Sicher ist, dass ohne eine wesentliche Reduktion der Verkehrsemissionen die Klimaneutralität in Deutschland nicht zu erreichen ist. Dazu gehört, dass der motorisierte Individualverkehr deutlich sinken muss. In Szenarien wie denen des Wuppertal Instituts für eine CO2-freie Mobilität bis 2035 wird eine Reduktion um knapp 65 Prozent der Kraftfahrzeuge in Städten bis 2035 nötig – wobei diese elektrisch betrieben werden.
Zwar verzichten in vielen Städten, die einen gut ausgebauten ÖPNV besitzen, schon viele Menschen auf den Erwerb eines eigenen Autos, der überwiegende Teil der Menschen in Deutschland hält aber immer noch den Besitz eines Autos für die wirtschaftlichste Lösung der Mobilität.
Dabei rechnen sich viele Nutzer*innen den Kauf und Betrieb gern schön, denn ein Auto zu besitzen ist deutlich teurer die meisten denken. So macht der Kostenrechner des ökologischen Verkehrsclub VCD einmal mehr deutlich, dass sich der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen zum Pkw auch finanziell lohnt. Erst vor kurzem hatte der VCD mit einem Faktencheck zum Elektroauto mit den Vorurteilen zur sozial-ökologischen und ökonomischen Bilanz aufgeräumt.
Der jetzt gestartete Kostencheck vergleicht jeweils zwei verschiedene Mobilitätsangebote - vom Kleinwagen über das E-Auto bis hin zu Lastenrad und ÖPNV-Ticket und wägt die Anschaffungskosten, die monatlichen Kosten und die Kosten pro Kilometer gegeneinander ab. Auch Reparaturkosten, Versicherungsbeiträge oder den Wertverlust eines Autos kann man sich anzeigen lassen. Dabei wird deutlich, dass das eigene Auto im monatlichen Gebrauch viel teurer ist, als die meisten Menschen annehmen.
Verglichen werden dabei nur die Neuerwerbspreise für die Fahrzeuge. Allerdings sind die Betriebskosten aufgrund höherer Wartungs- und Reparaturkosten von gebrauchten älteren Fahrzeugen auch nicht sicher zu kalkulieren.
Es zeigt sich aber, dass selbst die günstigste Fahrzeugklasse, ein Kleinstwagen, monatlich deutlich teurer ist als die vermeintlich teure Bahncard 100 und dreimal so viel wie eine Monatskarte für den ÖPNV kostet. Das liegt unter anderem am Wertverlust, der selten mitgedacht wird. Mit dem Umstieg auf den ÖPNV oder das Fahrrad tut man also nicht nur der Umwelt etwas Gutes - es schont auch den eigenen Geldbeutel.
Interessant ist der Kostenrechner deshalb insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen. Da der Satz für Mobilität im Arbeitslosengeld (ALG) II bei rund 35 Euro monatlich liegt, bleibt vielen nur das Fahrrad als bezahlbare Mobilitätsform, selbst Sozialtickets für den ÖPNV sind häufig teurer. Daher fordert der VCD, dass das Sozialticket nicht teurer sein darf als der für Mobilität berechnete Satz im ALG II. Auch jüngere Menschen, die noch eine Ausbildung absolvieren oder studieren, müssen in der Regel mit einem knappen Budget auskommen. Von den etwas mehr als 900 Euro pro Monat, die ihnen durchschnittlich zur Verfügung stehen, müssen sie rund 100 Euro allein für Mobilität aufwenden.
Immerhin hat auch der Bund Interesse am individuellen Umstieg: Der VCD Kostencheck wurde im Rahmen der beiden Projekte "DIY. Dein Mobilitätsprojekt" und "Verkehrswende: klimaverträglich und sozial gerecht" durch das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt finanziert.
Mit welchem Verkehrsmittel man die größte Menge CO2, die meiste Zeit und das meiste Geld einsparen kann, hat der VCD-Verkehrsmittelvergleich anhand städtischer Entfernungen und Langstrecken errechnet. Schön wäre natürlich auch dafür ein Online-Vergleichstool – aber vielleicht liefern uns das bald die klimabewussten Konzerne wie Apple und Google mit ihren Navigationstools.
Mehr zum Thema Mobilität lesen Sie im factory-Magazin gleichen Titels, das kostenlos zum Download steht. Das Magazin ist reich illustriert und mit vielen weiteren Informationen gespickt, einzelne Beiträge daraus können auch im Themenbereich kommentiert werden. Wie man zum Beispiel selbst leicht zur Verkehrswende kommt, beschreibt Mach die Wende!