlichen Verkehr hat sie offensichtlich wenig Interesse.

Keine Transformation ohne Investitionen in Arbeit

Gleichzeitig verschlechtern sich die Bedingungen im öffentlichen Nahverkehr weiter. Der Großteil der Belegschaft ist inzwischen älter als 55 Jahre und wird in den nächsten Jahren das Rentenalter erreichen. Zudem ist der Beruf durch Schichtarbeit, wechselnde Routen, lange Arbeitszeiten und zu kurze Ruhezeiten, Krankheitsausfällen und der Verantwortung für Menschenleben entsprechend fordernd. Und die Entlohnung zwischen 1.900 und 2.560 Euro brutto ist für einen derart stressigen Job bei gleichzeitigem Personalmangel zu gering, sagen nicht nur Gewerkschaftler*innen.

Entsprechend logisch ist daher die Verbindung der Fridays-for-future-Bewegung mit den ÖPNV-Beschäftigten: Ohne Investitionen in Arbeit und Infrastruktur wird es den so dringend benötigten Ausbau umweltfreundlichen Nahverkehr nicht geben. Bis zu 110.000 zusätzliche Beschäftigte bis 2030 sind im ÖPNV nötig, schätzt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen.

Und so wird der erste bundesweite Klimastreik im Jahr 2024 gleichzeitig der bundesweite Hauptstreiktag für die Forderungen der ÖPNV-Beschäftigten sein. Das seit 2020 bestehende ver.di-FFF-Bündnis "Wir fahren zusammen" hat diesen in allen Bundesländern außer Bayern für den 1. März angekündigt. 130 kommunale Verkehrsunternehmen mit insgesamt 90.000 Beschäftigten verbinden dazu ihren Warnstreik innerhalb der ÖPNV-Tarifverhandlungen mit dem Klimastreik.

Gemeinsame Forderungen von Bewegung und Gewerkschaft: Bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und Investitionen von insgesamt 100 Milliarden Euro bis 2030 in eine sozial gerechte Verkehrswende.

Dass ver.di mit der Unterstützung der Klimabewegung einen politischen Streik führe, der mehr als Arbeitsbedingungen beträfe, weist sie provisorisch zurück, berichtet die taz.

Mehr Konversion durch mehr gemeinsame Streiks?

Doch die gewachsene Schnittmenge zwischen den Interessen der Beschäftigten und denen der Klimabewegten könnte ein Hinweis auf die Richtung der Arbeitskämpfe und Klimastreiks der nächsten Jahre sein: Wenn in Zeiten von Klimawandel und geringer Lohn- und Infrastrukturausstattung auch weitere Beschäftigten- mit den for-future-Gruppen für die Transformation streiken, dürfte das konkrete Ergebnis auch für die Emissionswende besser als bisher aussehen – die notwendigen Investitionen vorausgesetzt.

Nicht nur für den Bereich der lobby-mächtigen privaten Automobilindustrie und ihre Beschäftigten wäre das interessant, auch für die weiterer energieintensiver, linearer Industrien – oder auch für die konventionelle Landwirtschaft.

Mehr zum Thema in den factory-Magazinen Mobilität und Industrie, sowie selbstverständlich auch im Magazin Freiheit. Oder im kommenden Magazin Wohlstand - bei Mail an uns, schicken wir den Veröffentlichungstermin. Infos zu Gründen und Ergebnissen der Streiks fasst das Labournet in einem fortlaufenden Dossier zusammen.

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